Heute steht Alpe d’Huez auf dem Programm. Die Erwartungen sind hoch gesteckt: Ein flächenmäßig großes Gebiet, verschiedene Hangrichtungen, sehr verwinkelt, verschiedene „Alpinstufengrade“, zwei legendäre Abfahrten (Sarenne, Tunnel), vier Abfahrten um die 2.000 Höhenmeter, ein markanter Skigipfel (Pic Blanc). Diese Aspekte versprechen Skigenuss in höchster Vollendung. Ich nehme vorweg: Die hochgesteckten Erwartungen werden nicht ganz erfüllt.
Wir fahren mit dem Wagen den Einstiegspunkt Auris an; dies bietet sich an, wenn man aus östlicher Richtung anreist. So spart man sich etwa 14 km Fahrstrecke im Vergleich zum Einstieg direkt in Alpe d’Huez. Außerdem ist Auris ein ruhiger Einstiegsort ohne Rummel.
Wir bekommen einen guten Parkplatz. Schnee liegt in Auris nur an den Nordhängen.
Heute teilen wir uns in zwei Gruppen auf, da Snowotz und GMD heute die hohe „Schlagzahl“ von Downhill und mir nicht mitgehen wollen und den Tag etwas gemütlicher absolvieren wollen. Später wird sich kurioserweise zeigen, dass sich das Ganze ins Gegenteil verkehren sollte.
Da man zur KSB Auris-Express, welche die Verbindung ins Hauptgebiet darstellt, ein Stück aufsteigen müsste, nehmen wir zunächst den Übungsschlepplift Bauchets am schneebedeckten Nordhang.
Von dort kommt man mit Schwung zum Auris-Express am schneefreien Südhang.
^^ Blick zurück auf den Auriser Skiberg, der von der 4SB Sures erschlossen wird
Es ist obheiter; im Tal herrscht Nebel.
Unverständlicherweise führt der Auris-Express wieder ein ganzes Stück bergab ohne Ausstiegsmöglichkeit auf dem Berg.
^^ Hinten die Szenerie mit Alpe d’Huez und Pic Blanc
Weiter links präsentiert sich der Signal – ein krass erschlossener Skiberg: komplett gewalzt, massiv beliftet und beleuchtet.
Wir fahren mit dem Fontfroide-Parallel-Schlepplift nach oben, eine gute Entscheidung – wir überholen mehr als 30 Sessel der parallelen 4SB.
Ein Wort zur Schneelage: Die ist erwartungsgemäß schwächer als in den anderen Gebieten der südlichen Alpendepartements. Hier am Signal de l’Homme stellt sie sich so dar, dass gerade genug Schnee liegt für Ausflüge ins Gelände, aber auch nur soviel, dass die gewalzten Pisten an manchen Stellen braun geworden sind.
Wir wollen dem Ende der Sarenne-Piste einen prüfenden Besuch abstatten. Dazu nehmen wir die wunderbare, perfekt gewalzte Bergeries-Piste, deren Cordsamt-Struktur von noch keiner einzigen Skispur gestört ist – und überleben eine Überaschung: Hinter einer Kuppe endet ohne Vorwarnung und Ausweichmöglichkeit die Präparation und man gelangt in eine Buckelpiste. Was für uns ein eher lustiges Ereignis ist, stellt für manchen Skifahrer sicherlich eine unangenehme Überraschung dar. Die zerfurchte Altschnee-Buckelpiste fährt sich nicht besonders angenehm, was aber auch daran liegt, dass die (letztendlich unbegründete) Angst vor Steinen mitfährt.
Weiter unten blicken wir in die Sarenne-Schlucht, wo die Sarenne-Piste perfekt präpariert einmündet (nicht im Bild sondern weiter unten).
Wir nehmen die Alpauris-KSB und blicken zurück auf den soeben befahrenen Signal de l’Homme.
Als nächstes ist die hoch frequentierte Marmottes 1 dran.
Oben geht’s dann in das Pendelfunitel Marmottes 3.
Von oben hat man einen guten Blick auf Les 2 Alpes.
^^ Hier die 4SB Herbie mit Pisten.
Zunächst ist die 4SB Glacier wegen Windes außer Betrieb. Wir fahren die geöffnete Cristeaux, welche gen’ Tal führt. Leider ist aber auch diese – wie die Sarenne – in Talrichtung gesperrt. Man wird über einen nicht im Pistenplan verzeichneten Ziehweg zur 4SB Herpie zurückgeleitet.
^^ Blick zur noch geschlossenen 4SB Glacier
Die Landschaft hier oben ist nicht schlecht, das Gebiet präsentiert sich aber auch nicht außergewöhnlich.
Da der Galcier-Sessel zunächst noch zu ist, fahren wir wieder mit dem Pendelfunitel nach unten.
Unten angekommen, erfahren wir, dass die Glacier-SB jetzt offen ist – zu spät.
