Das sich dieser Sommer bisher leider nicht durch gutes Bergwetter hervortut, haben eine Bergkameradin und ich uns kurzerhand entschlossen, den kurzen „Sommereinbruch“ sinnvoll zu nutzen und die sog. Grünsteinrunde im Ausserfern zu begehen. Diese Tour habe ich letztes Jahr schon mal bei bestem Wetter allein gemacht (LINK) und morgens waren wir auch noch guter Dinge.
Leider sollte es diesmal anders kommen und der Wettergott war nicht gut auf uns zu sprechen. Nicht genug damit, dass wir im weiteren Tagesverlauf vor Blitz und Donner, Steinschlag und Sturzbächen Schutz suchen mussten. Zur Krönung wurde uns auch noch durch gefühlt eiskalte Sturmböen der Hagel um die Ohren geschleudert. Bis auf Schnee war wirklich alles dabei. Und ja, ich habe am Vorabend meinen Teller brav leer gegessen.
Wir machten uns also Mittwoch morgens kurz vor 7 bei noch vielversprechendem Wetter auf den Weg von Weilheim nach Biberwier ins Tiroler Ausserfern. Durch Baustellenfahrzeuge, ortsfremde Schleicher und eine Baustelle vor Oberau haben wir schon auf der Anfahrt min. eine halbe Stunde verloren. Der Tag fing also schon besch***** an.
Nun zur Tour:
Das Grünsteinmassiv und die Ehrwalder Sonnenspitze bilden den westlichen Eckpfeiler der in Ost/West-Richtung verlaufenden Mieminger Kette welche das Wettersteinmassiv vom Inntal trennt. Den östlichen Abschluss bildet die markante Hohe Munde in Leutasch. Zwischen den“ Miemingern“ und dem Wettersteingebirge verläuft das Gaistal welches im Westen seinen Abschluss mit dem Skigebiet auf der Ehrwalder Alm findet Ausgangspunkt dieser, durch steile Gegenanstiege über z. T. üblen Schotter und Geröll
anstrengenden und konditionsfordernden Tour ist der Parkplatz an der Talstation der Marienbergbahn in Biberwier. Von hier aus geht nach kurzem Weg über eine Forststraße
knapp über 1000Hm steil zur Biberwierer Scharte auf 2000m hinauf. Von der Scharte quert man leicht abfallend hinüber zur wirklich toll gelegenen (und auch sehr gut bewirtschafteten) Coburger Hütte (1917m). Weiter führt die Tour hinab zum Drachensee unterhalb der Coburger Hütte um dann wieder bis unter die steilen Westabrüche der Griesspitzen anzu- steigen. Hier muss man sich dann entscheiden: Nimmt man den Weg durchs Tajatörl und geht anschließend durchs Brendlikar Richtung Ehrwalder Alm, oder in die westliche Richtung durch die steile und schroffe Grünsteinscharte (2272m) durch die „Höllreise“ wieder hinab in die „Hölle“ mit anschließenden Aufstieg zum Hölltörl (2126m) und Weiterweg durch das Arzbödele zum Marienbergjoch. Zum Abschluss dann durchs Biberwierer Skigebiet zurück zum Parkplatz.
Auf dem Parkplatz an der Talstation der Marienbergbahn.
Blick hinauf zum ersten Etappenziel: Die Biberwierer Scharte (2000m) welche den Schartenkopf von der Ehrwalder Sonnenspitze trennt.
Bereits im oberen Drittel zum Anstieg zur Scharte. Blick gen NW zum Grubigstein.
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Die schroffen Westabbrüche des Schartenkopfes.
Anstieg zur Biberwierer Scharte: 120° Pano Lechtaler A., Grubigstein und „König der Ammergauer“, der Daniel (2340m).
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Lermooser Hausberg Grubigstein mit der nach Westen anschließenden Gartner Wand. Auch eine sehr spannende Gratwanderung welche noch auf der todo-list steht.
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Zoom ins Skigebiet am Grubigstein mit seinen Pistenvarianten. V.l.n.r.: Gamsjet, Skihüttebahn, Lsap-ESL Grubigstein.
