Der Steig bietet im unteren Teil drei verschiedene Varianten: Links der "Isidor-Steig", Schwierigkeit bis C, gleich daneben eine schwerere Variante (D) mit Hängebrücke und ein Stück tiefer einsteigend die neuere, ebenfalls schwere Variante "Räuberleiter", die dann in die mittlere Variante mündet. Ab der Hängebrücke gibt es dann einen gemeinsamen Weg zum Gipfel mit Schwierigkeit bis C.
Ich bin dann am 07.08. früh um 07.00 Uhr mit dem Fahrrad an unserem Quartier los bis zur Bobbahn am Königssee. Vom Start der Bobbahn, wo ich das Fahrrad angekettet habe, geht es auf einem Forstweg über 3 Kehren steil bergauf in ca. 1/2 Stunde zum Einstieg, wo ich dann kurz vor acht ankam. Frühmorgens war noch nichts los und so konnte ich zügig hochsteigen und bereits gegen 09.45 Uhr den Gipfel erreichen. Ich entschied mich für die "leichte" Isidor-Variante, welche vom Einstieg weg halbwegs exponiert an einer Kante hochzieht. Die schwierigeren, teils senkrechten und vereinzelt leicht überhängenden Stellen sind mit Eisenklammern ausgestattet. Das senkrechte Hochklettern, als relativ ungeübter meist unter Zuhilfenahme des Stahlseiles, war auf den ersten Metern etwas ungewohnt für mich, aber das gab sich schnell und die "gefühlte" Sicherheit stellte sich ein. So hatte ich durchaus eine Menge Spaß am Steig, der schön abwechslungsreich in der Wand hochzieht, wobei sich Kletterstellen, Querungen und leichtere Gehpassagen abwechseln. Nach einer kurzen Einkehr auf der Grünsteinhütte, einem flotten Abstieg und Rückfahrt mit dem Fahrrad war ich bereits um 11.00 Uhr wieder in unserer Ferienwohnung, so dass wir den weiteren Tag noch gemeinsam nutzen konnten.
Nachdem mir der Steig recht gut gefallen hat, entschloss ich mich zu einer Zweitbegehung. Von der Isidor-Variante aus kann man schön in die "mittlere" Route sehen, und von der Optik her dachte ich mir, dass ich diese eigentlich auch schaffen müsste. So stand ich dann am 12.08. nachmittags um 15 Uhr nochmals am Einstieg, um mich im Schwierigkeitsgrad zu steigern. Nach dem überhängenden Einstieg (Eisenklammern) ging es zunächst ganz gut hoch, bis ich an einer etwas überhängenden Felsnase ankam, für deren Überwindung Technik und Kraft gefordert sind - und genau letztere verließ mich hier. Temperaturbedingt hatte ich sehr schwitzige, rutschige Hände, und wir waren tagsüber auch schon unterwegs gewesen. Somit hing ich also gut 5 Minuten im Seil, stellte fest, dass ich mir vielleicht etwas zu viel zugemutet habe und grübelte - weitergehen oder wieder umkehren und abklettern. Ich wusste, dass weiter oben noch eine Querung und eine hohe überhängende Wand kommen und entschied mich dann für "did not finish". Also wieder runter - was sich ebenfalls als nicht ganz einfach erwies und eine spürbare Portion Angst kletterte dann doch mit ab. Aber letztlich habe ich die richtige Entscheidung getroffen und vor dem "point of no return" abgebrochen. Dafür bin ich dann nochmals die Isidor-Variante hoch, hatte dabei wieder viel Spaß und mit knapp 1,5 Stunden auch eine ganz ordentliche Zeit. Nur die anschließende Einkehr auf der Grünsteinhütte hätte ich vielleicht etwas kürzer halten sollen - es zog ein Gewitter auf und der einsetzende Regen hat mich dann zu einem extrem schnellen, teilweise joggenden 15-Minuten-Abstieg zur Bobbahn animiert - die Folge war heftiger Muskelkater...
So, und jetzt endlich zu den Bildern. Zunächst ein paar Fotos der "did not finish"-Variante, anschließend folgt der Isidor-Steig. Die Bilder stammen von beiden Begehungen (daher die unterschiedliche Qualität) und sind in der Abfolge des Steiges richtig geordnet.
