Lufingen – Tiefenbach via Axenstrasse
Rückreise:
Tiefenbach – Lufingen via Luzern
Wetter:
Schön, wenige hohe Schleierwolken
Gefallen:
-beeindruckende Landschaft
-meine erste alpine Route
Nicht gefallen:
-Blase am Fuss
Fazit:
5 3/4 von 6 Maximalen.
Schon lange wollte ich mal prüfen, ob ich einem als alpine Route signalisierten Pfad gewachsen bin. Bisher haben mich die auf der offiziellen homepage der Schweizer Wanderwege gelisteten Anforderungen abgeschreckt. Von Kletterstellen und ungesicherten ausgesetzten Passagen, ja sogar vom Umgang mit Steigeisen und Pickel war da die Rede. Als ich die in diesem Bericht geschilderte Wanderung plante, wusste ich noch nicht, dass ein Grossteil auf eben einer solchen Route verläuft. Da in Tourenbeschrieben im web diese als für erfahrene Bergwanderer problemlos machbar beschrieben wurde, beschloss ich es zu wagen! Alleine wollte ich hingegen doch nicht gehen, das hätte ich dann doch als etwas zu fahrlässig eingestuft. Also fragte ich meinen Vater, ob er mitkommen wolle. Auch für ihn war so ein Weg Neuland und so kamen wir beide zu unserer weiss-blau-weissen Premiere.
Ausserdem konnten wir mit dem Auto meines alten Herrn reisen. Ich benutze zum Wandern ja sehr gerne den ÖV, aber der Busfahrplan über den Furkapass ist nun wirklich dürftig: Pro Richtung zwei Fahrten, eine am frühen Morgen und eine am Abend. Morgens um fünf aus den Federn und dann zehn Stunden Zeit haben für eine Wanderung die mit 5 1/2h veranschlagt ist? Nein danke, das ist auch für mich etwas zuviel. So fuhren wir dann gemütlich gegen 8 Uhr los und erreichten kurz vor 10 Uhr den Weiler Tiefenbach an der Furka Ostrampe. Nun hiess es Wanderschuhe schnüren, Rucksack schultern und los ging’s!
Zuerst liefen wir auf dem Hüttenweg Richtung Albert-Heimhütte, einer Berghütte des SAC (Schweizer Alpen Club, das Schweizer Pendant zum DAV oder ÖAV).
^^Schroff erhebt sich der Lochberg über der Hütte. Wer entdeckt sie?
^^Auf dem ersten Foto nicht zu erkennen: Wie ein Adlernest thront die Albert Heim-Hütte auf einem Felskopf. Sie ist eine der wenigen Schweizer Berghütten welche nach einer Person und nicht nach der Gegend in der sie steht benannt wurde. Albert Heim war ein Schweizer Geologe und Alpenforscher.
^^Wir stiegen jedoch nicht bis zur Hütte auf, sondern bogen vorher links auf eine Umgehung ab. Von diesem Weg geniesst man einen tollen Blick auf den Tiefengletscher und den Galenstock.
Nach wenigen Minuten erreichten wir einen Steg über den Tiefenbach. Nun galt es ernst, die Signalisierung wechselte nun auf alpine Route. Durch eine Schotterhalde ging es steil aufwärts. Dort rutschte mein Vater aus und schürfte sich die Handfläche auf. Nach einer improvisierten Verarztung mit Hilfe einer Papierserviette, welche ich in meinem Rucksack fand (keine Ahnung wo und warum ich die mitlaufen liess) konnte er jedoch weitergehen. Nun war es schon kurz vor zwölf und unsere Mägen machten sich bemerkbar. Auf einer flachen Steinplatte mit schöner Aussicht packten wir unseren Proviant aus.
