Endlich habe ich es geschafft einen freien Platz bei einem SAAC Basic Camp zu ergattern - und das auch noch relativ kurzfristig, in Galtür waren als einziges noch Kapazitäten als frei gemeldet; den ganzen Winter hab ich auf der Homepage nach freien Terminen gesucht die mir halbwegs in die Wintertour 2013 rein passen.
Alle Infos zu den SAAC Camps gibts hier: http://www.saac.at/index.php?pid=16&sid=default
Dennoch habe ich hier im Forum noch keinen Bericht oder Ähnliches gefunden, die Suche ergab nur hin und wieder mal eine Empfehlung im Text. Höchste Zeit das mal zu ändern!
SAAC = Snow & Avalanche Awareness Camps - ein Gratis Angebot, das mit Hilfe vieler Sponsoren angeboten wird. Diese möchte ich nicht alle nennen, dennoch darauf verweisen: http://www.saac.at/index.php?pid=21&sid=partner
Denn ohne diese Partner wäre es nicht möglich.
Die Grundausbildung in Lawinenkunde in Theorie und Praxis ist aus meiner Sicht Pflicht für alle, die die Piste verlassen. Ein LVS Set haben die meisten, einen ABS Rucksack noch nicht viele, aber der Umgang damit? Im Garten mal üben zu suchen, na prima! Ein richtiger Praxistest mit LVS, Schaufel und Sonde ist durch nichts zu ersetzen!
Voraussetzungen: Eigentlich kaum, man sollte im Tiefschnee und felsdurchsetzem Gelände halbwegs sicher seine Schwünge ziehen können, das wars. Ein gewisses Interesse an der Materie ist natürlich obligatorisch, wobei sich da natürlich keiner anmeldet der sich mit gewalztem Schnee zufrieden gibt

Interessant war dass bei den Teilnehmern doch einige dabei waren, die schon einige Touren hinter sich gebracht hatten - aber offenbar keine Ahnung von Lawinenkunde & Co

Daher möchte ich im folgenden Bericht den Ablauf und die Inhalte eines dieser SAAC Camps näher bringen. Mir hat es unglaublich viel gebracht im Gelände die Gegebenheiten offenen Auges zu studieren und einzuschätzen. Ich fühle mich seitdem viel sicherer beim Verlassen der Piste, wenngleich ich vorher auch schon vorsichtig war.
Für mich war es der entscheidende Schritt um in Zukunft mal größere Freeride Touren in Angriff zu nehmen. Daher eine super Basis, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Rechtzeitig bewerben

Ablauf:Wie auf der Homepage beschrieben findet Samstag zwischen 16 und 19 Uhr ein 3-stündiger Theorieteil statt, in dem die wichtigsten Grundkenntnisse durch einen Vortrag von 2 Bergführern näher gebracht werden. Das läuft sehr interaktiv ab, jeder kann (auch "dumme") Fragen stellen.
Sonntag geht es dann pünktlich um 8.45 Uhr los, jeder wird mit LVS Ausrüstung versorgt sofern er nicht seine eigene dabei hat. Saisonkartenbesitzer brauchen keinen Cent, der Rest zahlt 17.- Euro für den Tagespass - viele Liftfahrten sind es auch nicht, man steht, buddelt, sucht, sichtet, gräbt sehr viel, Skifahren ist natürlich Nebensache wenngleich es schon ein paar Abfahrten im Gelände gibt.
Wetter und Skigebiet: Da hatten wir am 17.3. natürlich richtig Glück! Es hatte Unverspurte Hänge, Neuschnee im Gelände... dazu relativ gute Sicht, viel besser können die Voraussetzungen für so ein Camp gar nicht sein. Wie will man ein Schneeprofil erstellen wenn keiner liegt?`;) Insofern alles tip top. Den Rest erkläre ich anhand der Bilder!
Morgens wurden die knapp 50 Teilnehmer auf die 5 Bergführer aufgeteilt, so dass Gruppen mit 9-10 Teilnehmern entstanden. Größer dürfen sie auch nicht sein!
Aber mit 9 Teilnehmern ergaben sich für die spätere "Verschüttetensuche" prima 3 Subgruppen die sich gegenseitig suchen konnten.
Dieser nette Herr in der Bildmitte im orangen SAAC Anzug ist der Bergführer, den ihr immer wieder auf den Bildern erkennen werdet!
LOS GEHTS natürlich erstmal mit dem Studium des Lawinenlageberichts des LWD Tirols. Der ist Grundvoraussetzung und sollte bei jedem als Favorit gespeichert sein!
Der Lawinenlagebericht ist voll mit Informationen und Fachbegriffen (Höhe, Exposition, Kammlagen, Triebschnee / Verfrachtungen, Neigung, Tageszeit, geo. Lage, und viel mehr und so weiter!) den man erstmal RICHTIG VERSTEHEN muss.
Das erfordert Konzentration, darauf wurde im Camp viel Wert gelegt.
Blick ins Montafon, da hinter gehts ins Gelände
Die Gruppe sammelt sich immer wieder an noralgischen Punkten im Gelände um die nächsten Hänge einzusehen
Ein paar Abfahrten waren dabei, wobei verschiedene Techniken des Gruppenfahrens besprochen werden (nicht nur Abstand etc.)
Auch die versch. Arten von Lawinen, an den Südhängen schön zu sehen, werden besprochen
Hinten in Galtür dann ein wenig Skifahren
...und immer wieder ausführliche Erläuterungen von Schneeverfrachtungen anhand von lokalen Erscheinungen (Wächten etc.)
Hier gut sichtbar - ein Teilnehmer weist dem nächsten den Weg (LINKS HALTEN!) um Felsen zu vermeiden
...so dass alle gut runter kommen

