Am Sonntag, den 16.09.2012 nahm ich den langen Weg auf mich, um mal die Reiteralpe zu erkunden – ein herrliches Hochplateau überm Berchtesgadener Land, das neben der Naturidylle auch noch mit einem abgelegenen Schlepplift aufwarten kann, welcher im Winter von den Soldaten der Bundeswehr genutzt wird.
Um aber dort hinauf zu gelangen, muss man als Zivilist eine recht weite Strecke auf sich nehmen. (Die durchaus nicht unspektakuläre Pendelbahn ist leider nur den Heeresangehörigen vorbehalten.) Ich wusste zunächst nicht, welchen Weg ich wählen sollte und ob es ohne Kletterei überhaupt möglich ist, das Plateau zu erreichen. So schrieb ich mal auf gut Glück die Wirtsleute von der Neuen Traunsteiner Hütte an. Sie empfahlen mir den Weg 474 von Oberjettenberg über den Schrecksattel, dem Ort, wo auch die Pendelbahntalstation liegt.
Ich traf um viertel vor 9 am Wanderparkplatz in Oberjettenberg ein und freute mich natürlich ob des anbrechenden Spätsommertags. Es war noch ziemlich kalt und Tau lag auf Wald und Wiesen. Neben mir hatte eine Clique junger Tschechen in ihrem Auto übernachtet und erwachten gerade, als ich mir die Schuhe schnürte.
Ich hängte mir die Nikon um den Hals und stapfte los – voller Vorfreude auf den Tag in der Natur und verbunden mit der Hoffnung, den Schlepper oben noch anzutreffen. (War das Gelände wirklich frei begehbar? Fand gerade eine Übung statt?...) Doch ich sollte Glück haben....

Hier sieht man übrigens den Bereich, wo sich hinter Büschen die Talstation der Pendelbahn verbirgt. Der schwarze Punkt oben ist die Bergstation.
Zooooom...(mehr geht leider nicht

Ich glaube, die Bahn hat nur diese eine Stütze. Geht ganz schön steil hoch und eine Fahrt wäre natürlich höchstinteressant. (Wie natürlich auch mit der am Grünten

Hier geht der Wanderweg los und es sollte ganze zwei Stunden dauern, bis ich den Schrecksattel erreichte. Literweise Schweiß sollten fließen...
Es war hier im Schatten bitterkalt und ich froh, Jacke UND Pullover dabei zu haben.
In der ersten Stunde begegnete mir niemand – ich lief durch den dunklen, kalten Wald und sehnte die Sonne herbei. Doch das Felsmassiv thronte die ganze Zeit über einem und man konnte sich nicht vorstellen, je ohne Kletterseil dort hinauf zu gelangen.
Ich lief mutterseelenallein dahin und bald ergaben sich bereits ein paar schöne Ausblicke aufs Tal und den herbstlichen Sommermorgen...
Der Sommer geht ja nun eindeutig dem Ende zu. Oben waren die Gipfel schon weiß gezuckert und die Luft kalt und klar ohne jene drückende Hitze wie im Juni oder Juli.
Müsste gen Bad Reichenhall sein, oder? Ich kenn mich in der Ecke erst seit 2011 so ein bisserl aus.
Irgendwann packte ich die große Kamera in den Rucksack und weiter ging es mit zwei freien Händen über einen feuchten Weg steil hinauf in ein Waldstück, wo die Kälte der Nacht noch zu spüren war.
Mir kam es manchmal vor, ich würde nie mein Ziel erreichen. Doch nachdem mir weiter oben auch mal andere Menschen begegnet waren und ich zwischendurch meinen Sonnenhut verloren hatte (auf dem Rückweg wieder aufgesammelt), näherte sich der Weg den majestätisch aufragenden Felswänden.
Unter mir klapperten Wanderstöcke und zwei Jungs so um die 20 kamen angelaufen. Die hatten vielleicht eine Geschwindigkeit drauf! Sie überholten mich wie ein Auto einen überladenen Traktor und während mir der Schweiß in Sturzbächen herunterlief, wirkte vor allem der erste der beiden Jungs noch völlig „frisch“ und schien nicht einmal zu schnaufen. Na ja, muss ich halt noch ein paar Schlepplifttrassen hoch und runter joggen...
!?! Stell ich mir ziemlich kriminell vor, vom Schrecksattel im Winter abzufahren...
Verschwitzt und trotzdem fast noch frierend freute ich mich schon unbändig auf das Erreichen der Sonnenzone dort oben. Das gab nochmal einen Motivationsschub! Zwischendrin kam mir eine norrdeutsche Famile mit zwei kleinen Kindern entgegen und meine Befürchtungen ob der Begehbarkeit des Steilstücks oben hatten sich verflogen. Es sollte weitaus harmloser sein, als ich zunächst dachte. (Bei Googleearth sieht es irgendwie dramatischer aus.)
Dort oben links der Bildmitte schlängelt sich der Weg zum Plateau hinauf.
Doch vorher muss man direkt unterhalb großer Felswände vorbei laufen und dabei hoffen, dass keine Steine angeflogen kommen.
Schon sehr imposant. Die Wanderung ist auch Leuten ohne Schlepplift-Knacks zu empfehlen. Das hat echt was, wie sich der Weg da oben an den Steilwänden vorbeimogelt. Dann erst das Plateau oben...
Leider wieder so eine Gedenkstelle auf der rechten Seite, wo es einen jungen Mann erwischt hat.
Standardmotiv hier oben