Daniel
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Unter der Westflanke der Ehrwalder Sonnenspitze.
Immer schön auf die Wegmarkierungen achten!
Anstieg zur Biberwierer Scharte
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Langsam rückt der Pass in Sichtweite.
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Westwand der Ehrwalder Sonnenspitze. Es verlaufen auch einige Kletterrouten durch diese Wand.
Anstieg zur Biberwierer Scharte: Tiefblick nach Biberwier mit Grubigstein
Blick nach oben. Hinter der Biberwierer Scharte erscheint bereits der Vordere Drachenkopf.
Puuh! Ca. 1000Hm geschafft. Endlich oben. Der schroffe Drachenkopf, welcher sich über den rechten Grat besteigen lässt. (Trittsicherheit, etc. vorr..)
Weiterweg zur Coburger Hütte: Die beiden Tajaköpfe beständig im Blick.
Der Vordere (links) Ist über den Tajakanten-Klettersteig zu erklimmen, der Hintere (rechts) über einen Normalweg (rechter Grat).
Auf dem Weg zur Coburger Hütte durchquert man, immer leicht bergab gehend, ein ausgedehntes, landschaftlich geniales Kar. V.l.n.r.: Vorderer Drachenkopf (), Grünstein (2661m), welcher der Tour den Namen verleiht. Marienbergspitzen (2651m), Wamperter Schrofen (2528m), Schartenkopf (2332m).
Standardblick ( s.a. Avatarbild v. letzten Jahr) von der Coburger Hütte über den Seebensee zum Wettersteinmassiv. Die ersten Vorboten des Wetterumschwunges kündigen sich bereits an. Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Wetterlage dennoch stabil. Gewitter waren zwar für den späteren Nachmittag vorhergesagt (wie an so vielen Tagen in diesem „Sommer“). Die Wolken verhielten sich jedoch statisch und es war keine Dynamik erkennbar. Auch war es nicht allzu warm, so dass man eigentlich annehmen konnte, dass das Unwetter noch etwas auf sich warten lässt – eigentlich……..!
Die Ehrwalder Sonnenspitze – das „Matterhorn von Ehrwald“ – von der Coburger Hütte aus betrachtet.
Der Vordere Drachenkopf.
Blick zum weiteren Verlauf der Wanderung. Der Steig führt von links nach rechts unter den Restschneefeldern durch den Schuttsockel der Griesspitzen hinauf zur Grünsteinscharte. Mit 2272m der höchste Punkt der Tour. Nach links kommt man über das Tajatörl und durchs Brendlkar zur Ehrwalder Alm.
Bereits unterhalb der Griesspitzen.
Rückblick: Links vorderer Drachenkopf, recht das „Matterhorn“ von Ehrwald. Über den rechten Grat auch als sehr ausgesetzte und geröllige Wanderung zu besteigen. In der Mitte die Biberwierer Scharte.
Im Zoom: Biberwierer Scharte, dahinter die Skipisten am Grubigstein.
Die Grünsteinscharte. Durch den Schuttsockel unterhalb der Felsen verläuft der Steig. Jedoch gut zu laufen, da vorwiegend fest verkeiltes Blockgestein.
Nochmal ein Blick nach hinten zur Sonnenspitze. In der rechten Flanke ist teilweise der Steigverlauf der Aufstiegsroute auszumachen. Rechts der Daniel.
Blick zum Tajatörl. Dahinter geht’s durchs Brendlkar zur Ehrwalder Alm.
Und nochmal das komplette Ensemble: Vorderer Drachenkopf, Biberwierer Scharte, Sonnenspitze, Coburger Hütte und Drachensee.
Hier muss man sich entscheiden.
Tajatörl….
…oder Grünsteischarte mit der markanten Felsnadel…
…welche durch ein Mountainbike geziert wird!
Schlussanstieg zur Grünsteinscharte. Hinter den Felsen geht’s nochmals richtig steil zur Sache.
