Unter Vars-Risoul, auch unter dem Werbenamen Forêt Blanche bekannt (wegen der hellen Lärchenwälder), konnten wir uns nicht allzu viel vorstellen. Immerhin erscheint ein abgelegener Rückseiten-Schlepplift auf dem Pistenplan interessant. Auch Berichte gibt es kaum über dieses Gebiet. Es zählt aber zu den größten in den Französischen Südalpen, was schon mal einen Besuch herausfordert.
Hier zunächst der Pistenplan:
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An diesem Montag-Morgen ist am Lac de Serre Ponçon das schönste Wetter. Ganz im Norden sind ein paar Wolken zu sehen - und genau dort wollen wir hin. In der Tat: Risoul, das wir als Startpunkt anfahren, ist genau an einer Wettergrenze. Wir haben Sonne, aber im Skigebiet hängen einzelne Wolken und das gegenüber liegende Queyras-Tal ist in dicke, dunkle Wolken eingehüllt. Was würde dieser Tag wettermäßig bringen?
Zunächst suchen wir in Risoul einen Parkplatz. Wir wählen den Parkplatz Nr. 5 ganz hinten, wo die Piste Pinatiaux inf. endet, aber kein Lift in Sichtweite ist. Die Lösung findet sich aber schnell: Nach 100 m Fußmarsch in richtung Ortsmitte startet links der Schlepplift Orée du Bois, von dessen Bergstation man alle relevanten Talstationen der Skistation erreichen kann. Auch eine Liftkasse befindet sich praktischerweise an diesem Übungs- und Zubringerlift. Auch Vars-Risoul hat keine Liftkarten mehr, die man umständlich in einen Automaten stecken muss. Hier hat man ein berührungsloses System - und zwar mit einer extrem ausgereiften Technik, nämlich der opto-analogen Abtastung.
So fahren wir mit dem Orée du Bois nach oben.
^^ GMD im Lift, dahinter wieder der ominöse Gelbmann
Der erste Blick aufs Skigebiet ist wenig spektakulär: Lichter Wald und Freiflächen in fast mittelgebirgig anmutendem Gelände
An der Front de Neige startet auch die Télépulse, ein kostenloser Gruppen-Korblift
Wir entscheiden uns für die 8KSB Pré du Bois, welche gleich zu Beginn von der 2SB Clos du Vallon überspannt wird.
An der 8KSB sind sogar einige Minuten Wartezeit. Am nächsten Tag sollte die Bahn wegen einer Revision geschlossen sein.
Als nächstes nehmen wir die 6KSb Peyrefolle, welche nahe der Lifttrasse eine schwarze Piste bietet, und die oben in einer Wolke verschwindet.
Anschließend geht's mit der 2,5 km langen 4KSB Platte de la Nonne nach oben, die ebenfalls in einer Wolke verschwindet.
^^ Die Schneefläche oben rechts neben der Sesselbahn ist eine extrem steile schwarze Piste, dazu später mehr.
Am Zickzack-Schlepplift Razis nehmen wir erst mal die rote Buckelpiste Alpet unter die Räder und fahren mit Schwung die Gegensteigung hinauf, um zur Grand Vallon zu gelangen.
Die Grand Vallon führt als "Außenrum-Piste" sehr abgelegen über zahlreiche Kuppen und Kurven durch lockeren Waldbestand ...
... um später zum Ziehweg zu werden, wo sich ein erster Blick auf Vars Sainte Marie mit dem gegenüber liegenden Skiberg Peynier eröffnet.
^^ GMD, Snowotz und Downhill im Ziehweg nach Vars Ste Marie
Mit der 4KSB Ste Marie geht's zur Mittelstation, wo die 6KSB Peyrol weiter führt.
^^ Rechts die lecker aussehende schwarze Buckelpiste Casse
Mich hätte die Casse für eine Wiederholungsfahrt gereizt, den Rest der Truppe hätte es gern auf die rennstreckenmäßig hergerichtete Olympique gezogen. Der Wille, das ganze Gebiet einigermaßen kennenzulernen, verbietet jedoch Wiederholungsfahrten zu einem solch frühen Zeitpunkt.
Der Plan soll uns via Vars Les Claux zum Skiberg Peynier führen. Wir folgen daher ein Stück weit der 4SB Mayt ...
^^ im Hintergrund der Skiberg mit den Sesselbahnen Escondus und Sibières
... um auf der Hasenpiste (Lièvre) zu landen.