Irgendwann hatte ich ENDLICH die Sonnenzone erreicht! Tat das vielleicht gut! Außerdem war die Hinaufsteigerei nun erst mal beendet, denn ich befand ich nun am „Eingang“ zum Plateau oben.
Dort hat es eine Armada von Gedenktafeln. Da hat es zum Teil Leute erwischt, die waren gerade mal 20....
Von einem generellen Betretungsverbot war nirgendwo was zu lesen, außerdem gingen zwei Wanderer genau den Weg in Richtung Schlepplift. So machte ich mich ohne Bedenken auf.
(Der MAD ist ja gerade eh genug damit beschäftigt, irgendwelche Akten verschwinden zu lassen

Mit dem möchte ich lieber nicht Kirschen essen....
Überall hatte es sogar (noch/ schon) Schneereste vom ersten Wintereinbruch.
Weiter oben ist schon alles weiß – aber vielleicht gibt das ja wieder einen Frühlingseinbruch im November (und weiße Pistenbänder in Obergurgl). Aber es dauert sicherlich nicht mehr lang und es geht wieder los.
Eine Gruppe junger Wanderer kam mir entgegen und wischte letzte Zweifel weg. So dachte ich mir nichts ob der Bundeswehr-Jeeps vor irgendwelchen Berghütten. Es waren nirgends Soldaten zu sehen und so näherte ich mich zwar in gespannter Vorfreude, aber ruhigen Gewissens dem Lift.
Die Spannung steigt...
Endlich geschafft! Ich zog erst mal die Jacke aus und schnaufte durch.
Wirklich interessant...
Bevor irgendwelche Uniformierten kommen würden, knipste ich drauf los und lief die Schlepptrasse (ca. 500 Meter lang) hinauf.
Dazu noch Sonne! Die konnte ich nach der Kühlschrankwanderung vom Tal herauf gut gebrauchen. (Leider musste der Sonnenhut halt auf der Strecke bleiben...)
Niemand beachtete mich – gut beim Schlepperknipsen...
Nebenan verläuft ne MSB in Richtung Pendelbahn-Bergstation.
Seitenblick übers Plateau – irgendwo da hinten liegt die Traunsteiner Hütte, wo ich mittags vorm Abstieg noch einkehrte.
Fundamentreste – es muss einen Vorgänger gegeben haben, der kürzer war. Hier scheint die Bergstation gewesen zu sein. Bei der Talstation fiel mir dann auch so eine Fundament auf und dazwischen immer wieder welche von den alten Stützen.
Blick zur MSB
Stütze 3 von 3 erreicht.
Da hinten ist dann schon die Bergstation.
Der Blick zurück ist hier besonders schön. Jetzt im Herbst ist es auch zum knipsen besser als im Sommer, finde ich.
Bergstation der MSB. Zur Pendelbahn ging ich (Feigling, der ich bin

Aber dass man diesen Schlepper hier ungestörter als jeden Dorflift knipsen kann. In jedem Kaff kommen sofort irgendwelche Stresser daher und wittern Gefahr, wenn jemand von außerhalb der Sippe herumspaziert.
Die Umlenkstation ist ganz interessant. Habe ich so auch noch nie gesehen.
Ich verweilte und ließ den Blick schweifen....
Nebenmotiv...
Ein ganz kleines bisserl verblieb natürlich eine Restspannung ob des Geknipses an dieser Location...
Hier sieht man nochmal, wie steil der Lift zwischendrin ist.
Blick in den Winter..
Fast wieder unten – ich dachte schon, da kämen Soldaten des Weges anmarschiert, doch die Geräusche stammten nur von einer Berghütte, auf deren Dach der Schnee schmolz und über eine Rinne laut zu Boden plätscherte.
Noch am Rückweg gefunden...
ehem. Talstationsfundament des alten Schleppers vermutlich.
Hier nochmal der Antrieb und die Trasse.
Mülltrennung selbstverständlich auch hier oben...
Blick zurück in Richtung Schilift – der verläuft quer in einem Geländeeinschnitt irgendwo da hinten im Wald. Ganz hinten geht es dann 1 km nahezu senkrecht nach unten...
Das Laufen auf dieser Hochebene hat mir irgendwie total gefallen. Die Sonne knallte nicht zu stark herunter, die Luft war angenehm frisch und der Großstadtalltag weit, weit weg...
Nahe der Traunsteiner Hütte, wo ich mir zu einem Radler noch Brot und Wiener Würstl gönnte.
Schließlich der Rückweg, der einem dann recht schnell vorkam. Hier die Stelle, wo man die Hochebene verlässt und den Wanderweg hinabsteigt.
So schlängelt sich der Weg am Fels entlang nach unten...
Zoom ins Skigebiet Steinplatte.
Zoom ins urige Kleingebiet Heutal, wo noch drei Schlepper – davon 2 mit Kurve – laufen. Sehr zu empfehlen für einen halben Tag, leider etwas umständliche Anfahrt.
Auf dem Wanderweg war jetzt mehr los als in der Früh.
Nachmittagsausblick.
Wieder ein Baum auf dem Weg...
Da geht die Pendelbahn hinauf.
Talstation von der Straße aus. Das Gebäude liegt im Sperrgebiet und kann daher nicht aus der Nähe betrachtet werden.
Trassenblick mit der Kompaktkamera – ich war zu faul, die Nikon nochmal rauszuholen und zusammenzuschrauben. Mir tat alles weg, die Beine insbesondere und keinen Leitner hätte ich mehr ablaufen wollen. Aber Lift hin oder her - die Wanderung hat großen Spaß gemacht – die Ausblicke von oben, die Passage an der Felswand und natürlich das Plateau sind durchaus sehenswert. Tja und nun ist das Wochenende schon wieder vorbei...