Auf jeden Fall wollten wir mit dem Auto anreisen, mit dem Auto nach Ljubljana + Flugzeug nach Bucarest + Bahn nach Sinaia würde es nur eine unwesentliche Zeitersparnis bringen und dazu fast gleich viel kosten. Die Fahrt Maribor - Sinaia (1078 km) soll laut Google maps oder Viamichelin etwas mehr als 11 Stunden dauern, ginge zur Not auch an einem Tag. Da wir aber sowieso noch andere Orte in Rumänien besuchen wollten, haben wir uns für den ersten Tag ein Hotel in Sibiu gebucht, von Maribor 'nur' knapp 8 Stunden. Da die Wetterprognose für Sibiu an diesem Samstag Temperaturen um 30 Grad vorausgesagt hat, wollten wir nicht zu früh dort sein, also sind wir gemütlich um halb zehn in MB losgefahren und via Budapest - Arad - Timisoara nach Sibiu gefahren. Von Maribor durch Ungarn und weiter bis östlich von Timisoara gibt es eine durchgehende Autobahn, ohne nervige Mautstellen (in allen 3 Ländern gibt es eine Vignette, die slowenische habe ich sowieso, die ungarische um 10 Euro habe ich an der letzten Tankstelle in Slowenien gekauft und die rumänische, die etwa 7 Euro gekostet hat, habe ich ein paar Tage zuvor per Internet bestellt und mit Kreditkarte bezahlt). Alles sehr zivilisiert und unproblematisch, ich kann nicht verstehen warum z. B. Länder wie Italien oder Kroatien im Jahre 2017 immer noch diese nervigen und Stau verurschenden Mautstationen haben



Am späten Nachmittag haben wir unser Hotel in Sibiu/Hermannstadt erreicht, ein nettes kleines Familienhotel am Rand der Altstadt, in einem ehemaligen Villenviertel (das Haus nebenan ist übrigens deutsches Konsulat), das ich wenige Tage zuvor um 68 Euro (ÜF für 2 Personen) via Booking reserviert habe. Die dortige Bewertung 9.5 ist nicht übertrieben, da hat alles gestimmt: neu eingerichtetes Zimmer und Bad, natürlich mit individuell einstellbarer und extrem leiser Klimaanlage, viel leiser als meine Panasonic zu Hause (Mausi hat die ganze Nacht gedacht die frische Luft käme durch das Fenster


Am ersten Abend wollten ich was typisch rumänisches ausprobieren, und habe mich in einem sympatisch aussehneden Lokal in der Altstadt für Bulz entschieden: Polenta mit viel Käse überbacken, dazu eine Scheibe Speck und obendrauf noch ein Spiegelei. Ganz 'mein' Essen, in Italien esse ich auch bei jeder Gelegenheit Polenta überbacken mit Käse. Dazu gutes rumänisches Dunkelbier. Kaum waren wir mit unserem Abendessen fertig, zog ein kräftiges Gewitter über Sibiu, eine halbe Stunde regnete es in Strömen. Zum Glück hatte unser Lokal über der Terasse ein richtiges Dach und nicht nur diese Sonnenschirme, die bei Regen eh nichts nutzen. Als der Regen kurzzeitig aufhörte, sind wir unverzüglich zurück zum Hotel gegangen, zum Glück waren es knapp 10 Minuten, dann ging es erneut mit dem Regen los.
Am kommenden Morgen war dann die Sonne wieder zurück, die Luft aber angenehm kühl und die Temperaturen gerade richtig für einen Stadtrundgang. Die Altstadt ist schön gepflegt und die Fotos könnten aus irgendeiner mittelgrossen Stadt der ehemaligen K.u.K Monarchie stammen. Mit einem grossen Unterscheid, und zwar war Sibiu vor 1918 nicht nur dreisprachig (deutsch / ungarisch / rumänisch), sondern hat auch 3 Katedralen (lutheranisch / katholisch / orthodox):
Gegen Mittag sind wir weiter in Richtung Sinaia gefahren, östlich von Sibiu ist die Autobahn zu Ende, weiter geht es auf einer normalen zweispurigen Strasse mit sehr vielen nervig langen Ortsdurchfahrten. Da ist es am besten, sich von einem Einheimischen überholen zu lassen (passiert in der Regel bei der ersten Gelegenheit) und dann hinter ihm fahren, im Schnitt mit 70 km/h durch die Ortschaften ... die werden es schon wissen?
Eine Zwischenpause haben wir dann in Rasnov/Rosenau gemacht, der kleine Ort ist evtl. denjenigen bekannt, die den Damen - Weltcup im Skispringen verfolgen, dort gibt es ein modernes Sprungzentrum mit allen möglichen Schanzen von 10 m bis hin zu K-90. Uns hat aber die dominant aussehnde Burg oberhalb des Ortes interessiert:
Auch das Zentrum ist nett herausgeputzt, wirkt aber etwas steril und ohne Leben, wir konnten kein Lokal mit sympatisch aussehneder Speisekarte finden:
Auf die Burg fährt seit 2015 ein nagelneuer Schrägaufzug (natürlich mit EU - Geldern finanziert). Alternativ kann man auch 'hintenrum' zuerst ein Stück mit dem Auto rauffahren und dann mit so nem Bummelzug (Traktor mit Anhänger) zur Burg. Oder natürlich zu Fuss von beiden Seiten rauf, hatte aber keine Lust dazu, es war an dem Tag bei teilweise wolkigem Himmel zwar nicht mehr heiss, aber drückend schwül:
Nette Aussicht dort oben:
Die Burg selbst ist eher mässig interessant, während sie von unten noch ganz intakt ausschaut, ist innerhalb der Mauern vieles bereits seit dem 18. und 19. JH. vefallen. Trotzdem aber einen Besuch wert:
Z. B. gab es eine Ausstellung mit alten touristischen Werbeplakaten, u. A. mit diesem da:
Und auch ne Katzenfamilie

Von Rasnov bis Sinaia sind es nur noch 40 km, Katzensprung, könnte man meinen. Leider nicht an einem Sonntagnachmittag, offensichlich war halb Bukarest übers Wochenende in den Karpaten und wir sind im Rückstau gelandet. Nach mehr als einer Stunde haben wir endlich Sinaia erreicht, wo wir uns im Hotel International einquartiert haben (die normalen Preise dort sind jenseits gut und böse, ich glaube 160 Euro für ein DZ mit Frühstück, zum Glück gab es für die Teilnehmer der Konferrenz ein saftiges Rabatt und wir haben pro Tag nur 74 Euro für 2 Personen bezahlt). Vor allem in deutschsprachigen Reiseführern werden solche Hotels aus den 70ern gerne als 'typisch realsozialistisch' bezeichnet, aber jetzt mal ehrlich, auch Hotels die in der selben Zeit auf Mallorca oder in Lignano gebaut wurden, sehen keinesfalls besser aus. In Sinaia ist es wenigstens vor kurzem renoviert worden. Und eine riesige verlassene Baugrube mit rostigen Baueisen hatten wir bei unserem letzten Madeira - Urlaub auch neben unserem Hotel ... :
(mehr von Sinaia kommt noch in Berichten von andern Tagen)