Die Lièvre ist aber nur wenige hundert Meter geöffnet und gewalzt; man muss zwangsläufig in die Sagnes, um dann wieder nach Vars Ste Marie zu gelangen. Nicht mit uns! Wir kämpfen uns entsprechend dem vermeintlichen Verlauf der Lièvre durch (nichts markiert), um dann in nicht mehr skibaren und dubios aussehendem Gelände zu landen.
Wir kämpfen uns dann auf die Liftspur des Lièvre-Lifts durch, um in dieser abzufahren - was die wenigen Liftbenutzer (in der üblichen Bergauf-Richtung) kräftig irritiert. Nach einer recht langen Strecke, aber bevor die Talstation in Sichtweite kommt, fliehen wir auf den Zicklein-Ziehweg (Cabris) in Richtung Plans (Peynier-Zufahrt).
Die Peynier-2SB ist eine Berg-Tal-Berg-Sesselbahn, die im Tal mit einer krassen Stützenkombination mit schrägen Rollen gerade so die Kurve kriegt.
^^ Während der Blauhelm und der Gelbmann angeregte Gespräche führen, fällt der Blick hinten auf den Skiberg Mayt, der doch gewaltig über die Baumgrenze hinausragt.
Weiter links sieht man die hochalpine Trasse der 4SB Crevoux (Bildmitte), die zu dem Rückseiten-Schlepplift Chabrières führt, welcher sich seinerseits hinter dem Felsmassiv rechts verstekt.
^^ links im Bild die Pistenschneisen des bewaldeten Skibergs mit den Sesselbahnen Escondus und Sibières
Vom Peynier zieht's uns erst mal wieder in Richtung Vars Ste Marie, diesmal von der anderen Seite, wo zwei Sektionen Schlepplift hinauf ziehen.
^^ Vars Ste Marie
Vom Peynier führt in Richtung Südosten die landschaftlich schöne Hintenrum-Abfahrt Alpuel durch den Talschluss. Diese ist leider gesperrt, und wir müssen die blaue Lärchen-Piste (Mélèzes) nehmen.
Seitenwechsel: Aus der 4KSB Escondus schaut man genau auf die 4SB Mayt, links davon der Col des Saluces
Jetzt sind wir im Bereich zwischen der 4KSB Escondus und der 6KSB Sibières gelandet, wo oben sehr lichter Baumbestand mit unmodellierten Pisten und angenehmer Atmosphäre herrscht.
Weiter unten werden dann die Pisten und das Ambiente deutlich industrieller, wir entscheiden uns aber für die schwarze Buckelpiste Grand Ubac, welche auch sehr natürlich da liegt.
Es folgt eine rassige Abfahrt auf der Zakopane, die leider nur noch in Form ihrer unteren Hälfte existiert. Die obere Hältfe ist Opfer der Aufgabe des darüber liegenden Skibergs geworden. Man hat den Schlepplift auf diesen Berg abgebaut, nachdem man die Nachfolge KSB auf den rechts benachbarten Berg gebaut hat, der ohnehin schon erschlossen ist. Nicht schön! Heute ist die untere Hälfte der Zakopane über einen längeren Zieweg zu erreichen.
Der Mittag naht, der Appetit auch. Wir kehren nahe der Crevoux-Lifte ein. Nach einer ziemlich geschmacksneutralen Quiche Lorraine und einem Viertele Rosé trauen wir unseren Augen kaum: Es schneit recht stark. Der Fotoapparat bleibt erst mal inder Jacke und wir fahren mit der 12EUB Chabrières und der endlos langen 4SB Crevoux hinauf zum Joch, das die Verbindung zum Crevoux-Tal herstellt. Oben ist es etwas heller, die Sonnenstrahlen kommen fast durch.
Die Sicht wird besser, der Blick fällt auf das Objekt der Begierde - den Rückseiten Schlepplift Chabrières.
^^ Der La de Serre Ponçon hinter den Schneeflocken
^^ Spuren im Neuschnee
Krasse und leicht außerirdische Stimmung hier oben in der Abgeschiedenheit, über dem Abgrund, im sonnedurchfluteten Schneegestöber mit den Wolkenfetzen. Stark! Der lockere Neuschnee auf der kaum befahrenen Piste tut ein übriges. Hier schwebt man wie auf Wolken! Mit 1,7 km ist der Lift auch schön lang.
Whrere the cols have no name! War das nicht von U2? Wir fahren Rückseitig ab in Richtung Risoul über den namenlosen Col. Ein weiter Talkessel wird ausgefahren. An einigen Stellen nehmen Wolken jegliche Sicht.