Für ein solches Camp gute Gegebenheiten hinten im Skigebiet
An einer relativ steilen Stelle (knapp 40 Grad) erlernten wir die Technik zur Bestimmung der Hangneigung mittels Skistecken

Es gibt ja mittlerweile Neigungsmesser in Skistecken und sonstwas - aber das geht auch manuell ganz gut.
Weiter runter
50 Teilnehmer zerpflügen den Hang, ohne sich dabei aber zu stören. Rechts vom Bergführer gräbt grad eine andere Gruppe

Nette Abfahrten!
Oder?!

Nächster Tagesordnungspunkt: Einführung in das Schneeprofil. Gut dass hier gut 2.5 Meter Schnee liegen!
Mit Schaufeln wurden gut 1.5 Meter Schnee senkrecht frei gelegt um die Schichten zu sehen
Schaufeln strengt an! Das ist nicht zu unterschätzen
Man kriegt seine kleine Schneekunde, das ist richtig interessant. Grundkenntnisse aber zum Verständnis notwendig!
So sieht das dann aus, leider schlechter Kontrast
Dann wird ein Block raus geschnitten
So lässt sich die Labilität der Schichten schön zeigen! Danach gings zum Mittagessen.
Programm am Nachmittag - Umgang mit LVS, Schaufel und Sonde
Bei der Sonde gings schon los... auf die Idee des Auswerfens kam nicht jeder

Der Bergführer erklärt das Prinzip der Feldlinien beim LVS und die Konsequenzen bei der Suche
Das ist wichtig! Bin ich froh im Zeitalter der 3 Antennen Geräte zu leben

Und dann ging die erste Probesuche los. Jeder lief so auf seiner Feldlinie... Mammut vs. Pieps vs. Ortofox - jedem das Seine
Ans Ziel kamen alle! Grobsuche klappt sehr gut, manche (neuen!) LVS hatten kurze Aussetzer wenn man zu schnell läuft
Die Technik bei der Feinsuche ("Landung", Auskreuzen, ...) will auch erstmal gelernt werden.
Im nächsten Schritt vergrub dann jede 3er Gruppe irgendwo im Gelände (bis zu 50m entfernt) einen Rucksack mit LVS einen guten Meter tief im Schnee. Dann wurde rotiert und die nächste Gruppe musste den "Verschütteten" orten und freisetzen.
Das Gespür mit der Sonde zu unterscheiden (Fels, Erde, Eis, Rucksack, Schaufel, SKi, ...) was man gerade sondiert muss man mal gemacht haben.
Um 15:45 Uhr endete der Tag dann mit der Verabschiedung, und wirklich jeder Teilnehmer zeigte sich sehr angetan von den Inhalten und dem Ablauf.
Es gibt offenbar auch viele Leute, die die Basic Camps öfter besuchen um das Wissen aufzufrischen, bzw. um vielmehr die Technik (Suche, Sondieren, ...) wieder ins Gedächtnis zu holen.
Denn alle Übung muss in der Panik- und Stresssituation erstmal umgesetzt werden! Das gilt natürlich für die Person unter der Lawine (Airbag ziehen, Avalung in den Mund, Hohlraum formen, To-do Liste beim Abflug ist lang

Ich bilde mir jetzt zu mindestens ein zu wissen was ich zu tun habe wenn ich in diese Situation komme. Und in die kann man leicht unfreiwillig kommen wenn man als Pistenfahrer einen Abgang beobachtet!
Habe das letztes Jahr in Kals / GG Resort erlebt, saß da allerdings machtlos im Lift. 5 min später wär ich mitten in der Suche gewesen...
Wünsche allen Interessierten viel Erfolg bei der Bewerbung um die begehrten Plätze! Für Tourengeher gibt es auch SAACend Step Kurse über 3.5 und 5.5 Tage, für reine Freerider ist eine Weiterbildung dann eher über Skischulen nötig. Kostenpflichtig wirds dann sowieso!