Angesichts der guten Schneelage stand für mich ein nahegelegenes, möglichst voralpines Skigbiet im Vordergrund. Nur war ich ja gerade eben schon in der Mythenregion (http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... 53&t=52868) und auch der Klewenalp hatte ich diesen Winter schon einen Besuch abgestattet. Den Stoos schätze ich zu wenig voralpin ein, Sörenberg mag ich nicht und die wunderschöne Mörlialp ist mir für einen Tag zu klein. Eigentlich würde ich gerne mal die Terza-Abfahrt in den Flumserbergen fahren, doch leider sind in Zürich Skiferien und dieses Gebiet kam daher auch nicht in Betracht. Vielleicht eine Kombination Melchsee-Frutt / Mörlialp? Würde sich preislich gerade noch so ausgehen, aber 50 Minuten Fahrt zwischen den beiden Zielen war mir dann doch etwas zu lang.
So fiel die Entscheidung am Ende auf eine andere Obwaldner Combo: Engelberg Brunni und Titlis! Nun ist die Brunni ja auch schon nicht mehr ganz voralpin, aber extrem sonnig und daher von der Schneelage oft etwas heikel.
Also Snow 'n' Rail-Angebot von den SBB erstanden, das für alle Anlagen in Engelberg gültig ist und nichts wie los ins Engelbergertal!
Gleich mit der -1. Gondel hoch! Neben mir war nur noch eine einzige andere Passagierin zugegen. Und zwei Müllcontainer

Das Brunni besteht, neben der Zubringerpendelbahn, nur aus der 3SB Ristis-Brunnihütte und dem 1SCH Schonegg. Beide Anlagen erschliessen zusammen mehrere recht anspruchsvolle, attraktive Pisten und v.a. auch ein schönes Offpistegelände.
3SB Ristis von Leitner vs. Mond
Am Vortag und in der Nacht hatte es etwa 10cm Neuschnee gegeben, dennoch befanden sich ausser mir während der ersten Stunde gerade noch eine Handvoll Skifahrer im Gebiet. Sämtliche andere Leute auf dem Zug hatten denn auch auf den Shuttlebus zum Titlis gewartet, während ich mit einer Skilehrerin und noch einer Familie Richtung Brunni gefahren war. Klar, am Titlis wären auch schöne Offpiste-Abfahrten möglich gewesen, doch hat dieser Gebietsteil bekanntlich am Morgen schlicht gar keine Sonne, während das Brunni diesbezüglich von Anfang an verwöhnt wird. Daher war für mich sonnenklar

Überfüllte Piste an der 3SB
Nach einigen Fahrten an der lahmen 3SB und der Feststellung, dass der Schnee Offpiste hier leider teilweise etwas hart war (durch die exteme Besonnung war es an den Tagen zuvor offensichtlich zu Schmelzprozessen an der Oberfläche gekommen), öffnete dann endlich der 1SCH Schonegg.
1SCH Schonegg, Brunnihütte und 3SB
Der 1SCH Schonegg ist der Albtraum jedes Snowboarders! Zwar kurz, aber mit den Tellern sehr unbequem und dazu mörderisch steil: Der Lift macht auf etwas mehr als 400m Länge fast 200 Höhenmeter!
Hier ein Versuch, die Steilheit des Lifts aufzuzeigen. Kommt auf Fotos leider nie so richtig rüber
Der Schonegglift erschliesst eine gewundene rote Abfahrt und eine tolle schwarze Abfahrt, die bis zur Talstation der 3SB führt. Daneben eignet sich der ganze Kessel aber auch wunderbar zum offpiste fahren. Hier ist es auch etwas länger schattig, und daher genoss ich nun Abfahrt um Abfahrt in wunderbarem Pulverschnee im Gelände

Offpiste-Varianten am Schonegglift
Zwischendurch gings auch mal auf die sensationell schöne Schwarze Schonegg-Abfahrt, die zu meinen Favoriten in Engelberg, und nicht nur dort, gehört:
Oberer Teil der Schonegg-Abfahrt vs. Hahnen
Unterer Teil der Schonegg-Abfahrt mit schon deutlich voralpinerem Charakter
Leider ist nach jeder Abfahrt auf der Schoneggpiste eine Wiederaufahrt mit der 3SB und dem 1SCH nötig, was sich dann doch etwas in die Länge zieht. Nach etwa 2 Stunden waren dann die Engelberger doch auch noch aufgewacht und etwas zahlreicher im Gebiet erschienen. Einen grossen Anteil machten aber auch Schlittler und Fussgänger aus, die einen wichtigen Faktor hier am Brunni darstellen dürften.
Für mich weiterhin keine Wartezeiten an der 3SB

