Vor langer Zeit herrschten über das Berchtesgadener Land der grausame König Waze und seine Familie. Sie verbreiteten Angst und Schrecken über das Land. Als eines Tages eine Bauernfamilie dem König zum Opfer fiel und brutal gemeuchelt wurden, verfluchte eine Berchtesgadener Bäuerin den König und flehte Gott an, den fürchterlichen König mitsamt seiner Familie zu Stein erstarren zu lassen. Dieser Wunsch ging in Erfüllung und so thront seit diesen Tagen der König Watzmann mit seiner Familie, der Watzmannfrau sowie den sieben Kindern, über Berchtesgaden. Die Hunde Wazes stürtzen vom heute als Großen Hundstod bekannten Berg in den Tod, Königssee und Obersee entstanden durch das Blut der Königsfamilie.
Unter anderem diese bekannte Watzmannsage sorgt dafür, dass der Watzmannstock einer der bekanntesten Gebirgsstöcke Deutschlands ist. Als kleine Einstimmung auf die nun bald wieder beginnende Wandersaison und da es nicht viele Berichte von dort gibt, möchte ich einen Bericht von unserer Watzmannbesteigung von vor exakt neun Monaten nachreichen. Der Watzmann gliedert sich in drei Hauptgipfel, von Norden nach Süden Hocheck (2651 m), Mittelspitze (2713 m) und Südspitze (2712 m). Diese sind mit einem leichten (Hocheck-Mittelspitze) bzw. mittelschweren (Mittelspitze-Südspitze) Klettersteig untereinander verbunden. Die klassische Watzmannüberschreitung führt in der Regel vom Watzmannhaus (Übernachtung) über die drei Gipfel hinunter ins Wimbachgriestal. Wir verbringen etwas mehr Zeit in der Gegend und sind auf der Kührointalm untergekommen.
Als Zustieg zur Kührointalm wählen wir nicht den direkten Weg vom Schiffsanleger in Königssee, sondern den Rinnkendlsteig von St. Bartholomä aus. Dorthin führt einen eines der zahlreichen kleinen elektrischen Boote über den Königssee. Von der unendlichen Anzahl an Touristen wird man ob des großen Rucksacks interessiert begutachtet, doch auch ich finde das Touriprogramm mit Trompetenkonzert und Echo usw. immer wieder beeindruckend.
Der Rinnkendlsteig führt ab St. Bartholomä teils ausgesetzt (Trittsicherheit vorausgesetzt) hinauf zur Archenkanzel. Die Masse an Menschen hat man normalerweise schnell hinter sich gelassen, viel weiter wie zum Biergarten und Seeufer marschieren die wenigsten

Bereits entlang des Rinnkendlsteigs hat man immer wieder phantastische Ausblicke auf den fjordartigen Königssee, zu Recht als einer der schönsten Alpenseen bekannt. Daher leider auch immer sehr überlaufen, aber mit dem Verlassen der Standardrouten ist man im Sommer dankenswerterweise auch recht schnell wieder alleine unterwegs.
Der Steig mündet Nähe der Archenkanzel in den Normalweg von Schönau aus. Besagte Kanzel bietet nochmals einen tollen Blick über den See, die zahlreichen kleinen Schiffchen und die Häuseransammlung mit ihrer berühmten Kirche in St. Bartholomä. Als schöne Tageswanderung könnte man von hier über die Kührointalm wieder zurück zum Ausgangspunkt am Schiffsanleger in Schönau absteigen. Wir bleiben jedoch auf der Kührointalm.
Auf der Kührointalm gibt es zwei bewirtschaftete Hütten (eine größere und eine sehr einfache), eine nicht bewirtschaftete Hütte der DAV-Sektion Berchtesgaden sowie einen großen Gebäudekomplex aus der Hitlerzeit.
Hinter dem Haus erhebt sich die Watzmannfrau, ein wenig begangener Gipfel, auf den auch kein markierter Steig führt.
Am nächsten Morgen geht es früh los, wir wollen bis zur Watzmann-Mittelspitze gehen. Bereits von der Hütte, die frühmorgens noch im Schatten liegt, zeigen sich der Watzmann und das Watzmannhaus in ihrer vollen Pracht.
Der Weg zum Watzmannhaus führt zunächst idyllisch durch den Wald, wird später immer steiler und am Ende sehr sonnenausgesetzt und bereits am Morgen elendig heiß hinauf zur Hütte, unserem ersten Zwischenziel.
Berchtesgadener Talbecken
Watzmannkar (links Frau, mittig Kinder)
Nach einer kurzen Rast in der Nähe des Watzmannhauses geht es weiter auf den anstrengendsten Teil der Tour, durch die unendliche Geröllhalde hinauf zum Hocheck. Eine ziemliche Plackerei, sehr steil, heiß und sonnig, teils eisenversichert, aber unproblematisch.
Zuvor genießen wir aber noch kurz die Aussicht. Müssten Jenner und Hoher Göll sein.
Und die Schlafende Hexe (Lattengebirge)
Pano, klick zur Vergrößerung
Steil geht’s nun hinauf zum Hocheck...
Vom Gipfel des Hochecks hat man bereits einen genialen Ausblick auf die Gegend um Berchtesgaden, die zahlreichen kleineren Gebirgsgruppen, hinaus ins Alpenvorland und natürlich in die Berchtesgadener Alpen mit Steinernem Meer und Hochkönig sowie bis zum Alpenhauptkamm. Grandios.
Reiter Alm, Ramsau, Lattengebirge
Tiefblick auf Berchtesgaden
Königssee, Obersee, Hagengebirge
Tiefblick über das Schneefeld im Watzmannkar
Großvenediger
Steinernes Meer
Übergossene Alm und Hochkönig „von hinten“.
Markante Schönfeldspitze
Klick für Vergrößerung
Zur Mittelspitze führt nun ein einfacher Klettersteig, der in ca. 1 Stunde begangen werden kann. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist zwingend erforderlich, da es über den ausgesetzten Grat führt. KS-Set schadet aber sicher nicht, auch wenn hier einige ohne unterwegs sind.
Blick zum Südgipfel, hier wird der Klettersteig etwas anspruchsvoller. Da wir aber wieder zurück nach Kühroint müssen, kehren wir an der Mittelspitze, dem höchsten Gipfel, um.
Blick auf die andere Seeseite, Hoher Göll und Schneibenstein. Im Hintergrund ist das Tennengebirge zu erkennen.
Ja, die Tiefblicke am Watzmann sind genial! Königssee und Obersee, dann Schiffsanleger in St. Bartholomä, dann See und dann Wimbachgries. Alles mehr wie 2 km tiefer.
Im Abstieg haben wir großes Glück und begegnen mehreren Steinböcken, die absolut zutraulich waren und nicht sofort weggerannt sind. Man begegnet ihnen auch im Nationalpark Berchtesgaden nicht so oft. Aus solch nächster Nähe habe ich sie überhaupt noch nicht gesehen...
Der Rest ist Fleißarbeit, der Abstieg lange, aber irgendwann ist man unten und auf der Hütte wartet schließlich der Lohn der Arbeit, ein kaltes Weißbier.
Nach einem etwas längeren Hüttenabend lassen wir es am nächsten Tag ruhig angehen und machen nur eine kleine Tour in der Umgebung. Bevor das nachmittägliche Gewitter aufzieht, genießen wir die Sonne.
Einen Tag später steht der Abstieg nach Schönau an, der Abschied fällt ob des Wetters nicht allzu schwer. Die Gegend um Berchtesgaden kann ich aber jedem absolut für Bergtouren empfehlen, die Landschaft ist schon sehr beeindruckend dort.