Bei der Planung des 14-tägigen Urlaubs habe ich die spanische Südseite aufgrund deren Preise recht schnell verlassen und landete bei den erstaunlich günstigen Franzosen.
Das einzig teure dort ist der Sprit, sowohl für vierrädige Gefährte als auch für Zweibeiner.
Auch im nachhinein war es auch wegen der Schneeverhältnisse die glücklichere Wahl, denn die Spanier scheinen meist weniger Schnee zu haben.
Anreise:
Anflug erfolgte über Barcelona. Der Weg ist zwar weiter und die von mir gewählte renommierte spanische Mietwagenfirmen hat dem schlechten Ruf der spanischen Verleiher alle Ehre gemacht, aber Preis war einfach unschlagbar gegenüber Toulouse.
Die Anfahrt erfolgte über zum großen Teil nagelneue und menschenleere Autobahnen bzw. Landstraßen bis zum Tunnel d'Aragnouet-Bielsa, der auf über 1.800 Meter liegt. Am Tunnelausgang auf französischer Seite erwartete mich dann heftigster Schneefall, so dass nach Saint Lary bei 10 % Gefälle und zahlreichen Serpentienen ziemlich langsam runter ging.
Womit wir beim Wetter wären.
Nachdem es bis zu jenem Tag in den Pyrenäen frühlingshaftwarm und fast nur sonnig war, zog nun auf der französischen Seite der Winter ein. Fast jeden Tage Schneefall in Hülle und Fülle. Das führte einerseits zu dem besten Pulverschnee, den ich je hatte. Andererseits war großflächig Kettenpflicht angesagt und Skifahren war halt häufig nur bei schlechtem Wetter
Skipass:
Die französischen Pyrenäenskigebiete gliedern sich in vier verschiedene Skipassgruppen mit jeweils etwa acht Gebieten.
Das erste Viertel besteht meist aus Kleinskigebieten mit jeweils eigenem unabhängigem Skipass und ohne Verbund.
Das zweite Viertel besteht aus den Skigebieten im katalanischen Teil (Pyrénées-Orientales) mit dem Skipassverbund Neiges Catalanes .
Die dritte Gruppe gehört zur Groupe Altiservice , dessen Skigebiete quer über die Pyrenäen verstreut liegen.
Und die restlichen verstreut über Midi-Pyrénées liegenden Skigebiete haben sich zum Verbund N' YP zusammengeschlossen.
Insgesamt sind alle lokalen Mehrtagesskipässe günstig.
(Hinweis 2019: Außer im Bereich Pyrénées-Orientales ändern sich die Skipassverbunde fast jährlich, zumal es häufige Eigentümerwechsel gibt.)
Saint Lary Soulan:
Es ist mittlerweile dank des Skizirkus der größte Ort im vallée d'Aure mit knapp 1.000 Einwohner.
Es hat ein schönes Ortzentrum in dem man gut Einkaufen und flanieren kann und auch gastronomisch nicht zu kurz kommt. Gemütlichkeit ist Trumpf.
Wetter/Temperatur:
Meist Schneetreiben, mit sonnigen Abschnitten, insbesondere Saint Lary 2400 erwies sich meist als Sonnenloch während drum herum es schneite.
Temperaturen zwischen -5 und -15 Grad
Stark windig.
Schnee:
Schneehöhen stiegen jeden Tag an auf über 1,5 Meter (Berg)
Traumhafter Pulverschnee, den der Wind aber auch gut wegblies.
Tiefschneefahren war weitestgehend möglich sofern der Schnee nicht weggeblasen wurde oder sich hüfttief aufhäufte...
Pisten:
Sehr gut präpariert mit teilweise hoher Pulverschneeauflage.
Weitestgehend alles geöffnet mit Ausnahme
der nicht bescheiten Pisten im Umfeld des 4SB LITA (Pistenplan Mitte)
der Pisten bei der geschlossenen 4SB AULON (rechts außen)
der Pisten beim SL ISARDS (Saint Lary 2400), aber als Tiefschneevariante möglich
der Piste Balcon de l'oule (letzte Piste ganz am Ende des Skigebietes)
Lifte:
Saint Lary 1700: alles außer SL Cabane und Bassia, die nur Nachmittags für die Rückkehrer liefen als Alternative für die "Schiebepiste" Balcon de Caberne
Saint Lary 1900: Alles außer Aulon. Außer am Wochenende liefen vom Parkplatz entweder die 6KSB Mouscades oder die EUB Portet, je nach Wetterlage.
