Mittwoch 28.8: Sils-Lej da la Tscheppa-Silvaplana
Für den Mittwoch sagte der Wetterbericht am Morgen noch einigermassen schönes Wetter voraus, während er am Nachmittag Bewölkungszunahmen und später auch etwas Niederschlag ankündete. Wir waren mittlerweile auch etwas müde von den letzten drei Tagen etwas müde. Da aber am Donnerstag das Wetter noch schlechter sein sollte, wollten wir doch noch eine nicht gar kleine Wanderung in Angriff nehmen. So entschieden wir uns für eine mittelgrosse Wanderung von ca. 4 Stunden.
Die Tour zum Lej da la Tscheppa hatte ich lange nicht auf dem Schirm. Erst beim Durchsehen der Wandervorschläge auf der Webseite von Engadin-St. Moritz vor den Ferien stiess ich auf sie. Auch hier konnte ich mir noch nicht so richtig vorstellen, dass die Wanderung mit den anderen im Engadin mithalten kann, da sie aber auf Outdooractive als Top-Tour markiert war speicherte ich sie dann doch als mögliche Alternative.
So stiessen wir also auf der Suche nach einer Wanderung für den Mittwoch wieder auf diese Tour. Da uns die Seen an der Diavolezza am Vortag so gefallen hatten, schauten wir uns die Wanderung nochmals genauer an und stellten mit Erstaunen fest, dass neben dem Lej da la Tscheppa noch unzählige weitere kleine Seelein auf dem Weg liegen. Zudem sah die Landschaft auf der Karte vielversprechend auf mit vielen kleinen Felsen und Senken. So entschieden wir uns also dazu dem Lej da la Tscheppa einen Besuch abzustatten.
Wetter: Am Morgen eine geschlossene Schicht von hohen Wolken. Im Verlauf des Vormittags riss es dann aber auf, sodass die Sonne hervor kam. Später schien mehrfach das angekündigte Schlechtwetter die Überhand zu gewinnen, die Sonne konnte sich aber doch jedes Mal wieder durchsetzen.
Route: https://www.outdooractive.com/de/route/ ... /23436427/ Am Schluss sind wir aber nach Silvaplana abgestiegen und nicht mehr nach Sils zurückgekehrt.
Um noch möglichst vom besseren Wetter am Morgen zu profitieren, haben wir bereits um 8:01 den Zug nach St. Moritz genommen und sind dann mit dem Bus weiter bis nach Sils. Leider befindet sich die erste Bushaltestelle nach Silvaplana erst am Dorfanfang von Sils, sodass wir von dort zuerst wieder zur Maloja-Passstrasse zurückkehren mussten um dort den Wanderweg Richtung Lej da la Tscheppa zu erreichen.
Blick aus dem Bus zum Piz Corvatsch. Dafür, dass am Morgen das Wetter am besten sein sollte, sah der graue Himmel nicht gerade vielversprechend aus.
Nachdem der Abschnitt der Strasse entlang geschafft ist, beginnt nun der Wanderweg. Die Landschaft hier hatte wieder einen anderen Charakter als an den Tagen zuvor, gefiel uns aber mit den vielen Lärchen wieder ausgesprochen gut.
Bereits etwas weiter: Blick zum Piz Corvatsch. Relativ unerwartet riss es auf und die Sonne kam doch noch zum Vorschein.
Nun begann der gut 800 Höhenmeter lange Aufstieg zum Lej da la Tscheppa.
Blick zurück einem flacheren Abschnitt des Aufstiegs: Der Weg ist wunderschön durch den Lärchenwald angelegt.
Langsam sind wir an der Waldgrenze angelangt.
Wie sich bereits im letzten Bild erahnen lässt, sind wir kurz darauf auf einen Aussichtspunkt getroffen. Mittlerweile waren ca. 1/3 des Aufstiegs geschafft.
Aussicht auf den Silsersee Richtung Maloja. Der Silsersee gefiel uns von hier so gut, dass wir auf die Idee kamen am folgenden Tag einen Spaziergang dem Silsersee entlang zu unternehmen, falls das Wetter mitspielen würde.
Blick auf die andere Seite zum Silvaplanersee mit dem Piz Surlej dahinter.
Nach diesem Aussichtspunkt wurde der Weg bedeutend steiler und schlängelte sich den Berghang hinauf.
Relativ unerwartet kam kurz nach dem Aussichtspunkt diese „spektakuläre“ Stelle. Schliesslich sah sie aber schlimmer aus, als sie tatsächlich war.
Diese steile Bergflanke führt der Weg nun hinauf. Die Landschaft mit den vielen Felsen gefiel uns genau so wie der Wald bisher. Es wartete jedoch noch ein gutes Stück Aufstieg auf uns: Der See liegt nochmals ca. 100 Meter höher als die höchsten sichtbaren Felsen.
Löwenzahn vor dem Piz Corvatsch
Eine anstrengende knappe halbe Stunde später waren die Felsen bereits deutlich näher. Von hier aus sehen sie noch imposanter aus.
