Ein Dolomiten-Bericht zweier bis dahin reiner Österreich-Skifahrer
Seit unserem 5. Lebensjahr (also mittlerweile 19 Jahre) fahren meine Freundin und ich Ski. Dafür gab es immer nur ein Ziel: Österreich. Warum? Weil es uns dort immer gefiel und in unserem Bekanntenkreis auch niemand auf die Idee kam, woanders hinzufahren. Wir werden ja schon schief angeschaut, wenn wir statt ins für uns nahegelegene Salzburgerland ins Tiroler Oberland aufbrechen. Letzteres kannten wir ohnehin erst seit 4 Jahren durch das Forum hier.
Nach Durchsicht einiger Italienberichte stand für uns fest, dass es Zeit ist, den Horizont nochmals zu erweitern. Letztes Jahr "verhinderte" das meine Tirol Snowcard. Heuer sollte es also nach einer längeren Südstaulage endlich so weit sein.
Dieser Bericht soll unsere Eindrücke der Dolomiten als Österreich-geschädigte Skifahrer widerspiegeln.
Gefallen hat uns:
- Großartige Landschaft
- Perfekte Pistenpräparierung
- Sehr gute Schneelage
- Pisten ganztags pulvrig
- Wahnsinnig weitläufige Gebiete
- Abwechslungsreiche Skigebietsteile
- Lange Betriebszeiten bis 17:00
Nicht so toll waren:
- Runde Kabinen der Gondeln
- Insgesamt doch recht flach (Störte aber nur mich. Meiner Freundin wars ganz recht

- Viele arg kurze Lifte und damit auch die Abfahrten kurz
- Wetter (3 Tage Kaiserwetter waren vorhergesagt. Es wurden nur 1,5)
Der Urlaub erhält trotzdem volle












Wir wohnten in St.Christina, von wo aus wir jeden Tag via Skibus zur Saslong-Gondel fuhren.
1. TAG: SELLA RONDA ORANGE
Was für ein morgendlicher Blick aus dem Fenster zum Langkofel

Leider waren wir erst immer gegen 8:45 mit dem ersten Bus an der Bahn. (Hier könnte man noch eine frühere Fahrt anbieten.)
Gleich zu Beginn erwartet uns eine unangenehme Fahrt in dicht gedrängten runden Gondeln der Saslong-Bahn. Dafür beim Ausstieg aus der Gondel erstmal: WOW

Mit der Sochers-Ciampinoi ging es über eine genial aussehende Piste, die wir leider gleich mal ausließen. Wir wollten ja zur Sella-Ronda-Orange.
Über eine herrlich präparierte Waldabfahrt fuhren wir nach Wolkenstein.
Dort angekommen mussten wir weiter zu einer KSB, die mit der Geschwindigkeit eines fixgeklemmten Sessels unterwegs war. Ich versteh den Sinn nicht?

Naja, jedenfalls mussten wir erkennen, dass wir durch den späteren Start und die 2 Zusatzbahnen bis zum erreichen der Ronda eindeutig zu spät dran waren. 5 Minuten Wartezeit hier und ebenfalls an der 10EUB Dantercepies.
Dafür habe ich noch nie in meinem Leben so fotogene Berge gesehen. (jetzt müsste man nur noch eine gute Kamera haben)
Eine ewig lange und flache Abfahrt führte durch diese schöne Landschaft. Zum Genießen!

Dann ließen wir die Menschenmassen auf der Ronda Richtung Corvara weiterziehen und genossen das wie ausgestorbene Edelweißtal. Blick zu den kurzen, aber schönen Abfahrten am Col Pradat...
... und auf die leere Piste an der KSB Forcelles mit der Sella-Gruppe im Hintergrund
Zurück zur Ronda mit Blick auf Colfosco.
Fazit Edelweißtal: Ruhiger Abstecher mit Pisten unterschiedlicher Steigung. Hier kann man es gut aushalten.
Mittlerweile hatten sich die Massen sehr gut verteilt. Wir hatten für den Rest des Tages keine Wartezeiten mehr. Wir sind bereits in der DSB Vallon.
Hier kommt man dem Sellastock sehr nahe.
Seitenblick zur Marmolada, die sich an den nächsten Tagen wetterbedingt leider nicht mehr ausging.
Die Abfahrt an der DSB bereits sehr zerfahren. Die DSB sehr gut frequentiert. Das gäbe es in Österreich definitiv nicht. Dort könnte man an einer solchen Bahn mittags noch die Raupenspuren sehen.
Blick zum Cherz der von einer DSB und einer 4SB erschlossen wird. Nicht sehr prickelnd für Wiederholungsfahrten, obwohl die Pisten klasse aussehen würden.
Sehr winterlicher Blick aus der 4SB Cherz. Wir entschieden uns für eine erste Runde durchs blaue Meer. Wird das wegen der vielen blauen Pisten so genannt

Im Bereich Pralong gibt es herrlich einsame und naturbelassene Abfahrten. Genau mein Geschmack!

