Die Leute am Nachbartisch rümpften die Nase, als die Wirtin vom Skigebiet Bielerhöhe erzählte. Ein Lift nur dort oben – dann noch ein Schlepper („Ankerlift“) - das sei doch doof! Nun, meinte die Pensionsinhaberin, die Bielerhöhe sei auch mehr für Tourengeher und Langläufer geeignet – oder eben Leute, denen die Abgelegenheit dort oben gefällt. Dabei nickte sie mir zu, denn ich hatte ihr bei der Anreise von meinem Vorhaben erzählt.
Am Vorabend auf dem Balkon meiner Unterkunft, als ich Frischluftschnappen mit Versuchen in Langzeitbelichtungen kombinierte, während ich dem nächsten Tag entgegen fieberte. Das „Skigebiet“ Bielerhöhe am Silvrettastausee ist – jenseits von Kaltenbach

Von meiner Pension mitten in Partenen hatte ich nur ca. eine Minute mit dem Auto zu fahren, ehe ich den Parkplatz der Vermuntbahn erreichte. Dort musste ich zu meiner Überraschung trotz der frühen Stunde (ca. 8:25 Uhr) bereits recht weit hinten meinen Wagen abstellen, da bereits alles mit Autos zugestellt war.
An der Kasse hatte ich Glück – ich kam gleich dran und erwischte so noch als Letzter die erste Gondel um 8:30 Uhr. Die Tageskarte für die Pendelbahn, den Bus sowie den Schlepplift kostet 35 €. Das erscheint auf den ersten Blick viel, doch man macht das ja nicht nur wegen dem Skifahren, sondern bekommt dort oben ein ganz besonderes Erlebnis wie ich finde. Dazu der aufwendige Transport – das geht preislich dann schon einigermaßen in Ordnung. Für den Busverkehr müssen auch Teile der Silvretta-Hochalpenstrasse frei gehalten werden, da nicht die vollständige Strecke unter Tage verläuft.
Morgendliche Stimmung im Bereich der Talstation – die Sonne wärmte bereits merklich und es sollte wieder ein 1A-Traumtag werden.
Einen Skitag an einem Kraftwerk beginnen gibt gleich mal 10 Punkte auf der Kult-Skala

Grünes Licht! Der Herzschlag beruhigte sich nun vollends. Aber bei den guten Bedingungen war ja eigentlich auch mit Betrieb zu rechnen. Bei schlechtem Wetter lohnt sich die Auffahrt wahrscheinlich nicht so. Wobei fotografisch gesehen auch Waschküchentage ihren Reiz haben.
In der gut gefüllten Kabine der Vermuntbahn – es verkehrt nur eine ohne Gegengondel – war ich übrigens der einzige Alpinskifahrer. Außer einer Langläuferin schienen alle Kerle (und auch ein paar Damen) der Zunft der Tourengeher anzugehören. Einer erzählte von Bergerlebnissen im Iran, ein anderer von irgendwelchen Felsabfahrten und ich kam mir indes wie ein kleines Licht vor, während ich da mit meinen auf gesicherten Pisten erprobten Skiern dastand bzw. später im Bus saß – gewissermaßen wie eine Eule unter Singvögeln

Ankunft an der Bergstation, wo bereits die Busse warteten.
Blick zurück zur Bergstation – ehe ich in den Bus stieg und es sogleich in rasanter Fahrt durch den ersten Tunnelstollen gehen sollte. Selbst die harten Tourengeherkerle neben mir fanden es bemerkenswert, wie der Fahrer den Bus durch den engen, einbahnigen Schlauch jagte. Während die Lampenbeleuchtung an der Decke immer schneller vorbeisauste, hoffte ich, den Schlepper noch leben zu erreichen

Ein zweiter Tunnel kam und schließlich erreichte man bei einem unteren Stausee eine Passstrasse. Ich kenne mich da nicht so aus – aber das müsste dann schon ein Teil der bekannten Hochalpenstrasse sein, die im Winter gesperrt ist.
Das Überleben der Tunnelfahrt hatte sich sichtlich gelohnt – draußen eröffnete sich dem Fahrgast eine schöne Berglandschaft...
Blick zurück nach unten - der untere Stausee war eisfrei.
ENDLICH angekommen. Ich stellte meine Ski ab und genoss erst einmal die Bergwelt dort oben. Hier geht der Blick über den zugefrorenen Silvrettastausee, der den Langläufern als Loipe, den Wanderern als Weg und den Tourengehern als Abkürzung zu ihren Felshängen diente.
Der Schlepper sollte erst um 9:30 Uhr in Betrieb gehen (tatsächlich aber dann 10 min zu früh

Einen legte es gleich mal hin. Aber es schien nichts passiert zu sein.
Am nicht in die Gegend passenden, modern ausgestatteten Hotel lungerten den ganzen Vormittag die gleichen Typen in der Sonne herum.
Hier hätte noch ein ESL gut gepasst...
Als der Schlepper sich in Bewegung setzte, tat ich es ihm gleich...
Na so was – noch keine Spuren auf der Piste...
Zugegeben: Es hat nur blaue Abfahrten (zwei Varianten) am Schlepper. Aber ich sollte trotzdem einen erfüllten halben Tag hier oben verbringen.
Der übliche Stützenzoom am 700 m langen Silvrettalift, nachdem mich der Liftler begrüßt hatte.
Im Lift. Keine Angst, nur noch ein Stützenfoto kommt