Info-Tafel am Einstieg - links der Isidor-Steig, daneben die mittlere Variante und rechts die "Räuberleiter".
Einstieg der mittleren Route - ganz unten zunächst ohne Steighilfe ...
... dann leicht überhängend mit Eisenklammern.
Senkrecht geht es weiter hoch. Oberhalb der Bildmitte die Stelle, an er ich dann die Segel streichen musste und umgekehrt bin. Etwas weiter oben mündet von rechts die "Räuberleiter" ein.
Nach einer Querung über ein Band geht es weiter nach oben ...
... bis zu der überhängenden Wand unterhalb der Hängebrücke. Das Wissen um diese Stelle hat mich letztlich zur Umkehr bewogen.
Querung, bevor es ordentlich hoch geht.
Die finale Wand unter der Hängebrücke - recht exponiert, doch ganz schön hoch und überhängend.
Zu guter Letzt die Hängebrücke, nach der die beiden schweren Varianten wieder in den Isidor-Steig münden.
Nun also der Isidor-Steig vom Einstieg aus:
Auch hier geht es die ersten Meter ohne Eisenklammern am Fels hoch - wer das nicht schafft, braucht auch nicht weitergehen...
Teilweise mit Steighilfen, teilweise am Fels zieht der Steig dann an der Kante entlang hoch.
Man gewinnt schnell an Höhe.
Senkrechte Stellen werden mit Eisenklammern überwunden. Ein Stück weiter oben münden dann die beiden schwereren Varianten ein.
Weiter geht es schön abwechslungsreich, mal quer, mal hoch ...
... mal mit Steighilfe, mal ohne ...
und auch mal kurz bergab, während sich der Watzmann immer mehr ins Blickfeld schiebt.
Nach einem Schritt über den Abgrund ...
... geht es wieder nach oben ...
... teilweise anstrengend und mit leichtem Überhang ...
... aber durchaus machbar ...
... und schön mit viel Spaß zu begehen.
In halber Höhe dann das - leider nur ein Schild, ein kühles Bierchen hätte jetzt wirklich gut getan!
An dieser Stelle erreicht der Steig neben einem kleinen Vorgipfel den Grat, wo sich erstmals der Blick nach "draußen" auftut. Die eigentliche Kletterei ist hier vorbei, von nun an geht es zwischen den Latschen am Grat entlang hoch, meist ohne Seilversicherung.
"Da bin ich gleich oben" - dachte ich mir. Das letzte Stück bis zum Gipfel hat es noch ganz schön in sich, meist recht steil geht es doch noch etliche Höhenmeter nach oben.
Vor dem letzten Gipfelanstieg dann noch eine kurze Rast auf der Bank, wo sich ein schöner Blick über den Königssee zum Jenner bietet.
Kurz Unterhalb des Gipfels sorgt dann dieses Schild für etwas Erheiterung ...
... bevor es geschafft ist: Der Grünstein-Gipfel ist erreicht, total verschwitzt, aber happy.
Tja - Dummheit muss bestraft werden. Ich hatte mir vor dem Urlaub extra neue Klettersteig-Handschuhe angeschafft. Und diese dann beim Packen daheim vergessen. Also ohne Handschuhe am Stahlseil hoch ... aua!
Obwohl der Grünstein gar nicht so hoch ist, bietet er doch eine wunderschöne Aussicht: Zum Watzmann ...
... und Hochkönig / übergossene Alm ...
... zur "Schlafenden Hexe" ...
... über Schönau und Berchtesgaden ...
... und zum Kehlstein, Hohen Göll, Hohen Brett und Jenner.
Von der Grünsteinhütte aus bietet sich ein schöner Tiefblick auf den unteren Teil der Bobbahn und die Bootsstege in Königssee.
Im Abstieg ergibt sich noch ein schöner Einblick in den unteren Teil des Klettersteiges: An der Kante vorne zieht der Isidor-Steig hoch und dahinter ist die schwerere Variante zu sehen, unten das schräg aufwärts ziehende Band, darüber die überhängende Wand und oben die Hängebrücke.