Saint Lary 2400: Alles außer SL Isards, SL Glacier (nur am Wochenende) und SL Merlans (nur bei "großem" Andrang am 4SB Tourette)
Pistenplan 2012
Neuer Pistenplan auf bergfex
Skipassverbund:
Altiservice
Gefallen:
+ Fast keine Wartezeiten
+ Leere Pisten
+ Mediterane Entspanntheit des Publikums (kein Drängeln etc.)
+ Sehr gute Pisten- und Schneebedingungen
+ Tiefschneemöglichkeiten
+ Fast perfekte Liftkompositionen
+ Größe und Abwechslungsreichtum des Gebietes insbesondere Saint-Lary 2400 war ein Traum.
Nicht gefallen:
- 4SB Aulon wurde ohne ersichtlichen Grund nicht geöffnet.
- Keine Talabfahrt
- Ziehwege um von / nach Saint-Lary 1900 und dem hinteren Bereich zu kommen
Das Skigebiet erfährt seit einigen Jahren eine Modernisierungs- und Rationalisierungswelle, die es aus dem dem Dornröschenschlaf geweckt hat und seit dem stetig steigende Gästezahlen aufweist.
Einen großen Schritt hat der Ort und das Skigebiet gemacht, als 2009 das Skigebiet neben der Großkabinenbahn noch zusätzlich mit einer EUB ans Tal angeschlossen wurde. Beide liegen jeweils am Rande des Ortszentrums, etwa 500m auseinander.
Die neue 2,7 km lange Telecabine (8/10 EUB) von POMA, wie fast alles in der Region.
Eine Talabfahrt gibt es nicht, da laut Personal der PB der Schnee ein seltener Gast im Dorf ist.
Die Pendelbahn Pic Lumiere mit einem Fassungsvermögen von 47 Personen war neben dem eigenen Auto bis 2009 der einzige Zubringer ins Skigebiet.
Oben durfte man dann noch 5 Minuten durch Seint Lary 1700 laufen.
Saint Lary 1700
Die Skistation liegt oben auf dem Bergvorsprung und ist im Laufe der Jahre immer mehr nach rechts gewachsen.
Die weiße Schüssel darüber ist das zentrale Skigebiet von SaintLary 1700. SaintLary 1900 liegt nicht sichtbar rechts davon.
Die weiße Schüssel von SaintLary1700 vom äußersten linken Rand aus gesehen.
Landschaftlich nicht unbedingt schön gabs hier aber richtig schöne blau/rote Pisten. Und wie man sieht alles ziemlich leer.
Nicht nur das Publikum hatte es hier nicht eilig, auch die beiden Sessellifte nicht. Die liefen mit einer mediterranen Gemütlichkeit, die nur bei Sonnenschein zu ertragen war.
An der Bergstation der 4SB Soum de Matte liegt ein kleines Hochplateau das mit Schleppliften KSL Soum de Matte und KSL Cretes erschlossen wird.
Das Gebäude in Bildmitte war früher die Bergstation zunächst eines Korbliftes und später einer 2EUB
Alle Lifte hier oben und an der rechten Bergflanke sind mittlerweile Geschichte, nachdem 2015 eine neue 6KSB Bouleaux von der EUB hier rauf gebaut worden ist.
Und nun verlassen wir langsam den 1700 Bereich und tauchen in den nächsten Sector ein:
Saint Lary 1900
Talstation des SL Cabane (lief auch nur Nachmittags für die Rückkehrer) und der 3SB Bouleaux, einem weiteren Zubringer nach SaintLary 1900.
Beide sind der neuen 6KSB Bouleaux 2015 zum Opfer gefallen
Blick von Oben. Rechts der Ziehweg balcon de cabane, links hinab die Piste bouleaux.
Im Hintergrund täuschend nah die PB-Bergstation mit der PB-Stütze im Sonnenschein.
Von der Bergstation geht es dann auf einer gut zu fahrenden, meist recht steilen und auch recht schmal roten Piste hinunter nach
Saint Lary 1900
Der vordere Bereich mit der 4SB Lita dient eigentlich nur Wechsel vom vorderen in den hinteren Skigebietsteil.
Schöne Pisten gabs hier keine zumal der Hang sehr schattig, windig und eiskalt war.
Die 4SB Lita war Nachmittags ein kleines Nadelöhr, bei der man auch mal ein paar Minuten warten musste, allerdings vollkommen ohne das in den Alpen übliche (Vor)Drängeln, Schubsen, meckern, ... Das hab ich hier in den Pyrenäen genossen ohne Ende.