3SB, unterer Teil
3SB, oberer Teil, hinten 1SCH Schonegg
Auf der Schoneggpiste zeigte sich später dann auch die gnadenlose Besonnung des Brunnis, wie auf diesem Bild zu sehen:
Danach vergnügte ich mich wieder im Tiefschnee am Schonegglift. Hier einige Impressionen dieses Lifts der Kategorie "Kurz, aber oho!"
Trassee in der Komplettansicht
Derweil waren am Titlis drüben so ganz allmählich erste Sonnenstrahlen in einigen wenigen Teilen des Gebietes (Jochpass) auszumachen:
Langsam ging es gegen Mittag zu und die Schoneggpiste begann schon ein Wenig aufzufirnen. Daher wäre ich eigentlich gerne noch etwas länger geblieben, doch wollte ich ja noch etwas am Titlis fahren und mir insbesondere die neuen Gondeln der Rotair ansehen. Da der Skibus Mittagspause macht, war es nun also Zeit, an einen Gebietswechsel zu denken. Vorher stand aber noch ein Highlight des Tages auf dem Programm: Die Abfahrt über die Schonegg-Piste und die sagenumwobene "gelbe" Talabfahrt bis nach Engelberg hinunter. Fast 1000 Höhenmeter sinds, was in Engelberg allerdings nicht besonders beeindruckend ist.
Herrlicher oberer Teil der Talabfahrt
Hier unten hatte ich nun definitiv das von mir erhoffte voralpine Flair. Leute hatte es begreiflicherweise auch fast keine auf der Abfahrt, denn diese führt ja nicht etwa zur Talstation der Brunni-PB, sondern endet irgendwo am oberen Ortsrand von Engelberg.
Talabfahrtsidylle
Einige von mehreren witzigen Strassenkreuzungen
Hier auf der Talabfahrt erinnert das Brunni nun fast ein wenig an den gleichnamigen Gebietsteil der Mythenregion. Wenn man die immer präsente, imposante Bergkulisse im Hintergrund ausblendet, zumindest

Und dann plötzlich dies:
Offizielles Ende der Talabfahrt bei Fellenrüti
Die Holländergruppe war sich nicht so sicher, ob es hier wirklich noch weitergehen würde

Letzter Teil der "inoffiziellen" Fortsetzung der Talabfahrt
Kurz darauf stand ich dann beim Hotel Waldegg und wartete einige Minuten auf den pünktlichen Bus, der direkt zur Titlis-Talastation fährt (wer zum Brunni zurückmöchte muss am Bahnhof umsteigen). Von der Titlis-Seite hab ich dann später gesehen, dass wohl auch die Abfahrt bis ganz in den Talgrund noch möglich gewesen wäre. Danach hätte ich zu Fuss in vielleicht 10 Minuten zur Titlisbahn gelangen können. Mit dem Bus gings aber auch erstaunlich flott, und so stand nun der zweite Teil des Tages an.
Da das Titlisgebiet hier schon gut dokumentiert ist, beschränke ich mich auf einige Besonderheiten und Höhepunkte.
Schöne und richtig steile Pisten an der 4KSB Laubersgrat. Eine alte Leitner-Schüssel, die einen an den Masten so richtig durchschüttelt.
Im Vordergrund PB Trübsee-Stand und Baustelle der Bergstation der neuen EUB. In der Bildmitte PB Rotair, hinten 6KSB Ice Flyer
Die Landschaft mit den steil aufragenden, bunten Felsen und dem mächtigen Gletscher am Titlis beeindruckt mich jedes Mal wieder aufs neue. Dazu kommen atemberaubende Tiefblicke in Täler und ins Flachland.
Impression an der 4KSB Laubersgrat
Nun wollte ich mir natürlich noch die neuen Kabinen der PB Rotair (Stand-Titlis) ansehen.
Die alten Kabinen sind noch da

Ich finde sie wirklich ganz ausserordentlich gelungen, Chapeau Titlis-Bahnen und CWA! In der EUB hab ich von einem Bahnangestellten übrigens mitbekommen, dass es ab und zu noch Störungen gebe und die Kabinen am Vortag nicht mehr zu Drehen aufgehört hätten, so dass die Leute kaum aussteigen konnten

Heute funktionierte aber alles tadellos und es ist wirklich ein Gewinn, dass sich nun die ganze Kabine dreht und nicht mehr die Wand "stehen bleibt" und die angelehnten Wintersportgeräte umfallen!
Ein Schmuckstück!
Kabine auf der Strecke. Gut zu sehen die Gletscherspalten.
Nach einigen Fahrten auf dem Gletscher gings über die für einmal recht zahme Skiroute Rotegg wieder in die untere Etage.
Skiroute Rotegg
Zum Schluss noch zwei leider nicht so gute Bilder von der alten EUB Engelberg - Gerschnialp - Trübsee, die diesen Winter zum letzten mal fährt:
Alte EUB im Bereich Gerschnialp. Hinten rechts ist bereits die Schneise für die neue Bahn zu sehen.
Mir würds ja gefallen, wenn auch die neuen Kabinen wieder mit Landesflaggen geschmückt würden.
Den tollen, sehr abwechslungsreichen Boardtag liess ich mit zwei Talabahrten (einmal über die Standard, einmal durchs Kanonenrohr) ausklingen. Die erste Abfahrt machte ich von der Bergstation der 6KSB Jockstock-xpress her, was gemäss GPS zu über 9 Km Abfahrtslänge und 1500 Höhenmetern führte

Fazit:
Was mir alles gefallen hat, nämlich fast alles, konntet ihr oben schon lesen. Kritikpunkte habe ich nur ganz wenige:
- Talabfahrt Brunni endet halt wirklich an einem suboptimalen Ort und ist v.a. nicht für Wiederholungsfahrten geeignet
- Schonegg-Schlepper darf gerne noch lange bleiben, aber Bügel statt Teller wären schon schön
- 3SB Ristis stoppt wegen Schlittlern und Fussgängern zu oft. KSB wäre sicher zu bevorzugen.
- Talabahrten weisen etwas viele Ziehwegabschnitte auf