Wir fahren über Promontoire und Lièvre Blanc (den weißen Hasen) in Richtung DMC und werden mit einem für AdH typischen Phänomen konfrontiert: Uninteressant quer in den Berg gefräste Pisten.
^^ Geglättete Querpiste: Typisch für AdH und nicht besonders attraktiv zum Fahren
Nach der DMC-Fahrt steht der Höhepunkt an: Die grandiose PB auf den Pic Blanc.
Die Pendelbahn und der Gipfel an sich sind wirklich grandios, aber oben ist ausgerechnet der Blick zum Mont Blanc durch einen nahen Berg verdeckt. Außerdem bläst es enorm.
Wir fahren zur Glacier-4SB ab und nehmen oben die Buckelpiste ab dem Gipfel. Und – was für einen Zufall – treffen wieder Snowotz und GMD.
Dann geht es in das Tunnes des Grandes Rousses, das unzweifelhaft Kult ist.
Am Tunnelausgang eine unschöne Situation: Ca. 10 Minuten Wartezeit auf dem Ziehweg, der zum Steilhang führt. Obwohl Ziehweg und Piste nicht sonderlich schwierig sind, sind manche Skifahrer verschreckt und trauen sich nur schwerlich, in die Piste einzufahren.
Am Ende des Ziehwegs überholen wir noch eine Handvoll Skifahrer und kürzen etwas in den Buckelhang ab.
Diese Buckelpiste erweist sich als sehr zahmer Tiger. Die Buckel sind lediglich kniehoch, das Gefälle mäßig. Außerdem ist man nach wenigen Sekunden bereits unten in der abführenden Piste. Klar, die Buckelpiste ist nicht schlecht, aber ähnliches findet sich in nahezu jedem Skigebiet unmarkiert neben normalen Pisten. Der Kultfaktor bezieht sich klar auf den Tunnel, weniger auf besondere skifahrerische Attraktivität.
^^ Buckehang unterhalb des Tunnels; in der Mitte befinden sich Snowotz und GMD.
Besonders GMD, der sich im Internet mit hohem Aufwand einen gehörigen Respekt vor der Tunnelpiste besorgt hat, ist von der Zahmheit der Piste überrascht.
Wir wollen die höhenmeterintensivste Piste bis Enversin befahren (2.150 Höhenmeter). Trotzdem folgen wir nicht dem Ziehweg, der eine Komplettbefahrung in einem Zug ermöglicht. Durch Nutzung der kurzen SB Lac Blanc kann man in den Kessel hinunter fahren und sich den Ziehweg sparen. Dies erscheint attraktiver.
Dann verlässt uns Snowotz wieder. Er will sich das Mittagessen sparen und die Zeit dazu verwenden, alle Ecken des Gebiets zu befahren. Nach dem Mittagessen wird uns auch GMD verlasen, um noch ein paar zusätzliche Bahnen „abzuhaken“. Im Vergleich zur Planung am Vormittag verkehrte Welt: Wollten es zunächst die Kollegen ruhiger angehen lassen, sind es jetzt Downhill und ich, welche auf die ein- oder andere Bahn verzichten und es eine Spur gemütlicher angehen lassen als an den Vortagen.
In den Alpette-Sektor führt die Les-Rousses-Piste; wieder solch eine glatte Querpiste ohne allzu großen skifahrerischen Reiz, dafür mit zu hoher Frequentierung.
Immerhin hat die Piste eine nette Felsdurchfahrt, aber bleibt glatt.
Dann geht es über die Chalets weiter: glatt und quer.
Dann die schwarze La Fare hinunter nach L’Enversin: Glatt und ohne nennenswerte Gefällwechsel; teilweise auch quer zum Hang. Alles nicht sonderlich attraktiv.
^^ Die schwarze La Fare
Nicht sonderlich überzeugend ist auch die Gruppenbahn hinauf nach Vaujany. Die Stationsdurchfahrt ist sehr langsam und die Langsamfahrphase dauert sehr lange. Wir müssen trotz geringem Betrieb auf der Talabfahrt 5 Gruppen warten, was über 10 Minuten dauert. Was machen die erst in der Hauptsaison?
Immerhin fährt die 160PB Alpette auch nur alle 15 Minuten und wir kommen pünktlich zur Abfahrt oben an. Es hätte also auch nichts genutzt, eine frühere Gruppe zu erwischen.
Nahe der Mittelstation essen wir zu Mittag in einem gehobenen Bergrestaurant (Terrasse), das sich als nicht gerade billig erweist. Aber die Holzofenpizza schmeckt recht gut.
^^ Obere Sektion Alpette-Rousses
^^ Blick zum Pic Blanc
Von der ausgesetzt konstruierten Bergstation Dôme des Petites Rousses nehmen wir die Pisten Belvédère und Bartavelles – auch typische glatte Querpisten.
Weiter unten, nachdem die Bartavelles kurz mit der Rousses auf gemeinsamer Trasse gelaufen ist, folgen wir dem Bartavelles-Abzweigschild, wo auch die Piste intressanter zu werden scheint. Aber: Die Piste verliert sich unpräpariert im Gelände. Komisch! Immerhin ist diese Geländefahrt eine schöne Abwechslung zu den eintönigen Pisten der letzten Stunden.