...und auch interessante Lifte: Ich war noch nie in einem Tellerlift mit Kurve.

Von dort hinten kamen wir her: Grödnerjoch
Erstes Fazit Alta Badia: Geniale, abwechslungsreiche und leere Abfahrten. Dass sie flach sind, stört mich nicht sonderlich.
Schließlich wendeten wir uns wieder der Ronda zu: Weiter gehts mit der 4 KSB Campolongo.
Blick nach Arabba.
Aber erst noch eine Wiederholungsfahrt an der KSB Burz
Blick aus der DMC. Hier ist das Gelände viel hochalpiner. Ein guter Kontrast zu Alta Badia vorhin.
Nochmals der Marmolada Gletscher. Der wäre eigentlich am nächsten Tag geplant gewesen. Doch da hing er in Wolken

Das Funifor fährt wirklich wahnsinnig schnell.
Der Starthang zu den Nordabfahrten von Arabba war leider bereits der reinste Tragödienhang.
Zur Abwechslung mal eine Piste der steileren Kategorie.
In der 6 KSB/B Carpazza, die sehr schöne und auch steile Pisten erschließt. TOP!
Tief winterlich ist es hier

Fazit Arabba: Steiles Teilgebiet mit einigen schönen Varianten. Die langen Stehgondeln nerven allerdings.
Über einen weiteren Tragödienhang folgten wir schließlich wieder der Ronda zur langen 4 KSB/B Fodom. Der Blick geht bereits erwartungsvoll zu den nächsten Abfahrten an der Lezue-KSB.
Die Pisten blieben fast alle ganztags pulvrig und perfekt griffig. So macht Skifahren Spaß.
Die nachfolgenden Gesteinsformationen gehören für mich zu den schönsten, die ich je gesehen habe.
Angekommen in Obergurgl. Pardon, in der 4KSB St. Kristiania. Aber mal im Ernst. Dieser Bereich erinnert uns beide sowas von an das Tiroler Skigebiet von Obergurgl. Breite Pisten, leer. Gut erschlossen von KSBs und EUBs. --> Ergibt also ein Obergurgl wie wir es lieben, nur mit schönerer Landschaft

Alle Abfahrten von "Obergurgl" ein Traum.
Sogar die blöde Eiergondel lässt sich aushalten, wenn man darin alleine ist.
Weiter gehts wieder Richtung Langkofel. Der Kreis schließt sich langsam. In der KSB Norei-Cinque Dita.
Mein Lieblingsberg:
Wir folgen der Ronda durch eine schöne Landschaft.
BTW: Ich schreibe diesen Bericht jetzt gut einen Monat nachdem wir dort waren und merke richtig, wie dieses unglaubliche gute Gefühl wieder hochkommt.
Es ist bereits halb 5 und die Lifte laufen noch. Da können sich die Österreicher eine Scheibe von abschneiden. Die Sella-Gruppe liegt noch in der Sonne...
... während wir über eine schattige, menschenleere Piste am Fuße des Langkofels abfuhren.
Abschlussfahrt an der offenbar von nicht vielen Leuten gefundenen 4 KSB/B Monte Seura.
Blick über die Seiseralm, wo wir auch nicht waren.
Seiner Majestät, dem Langkofel entgegen.
Eine Talabfahrt um 17:00 wie sie vom Pistenzustand her auch um 9:30 hätte sein können