Blick zurück...das Tal links müsste Richtung Galtür gehen, oder? Also dort, wo man mit der 4KSB rauf fährt.
Oben geht es fast direkt am Hotel vorbei.
Keine Besonderheiten an der Bergstation...
Aber ich hatte einen guten Standort erwischt...hier der Blick in die Richtung, aus der man mit dem Bus den Endpunkt am Stausee erreicht.
Dahinter wieder Spuren waghalsiger Tourengeher.
Unten traf der nächste Bus ein.
Einsamer auf dem See...
Tele-Zoom zur Talstation. Noch immer keine anderen Skifahrer in Sicht...
Am Anfang fühlte ich mich wie im 7. Himmel – man hat einen Schlepper nur für sich, die Sonne lacht, bester Schnee. Flache Pisten hin oder her – ich flitzte gen Tal, genoss die Auffahrten und freute mich wie ein Kind zu Weihnachten, da oben zu sein.
Touren-Vorbereitung dort, wo im Sommer viele, viele Autos vorbeirauschen.
Steilhang am Beginn der Abfahrt – unten ist die Bushaltestelle zu sehen.
Mann mit Hund auf See...
Von dieser Seite aus betrachtet passt das Gebäude irgendwie besser in die hochalpine Umgebung.
Wieder auf einsamer Piste hinab – erst nach einer halben Stunde kam eine dreiköpfige Familie hinzu. Gegen Ende des Vormittag waren wir dann vielleicht so 20 Leute, die am Lift ihren Spaß hatten.
Hier dürfte die Silvretta-Hochalpenstrasse vergraben unterm Schnee liegen...
Blick zurück.
Schilderwald an der Talstation und fast niemand, der ihn befolgen könnte.
Ein normaler Schlepper zwar....
Der Bereich unterhalb der Talstation...
Ein Trassenfoto ohne Zoom hat sich auch noch ergeben...
Zeit für Fotostopps hatte ich mehr als genug...
Bergstation von weiter weg. Gibt es von dort eigentlich eine offizielle Abfahrt zu einer der unteren Bushaltestellen? Bei Wikipedia stand da was geschrieben...
Am Ende des Tals liegt weiter unten der andere Stausee, wo es dann weiter durch die Stollen zur Bergstation der Vermuntbahn geht.
Bestimmt kommt man über diese Loipen / Wanderwege mehr oder weniger schiebend zum Abhang weiter hinten, um dann zur Bushaltestelle am unteren See zu gelangen.
Sicherlich ein tolles Erlebnis, aber auf Tourenski werde ich nicht umstellen.
Bei Vollmond wäre es am Silvretta-Schlepplift sicherlich auch interessant zum Skifahren...
Später übte ich mich ein bisserl im Langlaufen und robbte ein Stück am See entlang...
Eine der letzten Abfahrten gegen 11:20 Uhr – tatsächlich musste ich da doch einmal anstehen...
Um halb 12 Uhr begab ich mich wieder zur Haltestelle – um 11:40 Uhr sollte der letzte Bus zurück zur Vermuntbahn gehen, ehe bei allen Anlagen (Bahn, Bus, Schlepper) bis 13 Uhr Mittagspause angesagt sein sollte. So hatte ich Zeit, abschließend ein wenig in der Sonne zu relaxen und es ergab sich die Möglichkeit, am Nachmittag noch auf dem Nachhauseweg ein weiteres kleines Skigebiet aufzusuchen...
Im Bus war ich zunächst der einzige Fahrgast – beim unteren Stausee sollte noch ein Skifahrer zusteigen, was für eine Abfahrt bis dorthin spricht.
Besagter See...
So ging es wieder in einen der beiden engen Tunnelstollen hinein – aber diesmal fuhr der Fahrer nicht mehr so schnell wie am Morgen.
Ankunft an der Bergstation, wo man einen 1A-Ausblick aufs Montafon genießen kann. Erst befürchtete ich, da es bereits 12 Uhr hatte, eine Stunde auf die Rückfahrt ins Tal warten zu müssen. Aber nach ca. 5 min kam die Kabine angeschwebt und wir wurden sogleich ins Tal gebracht. (Der gute, alte Zeigefinger-Trick unter der Jackentasche funktioniert also nicht nur in den ländlichen Sparkassen-Filialen

Der Fahrer konnte indes seine wohlverdiente Mittagspause genießen...
Ich hatte noch Zeit, das Tele dranzuschrauben und zu knipsen – am Gegenhang endet die Tafamuntbahn, die genau gegenüber der Vermuntbahn ziemlich steil hinaufgeht. (nur Sommerbetrieb)
Trassenfoto vom Vorabend, als ich auf dem Rückweg von der Versettlabahn in die Pension noch schnell einen Zwischenhalt einlegte...
Die Pendelbahn hat wohl eine Standseilbahn ersetzt, wenn ich das richtig im Kopf habe.
Sicherlich konnte man die Alpinskifahrer in der Kabine an einer Faust abzählen.
Talfahrt mit der Bahn – eine Abfahrt gibt es hier vermutlich wegen des steilen Geländes nicht.
Über den Häusern von Partenen...
Trassenblick vom Parkplatz aus...
So kam mein kleines Bielerhöhe-Abenteuer in frühlingshafter Umgebung zu seinem Ende. Nun – es hatte sich auch bei nur einem Schlepper oben gelohnt, wie ich finde. Natürlich wäre eine rasante Abfahrt an der Vermuntbahn oder so noch was gewesen, aber für einen Vormittag abseits der üblichen Massen und Gebiete langt's...