^^Wir bekamen schon bald Gesellschaft von Besuchern, die auch auf einen Happen hofften. Wir mussten sie allerdings enttäuschen. Es zeigt aber, wie gewitzt und aufmerksam Bergdohlen sind. Sie haben schon lange begriffen, dass bei und um die Berghütten auch für sie was abfällt. Darum leben sie gerne dort und verfolgen sogar Wanderer aus der Luft um im richtigen Moment auch ja sofort zur Stelle zu sein! Nun, sie gehören zu den Rabenvögeln und die sind erwiesenermassen sehr schlau. Übrigens, diese Stelle trägt den Namen Chräienest (Krähennest)! Wie passend, denn die Krähen sind nahe Verwandte der Dohlen.
Bei der Planung sah es noch so aus, als ob der Tiefengletscher überquert werden muss. Doch durch die Gletscherschmelze fällt das nun im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, schade! Dafür erhält man nach einer kurzen Kraxelpartie eine schöne Aussicht über den Gletscher und seine Gipfel.
^^Der Weg wurde zu Ehren eines aus Nepal stammenden Mitarbeiters eines einheimischen Bergführers benannt. Im Hintergrund ein Stückchen Tiefengletscher
^^Über grosse Blocksteine geht es nun über weite Strecken voran. Mittendrin liegt dieser Holzsteg ziemlich unnütz herum. Weder überquert er einen Bach noch eine besonders grosse Lücke, keine Ahnung wozu er gut sein soll.
Nur langsam kommt man in diesem Steinlabyrinth voran. Immer wieder muss man anhalten, um sich über das Weitergehen zu orientieren. Wie ein Steinbock oder Gämse muss man des Öfteren von Stein zu Stein hüpfen.
^^Belohnt wird man für die Mühe unter anderem mit dem Anblick dieses namenlosen Bergsees.
^^Nach etwa 1 3/4h hat man die diversen Blockschuttfelder endgültig durchquert und der Weg wird zu einem gewöhnlichen Bergpfad. Zuerst fällt er, nur um gleich danach wieder anzusteigen. So ist das halt in den Bergen, ist geht selten eben voran.

^^Blick Richtung Furkapasshöhe. Um nicht als Hochverräter des Landes verwiesen zu werden, habe ich in mühsamer Kleinarbeit eine streng geheime Seilbahn aus dem Foto retouchiert.
^^Doch noch wartet eine weitere kurze Kletterstelle auf die Wanderer. Man beachte, es handelt sich um ein Bergsteigerseil und nicht die sonst zur Wegsicherung üblichen Stahlseile oder Ketten!
^^Von obigem Stelle ist es nicht mehr weit bis zum nächsten Etappenpunkt, der Sidelenhütte. Mit 2708m der höchste Punkt der Tour.
Da das Gröbste nun geschafft war, gönnten wir uns eine Zwischenverpflegung. Leider war das Essen nicht so toll. Die hausgemachte Suppe, für welche die Hütte bekannt ist, sei schon aus, sagte die junge Frau hinter dem Tresen, aber sie könne uns noch eine Beutelsuppe offerieren. Es ist ja schön, dass sie sich um die Gäste bemüht. Aber für dieses, erst noch ziemlich dünn angerührte Fertigsüppchen gleich viel zu verlangen wie für die hausgemachte, finde ich schon frech. Da könnte man sich durchaus etwas entgegenkommend zeigen. Dafür überzeugten die gute Stimmung auf der Terrasse und die hochalpine Umgebung. Es herrscht hier absolut kein Massentourismus, dazu ist die Hütte zu abgelegen. Vom Furkapass her ist es zwar nur gut 1 1/2h Marschzeit, aber da hier alle Wege enden verirren sich nicht so viele Wanderer hierher. Die Gegend ist dafür ein Kletterparadies. Hier findet man auch die Kamel genannte Felsnadel auf der die bekannte Werbung für Mammut entstand.
^^Der Sidelensee wird direkt vom Sidelengletscher gespiesen.
^^Auch hier befindet sich der Gletscher auf dem Rückzug und hat dabei unverwechselbare Spuren hinterlassen. Im Hintergrund ist der Verursacher namens Sidelengletscher noch zu erkennen.
^^Hier seht ihr ihn noch etwas näher herangezoomt.