Fazit Bereich St. Christina: Relativ ruhiger Sektor nahe an der Ronda. Mit nur 2 Bahnen ist man an selbiger. Es gibt noch gute Möglichkeiten für Wiederholungsfahrten, wenn man "zu früh" von der Ronda zurück sein sollte. Die Talabfahrten sind abends noch ziemlich gut zu fahren. Ein guter Ausgangspunkt finde ich.
2. TAG: SELLA RONDA GRÜN
Nachdem uns die Uhrzeigersinnvariante bis auf einzelne Nadelöhre sehr gut gefallen hat, war heute die andere Richtung dran. Nach denselben zwei Zubringerbahnen wie gestern ging es nun über eine schöne Abfahrt in die andere Richtung zur Piz Seteur KSB. Wir befinden uns unter der PB Piz Sella.
Und Blick zurück zum Langkofel.
Nach ein paar Liftfahrten ging es durch die Steinerne Stadt, die ziemlich tief eingeschneit ist.
Weiter geht es mit der 6KSB Sasso Levante. Auf der orangen Ronda ist schon viel Gegenverkehr um diese Zeit.
Zoom von der Bergstation der 3SB Rodella-Des Alpes zum Schlern.
Auf der Ronda selber ist ziemlich viel los. Sobald man aber nur eine Piste daneben abfährt, ist man quasi alleine

Der Übergang im Tal zur EUB Pian Frataces-Gherdecia. Je ein Tunnel für jede Richtung und das Ganze ohne Schieben. Und damit der Wink ins österreichische Glemmtal: So muss eine Verbindung aussehen!
Wieder in "Obergurgl". Das Wetter ist mittlerweile etwas eingetrübt.
Das Panorama zurück ist trotzdem noch ganz ansehnlich

Nach ein paar Minuten Wartezeit an der 6KSB/B Sass Bece folgen wir weiter der Ronda. Im echten Obergurgl gäbe es diese Wartezeit aber nicht

Wieder in Arabba, wo wir ein paar Wiederholungsfahrten einlegten. Aber zunächst ein Blick zurück zum Passo Pordoi.
Wenn ich schon mit Vergleichen begonnen habe: Dieser Teil erinnert mich irgendwie stark an den Arlberg, weil hier alles so tief verschneit ist und die Pisten sich schön anspruchsvoll durchs Gelände schlängeln.
Wir ziehen schon wieder weiter... nochmal ein letzter Blick auf den Arlberg... ähm Arabba.
In der Ferne spitzt das Heiligkreuz hervor.
Mittlerweile hatten wir das Prinzip verstanden. Wir folgten nicht der ausgeschriebenen Piste der Ronda Grün, sondern nahmen eine Abfahrt, die parallel dazu verläuft: Leer

An der Boe-EUB gibt es eine schöne lange Waldabfahrt.
Dann sind wir vom Drehbereich in Corvara aus eine nicht enden wollende Liftkette gefahren, nur um ein paar Höhenmeter zu überwinden. Aber sowas muss auch einmal sein

Das einzige was nicht sein muss, ist der erste Lift dieser Kette. Deshalb muss ich mich an dieser Stelle mal aufregen: Fixgeklemmte Lifte mag ich nicht, aber ich akzeptiere sie hin und wieder. Wenn aber diese Dinger dann auch noch ohne Fußraster sind, dann hört sich für mich der Spaß auf

Weiter gehts mit einem langen Tellerlift...
... um schließlich mit zwei Zauberteppichen zum letzten Tellerlift zu gelangen.
Stillleben.
Wir wollten auch den La Villa Teil des Blauen Meers erkunden. Foto von der 4 KSB Blaia Fraida aus.
Hier gefiel es uns aber nur bedingt. Hier gibt es fast ausschließlich kurze Abfahrten ala Skiwelt oder Obertauern. Zudem haben die ganzen neuen KSBs allesamt kein Fußraster! (und da beschweren sich die Leute am Arlberg über eine kurze Übungsbahn, die keine Fußraster besitzt

Also wieder zurück zur Ronda. Blick zur Sella Gruppe, die ziemlich weit hoch von der DSB Vallon erschlossen wird.
Auf dem Weg dorthin sind wir wieder durch den schönen Teil des Blauen Meers gefahren (Pranlongia-Teil) Hier gefällt es uns deutlich besser.
Fazit Alta Badia: Uns gefällt der vordere Teil an den Pralongia Bahnen sehr gut, der restliche Teil von La Villa nicht so sonderlich.
Tja und so sieht es aus, wenn man mal die falsche Piste erwischt.
Über eine lange Liftkette geht es hoch zum Grödnerjoch. Das zieht sich schon sehr, weil keine nennenswerten Abfahrten mehr dazwischen liegen. Das Foto zeigt die 4SB Val Setus, den vorletzten Lift bis zum Grödnerjoch. Bald geschafft!
In Wolkenstein muss man in beiden Richtungen einige Meter marschieren. Hier wäre eine Lösung ähnlich dem Arabba Fly noch wünschenswert. Dann wäre die Ronda "perfekt".
Fazit Sella Ronda Grün: Gefällt mir aufgrund des umständlichen Aufstiegs zum Grödnerjoch nicht so sehr. Positiv finde ich allerdings, dass es in diese Richtung keine so gravierenden Nadelöhre gibt. Ich finde trotzdem die Orange Variante mit einigen Wiederholungsfahrten viel interessanter.
3. TAG: LAGAZUOI
Wir fuhren auf direktem Weg von St. Christina zum Lagazuoi. D.h. wir nahmen die Sella Ronda Orange bis nach Alta Badia. Auf der Abfahrt vom Grödnerjoch hingen einige Nebelfelder.
Die Piste nach Armentarola ist schon grenzwertig flach. Das ist im Prinzip eine ewiglange Schusspiste (wenn auch mit schöner Landschaft)
Von dort aus bezahlten wir die 6€ p.P. für das Taxi, das uns rasch zur PB Lagazuoi brachte. Diese Bahn hat wirklich eine spektakuläre Trasse