Der hintere Teil von SaintLary1900 im Überblick. Hier beginnt der eigentlich schöne Teil des gesamten Skigebietes!
Unten im Tal nicht sichtbar ist Espiaube.
Lift Tortes mit seinen beiden schwarzen Pisten links von ihm. Die waren richtig steil, auch wenn mans hier nicht sieht. Herausfordernd und gut.
Der rechte hintere Teil von Saint-Lary 1900.
Links unten die Gondelbahn Portet, unten mittig die 6KSB Mouscades, mittig die 4KSB Soumaye und rechts oben der die ganze Zeit nicht in Betrieb gewesen Aulon. Der machte erst zur Hauptsaison auf.
Nur am Wochenende machten die EUB und Sessellifte zusammen auf. Ansonsten waren die 6KSB Mouscades und 4KSB Soumaye bei Sonnenschein und die EUB bei Schlechtwetter in Betrieb.
Zwar waren Dank verblasenem Schnee hier nur die Hälfte der Pisten auf aber diese waren richtig gut. Bei traumhaftem Schnee konnte man es hier richtig krachen lassen.
So und nun sind wir dann auch schon im dritten Sector und dem Höhepunkt des Skigebietes angekommen:
Saint-Lary 2400
Wenns vorne gestürmt und geschneit hat, konnte man hinten Glück mit dem Wetter haben. Der Schnee hier war am besten. Die Landschaft am schönsten und die Pisten waren einfach gut.
Ist das nicht ein Traum?
Aufgenommen vom Tourette von Links nach rechts:
KSL Corneblanque, KSL Arrouyes, SL Glacier bis zum KSL Col.
Und im Vordergrund die 6KSB Saboures bzw. 4SB Tourette.
Insbesonder am KSL Courneblanque tummelte ich mich mit zahlreichen anderen. Hier musste man manchmal 10 Minuten warten und das auch wieder in total entspannter Atmosphäre.
Der Lift hat den Vorteil in der Sonne zu liegen, traumhafte lange und anspruchsvollere Abfahrten sowie richtig schöne Tiefschneereviere neben den Pisten zu haben.
Und der Wind ist anscheinend auch der Grund, warum in dem Bereich nur Schlepper verkehren und der Lift Glacier hier als Schlepplift gebaut wurde.
Der SL Glacier von oben, ein nagelneuer Doppelmayr.
Hier sieht man mal recht gut Richtung Tourette. Im gesamten Bereich war Fahren neben der Piste sehr gut möglich. Es war einfach traumhaft wie der Schnee staubte.
Die Drehscheibe hier oben. Leider war schieben zwischen den Liften angesagt. Das ist aber auch alles, was nicht passte.
Ein seltenes Ereignis ist dass die beiden Pisten l'oule am hintersten Ende offen sind, da diese lawinengefährdet sind und direkt in der Sonne liegen.
Aber es lohnt sich! Minimalistisch nur eine Spur präpariert mit jeder Menge Tiefschnee gings eindam zum Stausee durch eine wunderschöne Landschaft.
Zum Schluss musste man allerdings ein paar Minuten bergauf laufen um zur 2SB Lac zu kommen, einem Altertümchen.
Neben der Talstation lag noch eine urigen Hütte mit schöner Sonnenterasse, mit sehr leckerem und günstigem Essen, die sich definitiv lohnte!
Die Hütte kann man auch ohne Skifahren bzw. bei gesperrter Piste mit der Sesselbahn erreichen, was auch einige gemacht haben. Es lohnt sich.
Fazit:
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich das Skigebiet nicht zum letzten Mal gesehen hat.
Richtig schwierige Pisten hat das Gebiet zwar nicht. Aber der Rest stimmt. Jede Menge Tiefschneereviere, eine tolle Landschaft, abwechslungsreiche Sectoren, Absolut entspannte Atomsphäre, leere Pisten, schöner Ort, vernünftige Preise, ...
Ach und noch etwas: Der Betrieb hat bis fünf Uhr Nachmittags auf, selbst im Januar. Schließlich liegen wir hier ziemlich weit südlich und da ist es herrlich lange hell. Als Hamburger schätzt man das im Winter sehr!
Hinweis: Da alle Bilderlinks nicht mehr funktionierten ist der Bericht aktualisiert worden. Textänderungen sind kursiv.