^^ Wir kommen kurz in die Nähe der Oz-Alpette-12EUB.
Die weitere Piste Alpette hinunter nach Oz ist dann wieder im typischen AdH-Stil: Glatt und quer am Berg entlang und recht stark frequentiert – also nicht gerade prickelnd.
^^ Dieses Bild ist typisch für AdH und bedarf keines weiteren Kommentars.
Die gleichnamige Piste entlang der Poutran-12EUB ist zumindest im oberen Bereich deutlich attraktiver.
Nach einer Wiederholungsfahrt dort, geht es zum Signal. Ein krasser Berg. Dieser Berg ist so extrem erschlossen, dass es schon wider genial ist! Der gesamte Hang ist gewalzt. Viele parallele Lifte führen hinauf und leistungsstarke Beleuchtung ist an auffälligen Masten befestigt. Das ganze wird durch zahlreiche Schneilanzen komplettiert. Dieser extreme Stadioncharakter wirkt wie ein surreales Amphitheater. Wirklich starke Einrichtung!
^^ Das geniale Szenario – sogar mit weitgehend leeren Pisten. Stark!
^^ Von oben blickt man auf die untere DMC-Sektion mit vielen parallelen Schleppliften. Unglaublich was dort auf den uninteressanten Hängen los ist (die wir zuvor befahren haben). Dort darf man übrigens auch nur mit geringer Geschwindigkeit fahren.
Auf der Rückseite fahren wir nach Villard Reculas ab. – und mit der KSB Villarais wieder hinauf. Hier sind die Hänge erfrischend angenehm, aber der Schnee ist schlecht. Nur eine Piste ist geöffnet. Wir vesuchen es im Gelände und bekommen es mit fiesem, verspurtem durchgefrorenem Altschnee zu tun.
^^ 4KSB Villarais
Die 4KSB Villarais endet leider wenige Höhenmeter unterhalb der „Signalkuppe“.
Die standardmäßig vorgesehene Lösung für die Rückkehr zur AdH-Station ist das Umfahren des Gipfels auf Außenrum-Pisten. Wir entscheiden uns aber, die wenigen Meter hinaufzusteigen, um den krassen Stationhang hinab carven zu können.
^^ Blick zurück auf den coolen Signal.
Wir fahren mit Schwung durch den Ort weiter. Plötzlich endet das Schneeband an einer schneefreien Straße. Kein Problem in Frankreich: Zwei Rillen mit Kunststoffrollen führen über die Straße, so dass man nicht abschnallen muss.
Nach einer Fahrt mit der 6KSB Romains steigen wir in die 4KSB Alpauris, welche uns zurück in den Auris-Sektor bringen soll.
^^ Blick auf den Fontfroide-Hang am Signal de l’Homme. Im Gegensatz zum Hauptsektor bietet dieser richtig schöne Skihänge. In der Mitte die Fontfroide-Schiene, links die gekürzte 4SB Lombards, rechts die 4KSB Louvets.
Die Pisten zurück nach Auris sind überwiegend ziehwegig.
Danach folgt das „kleine Highlight“ des Tages: Die Abfahrt hinunter zum Weiler Maronne. Versteckte, idyllische Pisten führen hinunter in den Weiler Maronne, von dem eigentlich nur zwei Häuser und ein Kuhstall zu sehen sind, und wo sogar eine erstaunlich dicke Schneeauflage herrscht.
Der Liftler begrüßt uns freudig. Vielleicht sind wir jetzt um kurz nach 16.00 Uhr seine ersten Skigäste heute?
^^ In der 2SB Maronne
Leider ist die im Plan schwarz gepunktete La Fuma gesperrt, obwohl sie offensichtlich hervorragenden Schnee hat. Egal, wir hätten sie zeitlich ohnehin nicht mehr geschafft.
Dafür fahren wir dreimal mit den Ssselbahnen Sures und Piegut, welche bis 17.00 Uhr laufen. Dort treffen wir auch wieder mit Snowotz und kurz darauf GMD zusammen.
^^ Oberer Teil Piegut-2SB
Die Piegut-Hänge mit ihren grünen Pisten sind nichts besonderes, aber vom Gelände her sehr gemütlich: Unterschiedlich geneigt in Kurven durch Baumgruppen und über Kurven. Diese Pisten sind für mich perfekt für einen gemütlichen Tagesausklang.
Fazit: Alpe d’Huez Grand Domaine ist zweifelsohne ein abwechslungsreiches Skigebiet mit vielen Gesichtern, die zu erkunden interessant ist. Skifahrerisch ist es aber definitiv nicht „mein Gebiet“. Zu wenig haben mich die Pisten in den Hauptsektoren überzeugt, zu viel Rummel hat dort geherrscht. Die meisten Gebiete der diesjährigen Reise haben mich deutlich stärker angesprochen.