Der Ausblick von oben ist auch nicht von schlechten Eltern.
Leider wird es zunehmend bewölkt.
Die direkte Abfahrt vom Lagazuoi ist klasse

Nochmal die Pendelbahn.
Blick zum 5 Torri Gebiet am Gegenhang, das wir noch mitnehmen wollten, wenn wir schon extra hier rauf sind.
Lange Wartezeit an der 4 KSB/B. Die Piste dazu aber zur Privatnutzung freigegeben

Alle Leute wollten nämlich weiter zu den DSBs und deren schmalen Pisten. Dieses Gebiet, das ich ausgestorben erwartet hätte war also total überfüllt. Weg von hier. Die Rückbringer DSB hat eine sehr steile Trasse.
Ganztags Kaiserwetter gemeldet. Ab 11 Uhr wars völlig bedeckt. So so...

Dann kam die Abfahrt von der alle schwärmen... die Hintenrumabfahrt vom Lagazuoi. Mit Ziehwegbreite und ziemlich flach schlängelt sie sich durch eine wunderschöne Landschaft zwischen Felsen hinab. (Hat etwas vom Notweg am Pitztaler Gletscher, nur schöner)
Man ist dabei den Felsen durchaus nahe.
Nach einem ewig langen Ziehweg ging es mit den Pferdeschlitten dann zurück nach Armentarola, von wo aus wir uns aufgrund der mittlerweile fehlenden Bodensicht auf den Rückweg nach St. Christina machten.
Fazit Lagazuoi: Die beiden Abfahrten an der Pendelbahn sind die Rauffahrt wert. Allerdings war das Gebiet bei unserem viel zu stark frequentiert. Ist das immer so? (wir standen das zweite Mal an der PB 30 min) Außerdem muss man sich schon gut überlegen, ob der Aufwand dorthin zu kommen, es einem Wert ist. Einmal gesehen sollte man es aber haben.
Ein letzter Blick auf den Langkofel vor der endgültigen Talabfahrt.
Dann kam der Ort immer näher.
Mit dem Ortskern von St. Christina verabschiede ich mich von 3 super Skitagen in den Dolomiten.
Endfazit Dolomiti Superski:
Wir durften ein neues Skigebiet kennenlernen, das uns sehr begeistert hat. Es gehört für uns bereits nach diesem Besuch zu unseren Favoriten. Dennoch kann es mich nicht gänzlich begeistern.
Wirklich klasse sind meiner Meinung nach die Bereiche:
- Arabba
- "Obergurgl" (wie heißt dieses Teilgebiet eigentlich? Canazei?)
- St. Christina
- Edelweißtal
- Pralongia-Teil von Alta Badia
Etwas störend finde ich:
- viele Verbindungsbahnen / Pisten (klar, ist anders nicht lösbar)
- zu viele Flache Pisten
- zu viele fixgeklemmte Bahnen
- die runden Gondeln, weil man keine Beinfreiheit hat und sich immer eingequetscht fühlt
In meinem persönlichen Skigebietsranking reiht sich Dolomiti Superski (vorerst, wir kommen definitiv wieder) hinter Serfaus-Fiss-Ladis und Obergurgl-Hochgurgl auf Platz 3 ein.
Der Grund: SFL ist für mich in Sachen Abwechslung, Lift-Pisten-Kapazitätsverhältnis und Steilheit nicht zu toppen; und in Obergurgl hat man immer seine Ruhe.
Als Skigebiet für einen Pärchenausflug stehen die Dolomiten aber nun ganz oben auf meiner Liste.