Kurz darauf passierte auch mir ein Missgeschick: Gebannt von der Landschaft achtete ich nicht auf den Weg, der hier übrigens nur noch weiss-rot-weiss markiert ist, und mein rechter Fuss knickte weg. Zum Glück trug ich hohe Wanderschuhe, sonst wäre ich wohl kaum nur mit einer Verstauchung davongekommen. Aber angenehmer wurde der Abstieg dadurch natürlich nicht! Zum Glück war es nicht mehr allzu weit bis zum Ziel.
^^Der Sidelenbach wird auf einem Steg überquert. Man beachte die leeren Ölfässer im Fundament!
^^Ein Blick zurück auf die Ostrampe des Furkas. Die Häuser hinten in der Bildmitte gehören zu Tiefenbach, dem Ausgangspunkt der Tour.
Kurz darauf erreichten wir die Passstrasse beim Punkt Galenböden und damit das geplante Ende der Tour. Im dort stehenden Restaurant gönnten wir uns was zu trinken und ein Stück Kuchen.
^^Sogar der König der Lüfte beehrte uns mit einem Besuch! Es waren sogar zwei Steinadler, welche über unseren Köpfen kreisten, aber aufs Bild habe ich nur einen bekommen.
Unterdessen war es kurz nach vier Uhr und es würde noch fast zwei Stunden dauern, bis der Bus kommt. Also beschlossen wir, auf der Strasse zum Parkplatz zurückzukehren. Auf Asphalt laufe ich nicht so gerne, und mein lädierter Fuss machte es auch nicht einfacher. Immer stärker schmerzte dieser Fuss, und zu allem Unglück machte sich im anderen ein ebenfalls stärker werdendes Brennen bemerkbar. Auf dem Zahnfleisch gehend erreichte ich schliesslich das Auto, wo mein Vater, der ohne Fussprobleme wesentlich schneller laufen konnte, schon wartete. Schnell die Schuhe ausgezogen und tatsächlich: am linken Fuss hatte sich eine Blase gebildet! Da läuft man 5 1/2h problemlos über holperige Bergpfade und holt sich dann auf den letzten 40 Minuten auf Asphalt doch noch eine Blessur! Immerhin gelangen mir unterwegs noch ein paar Schnappschüsse!
^^Zur Versorgung der umfangreichen Militäranlagen wurde eine Seilbahn in mehreren Sektionen gebaut. Als der Pass an strategischer Bedeutung verlor, wurde sie aufgegeben. Übrig blieben diverse Gebäude, hier eine Bergstation wenig unterhalb der Strasse.
^^Etwas weiter unten steht die Talstation, die, gemäss ATV, gleichzeitig die Bergstation einer vom Tal her kommenden Bahn war. Gleich daneben liegt das Gleis der Furka Bergstrecke. 1981 wurde die alte Strecke über den Berg und den Scheiteltunnel auf über 2100m durch den Basistunnel überflüssig und sollte abgebrochen werden. Doch engagierte Bahnfreunde verhinderten dies und gründeten die Dampfbahn Furka Bergstrecke. In freiwilliger Arbeit begannen sie mit dem Wiederaufbau der Strecke und heuer war es endlich so weit: Das letzte noch fehlende Teilstück von Oberwald nach Gletsch konnte wiedereröffnet werden! Nach fast dreissig Jahren fuhr zum ersten Mal wieder ein Zug über die gesamte Strecke oben drüber!
Doch auch auf der Strasse tat sich Interessantes. Schon mehrmals waren zwei komisch lackierte Autos an uns vorbeigefahren und als sie ein drittes Mal auftauchten, hatte ich die Kamera griffbereit.
^^Erwischt, zwei Erlkönige auf freier Wildbahn erlegt! Der GM Konzern nutzt die Ruhe der Nachsaison für Testfahrten mit den Prototypen des Chevrolet Aveo und Opel Astra GTC. Doch sicher sind sie nirgends!
Die Rückreise erfolgte problemlos obwohl wir eigentlich mitten in die Stosszeit kamen. Das wars! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!