^^ Whre the cols have no name - im Hintergrund der Schlepplift Bergerie
Nach Fahrten mit der recht sichtfreien 4SB Clos Chardon und der sonnigen 3SB Razis, die gemeinsam aus einer abgelegenen Geländekammer starten, unterqueren wir den SL Bergerie.
Von der 4SB Clos Chardon schaut man genau auf den Bergerie-Lift, der stets in der Sonne liegt, der ideales Skigelände (On-Piste und Off-Piste) erschließt, und der ganz ohne Motor auskommt.
Und wieder geht's mit der 3Sb Razis nach oben, um zurück in die Risoul-Geländekammer zu kommen ...
... aber vorher noch einen weiteren Tanz auf der Alpet-Buckepiste auf der anderen Bergseite am Razis-Zickzacklift zu absolvieren.
^^ Razis-Bergstation - und wieder grüßt der Gelbe
Bei ständig wechselndem Wetter geht es über scheinbar gemütliche Pisten wieder in den wenig spektakulär anmutenden Hauptsektor (gähn)
Ei hoppla! Woas is doan des?
Wie aus dem Nichts kippt die schwarze Vautours-Piste jäh nach unten ab. Mir ist bislang kaum eine schwarze, also kontrollierte Piste mit einem derartigen Gefälle untergekommen. Dieses Teil kann sich durchaus mit Routen-Kalibern wie Mur Suisse oder Momatt messen.
^^ In der Bildmitte der krasse Steilhang
Dann geht's zum gemütlichen, d.h. wirklich angenhem gemütlichen Teil des Tages über: Wir rücken dem Steinmann-Berg (Homme de Pierre) auf den Leib. Dieser unten locker bewaldete und oben spärlich bebaumte Berg mit dem charaktiristischen Sendemast führt im Gebiet ein Rand-Dasein. Die beiden Schlepplifte sind überschaubar frequentiert; die Pisten toll trassiert mit schmalen, recht steilen Muldenpisten am Homme-de-Pierre-Lift und Genusscarvingpisten am rückseitigen Combal-Lift. An letzterem hat man darüber hinaus einen tiefen Blick bis ins Durance-Tal.
^^ In Kurven zum Steinmann, äh Sendemast, äh Homme de Pierre
^^ Fernblick zu den Skibergen Razis und Mayt
^^ Oberer Teil Combal-Carvingpisten
^^ Unterer Teil Combal-Carvingpisten
^^ Im Combal zum Sendemast
^^ Variantenreicher Homme de Pierre
Nach dem wrirklich angenehmen Besuch am Homme de Pierre fahren wir durch eines der in Südfrankreich häufig anzutreffenden Freeride-Gates zu Tal, um nochmals mit der 8KSB un ddem ewig langen Schlepplift Alpet (3 Kurven, ca. 2 km lang) zum Peyrefolle hinauf zu fahren. Der Alpet-Lift läuft oben direkt über den Grat, wo er plötzliche einen überraschend weiten Blick nach Westen frei gibt.
Hochdrucheinfluss setzt sich durch
Ein letztes Mal Platte de la Nonne, dann naht der Liftschluss. Wir fahren nochmal mit dem Mélezet-Lift nach oben ...
... um dann über die Pinatiaux Inférieure unseren Parkplatz Nr. 5 zu erreichen.
Fazit: Von unten sieht das alles sehr mittelgebirgig und langweilig aus. Insgesamt stellt sich dann aber doch eine ordentliche landschaftliche und pistenmäßige Abwechslung heraus. Man muss bedenken, das das Gebiet sechs verschieden Skigipfel hat (Peynier, ???, Chbrières Mayt, Razis, Peyrefolle, Homme de Pierre) und das ca. 9 Geländekammern erschlossen sind. Der Charakter reicht von mittelgebirgig bis hochalplin, und neben zahlreicher "Standradkost" gibt es doch überraschende Momente wie
- uriger Waldberg Peynier
- idyllischer Talschluss in Richtung Col de Vars
- Rückseitenlift Charbrières hinter eindrucksvollem Felsblock, der auch die Geschwindigkeitsrekordstrecke KL beheimatet, mit tollen tief- und Weitblicken
- erstaunlich geniales Skigelände Bergerie
- krasser Steilhang Vautours
- ruhiger und charakteristischer Genussskiberg Homme de Pierre
Sicher kein herausragendes Skigebiet mit Alleinstellungsmerkmalen, aber dennoch für viele Geschmäcker etwas dabei.