Oben in der Scharte angekommen mit Rückblick zum gegenüberliegenden Tajatörl und den Tajaköpfen. Durch einen Blick gen Himmel und einen plötzlich einsetzenden enormen Aufwind der durch die Scharte fegte war nun eindeutig klar, …gleich wird’s hier sehr ungemütlich!
Blick aus der Scharte in die Abstiegsrichtung durch die Höllreise hinab in die Hölle. (Heißt wirklich so. Und der Name sollte 15 min. später zum Programm werden). Hinten über dem Inntal zuckten schon die Blitze und Starkregenschleier ließen die Berge verschwinden. Die Höllreise ist wesentlich steiler als es dieses Bild vermuten lässt. Die Felswände ragen zu beiden Seiten teilweise mehrere hundert Meter auf. Um einen einigermaßen blitz-und vor allem auch gegen Steinschlag geschützten Bereich zu finden, haben wir uns in halsbrecherischem Tempo bis zu dem kleinen Felsgupf unten rechts der Bildmitte runtergestürzt. Kaum dort angekommen, schnell noch die Regenklamotten über, das „Kondom“ über die Rucksäcke und an die Wand in eine kleine Mulde gekauert.
^^
In dem Moment brach auch schon sprichwörtlich die „Hölle“ los. Neben Blitz und Donner der uns schon seit der Scharte begleitete und jetzt auch enomer Starkregen mit Hagelschlag und starke Sturmböen…. Innerhalb von 10 min. schoss das Wasser in Kaskaden durch die Rinnen die Felswände hinab. Das Ganze, zusammen mit dem Wind, schwoll zu einem Rauschen an…, fast so als würde man an einem Wasserfall stehen.
Hinter dem kleinen Felsgupf (Bild oben, rechts der Mitte) an dem wir Schutz gesucht haben, ist ein etwas hellerer Streifen zu erkennen, welcher vom rechten Hang kommend in die Latschen mündet. Dieser Streifen verwandelte sich in einen ca. drei Meter breiten Sturzbach. Dumm nur, das wir genau diese Rinne queren mussten um unseren Weg fortsetzten zu können.
Nach ca. 30min. hatte sich der Wind ein wenig gelegt, der Regen sich auf normalen Starkregen reduziert und die Blitztätigkeit erheblich nachgelassen. Der Kern der Zelle war weitergezogen. Mittlerweile frierend und nass ( mir sind von oben die Schuhe vollgelaufen) und nicht wissend was evtl. noch kommt, haben wir uns dann entschlossen unseren Weg zügig fortzusetzen. Ich hatte noch nie „Schiss“ in den Bergen, aber als es an die Querung dieses Sturzbaches ging wurde mir dann doch einen Moment anders. Da bei solchen Starkregenereignissen im Lockergestein gewöhnlich nicht nur Wasser sondern auch oft Muren oder zumindest einzelne Felsbrocken mit abgehen, habe ich diese Querung als durchaus nicht ungefährlich angesehen. Da ich ab Hüfte abwärts bereits eh klitschnass war bin ich dann – den Blick stets nach oben gerichtet um notfalls aus der Rinne hechten zu können – auf kürzestem Wege geradeaus durch, ohne von Stein zu Stein zu hüpfen wie man es normalerweise bei Bachquerungen macht um sich keine nassen Füsse zu holen. Nachdem wir dann den letzten steilen Anstieg zum Hölltörl gemeistert hatten waren wir ca. anderthalb Stunden später endlich am Marienbergjoch angekommen, wo ich mir dann, im mittlerweile herrlichsten „Schnürdlregen“, eine Talfahrt mit der lahmen DSB und der anschließenden 6-KSB (Warum hat ausgerechnet DIE eigentlich keine Bubbles?


Da ich die Knipse wasserdicht mittig im Rucksack verstaut hatte gibt’s leider keine weiteren Fotos. Wer sich die Tour komplett bei allerbestem Bergwetter anschauen möchte dem sei dieser Link zu meiner Begehung aus dem letzten Jahr ans Herz gelegt. KLICK!