Ein letzter Blick zurück auf den Silvaplanersee bevor der Weg um die Felswand führte.
Flora am Wegrand: Die Kombination aus den kompakten Blumen in der Mitte und dem Gras darum herum könnte glatt so in einem Topf beim Gärtner zum Verkauf stehen.
Nachdem die erste Steilstufe überwunden ist, eröffnet sich der Blick in die abwechslungsreiche Felsenlandschaft dahinter.
Wenige Minuten später haben wir dann den Lej da la Tscheppa erreicht.
Wie alle Seen im Oberengadin war auch der Lej da la Tscheppa wieder wunderschön. Trotz der Vielzahl an Seen im Oberengadin ist jeder einmalig und mit keinem anderen direkt vergleichbar. So ist jeder wieder aufs Neue spannend zu entdecken.
Und die 2. Hälfte des Sees
Da mittlerweile bereits halb 12 war und der lange Aufstieg uns hungrig gemacht hatte, entschlossen wir und dazu hier eine Mittagspause einzulegen und so den See noch etwas länger geniessen zu können. Leider erwischten wir am See gerade eine der Phasen mit eher schlechterem Wetter, sodass wir den See nie mit Sonne zu sehen bekamen. Dies tat der Schönheit aber keinen Abbruch.
Blick ins Val Fex mit dem Piz Corvatsch links davon und dem Piz Fora zur Rechten.
Piz Fora im Zoom: Auf der linken Seite befinden sich die Überresten des Fex-Gletschers, auf der rechten Seite der Fedoz-Gletscher
Blick zur Mittelstation Murtèl und den beiden Gletschern Vadret da Miaun und Vadrettin da Miasun. Rechts hinten Versteckt sich der Piz Morteratsch hinter den Wolken.
Nach einer Stärkung sind wir bald weiter, da sich das Wetter rapide verschlechterte und wir noch möglichst vor dem Regen bzw. bevor der Nebel die Berge erobert in Silvaplana sein wollten.
Blick auf den Lej da la Tscheppa von oben mit Panorama auf einige 3000-er des Oberengadins.
Piz Corvatsch mit zunehmender Bewölkung.
Wer denkt, dass mit dem Lej da la Tscheppa das Highlight der Tour bereits vorbei ist, irrt gewaltig. Denn nun folgt ein wunderschöner Wegabschnitt der durch die äusserst abwechslungsreiche Landschaft hier oben, geprägt von kleineren Felspassagen und Mulden, führt. Zudem kommt man an knapp 20 weiteren kleinen Seelein vorbei.
Wenige Minuten nach dem Lej da la Tscheppa folgt der zweite See und startet somit die Serie der kleinen Seelein.
Obwohl der zweite See sehr klein ist, war er nicht minder schön.
Relativ unerwartet erlebte die Wetterentwicklung erneut eine überraschende Wende und trotz den bedrohlichen aufgezogenen Wolken riss es erneut auf.
Wenige Meter später folgt der dritte See des Tages: Dieser beinahe perfekt spiegelnde See entspricht ziemlich genau meinem Bild im Kopf eines idyllischen Bergsees.
See Nummer 3 von oben. Doch nicht nur der See, auch die Landschaft hier oben, das Gemisch aus Felsen, Steinbrocken, Mulden und Wiesen gefiel mir ausserordentlich gut.
Was wünscht man sich mehr als Wandern bei dieser Aussicht.
Und schon kommt See Nummer 4 in Sicht.
Von dieser Landschaft konnte ich mich einfach nicht sattsehen. Der Berg etwas links der Bildmitte ist der Piz Albana, links davon sind noch die obersten Spitzen des Piz Juliers sichtbar. Am rechten Bildrand ist ausserdem St. Moritz Bad mit dem St. Moritzersee zu sehen.
Auch See Nummer 5 liess nicht lange auf sich warten.
Seen auf 2 Etagen: Vorne See Nummer 6, dahinter knapp 700 Meter tiefer der Silvaplanersee.
Zu den Seen und der Landschaft kam noch das wunderschöne Panorama hinzu, hier Zoom ins Talende des Val Fex.
Der nächste See, wir sind bereits bei Nummer 7, ist bereits in Sicht. Dahinter reicht der Blick über St. Moritz mit seinem See weit das Engadin hinunter. Die Berge ganz im Hintergrund müssten demnach die 40 km entfernten Berge Piz Sursassa, Piz Arpiglias etc. oberhalb Zernez sein.
Zernez und die Berge dort sind gerade das richtige Stichwort: Ursprünglich hatten wir auch noch die Wanderung zu den Lej da Macun oberhalb Zernez auf dem Plan. Schliesslich strichen wir diese Wanderung aber aus folgenden Gründen: Erstens wäre die Anreise nach Zernez bzw. die Rückreise ab Lavin ziemlich weit gewesen. Zweitens ist die Wanderungen mit guten 8 Stunden wohl ziemlich lang und anstrengen (wohl aber nach der Tour durchs Val Roseg durchaus machbar) und drittens schien uns der Auf- und Abstieg zu grossen Teilen auf Kiesstrassen zu verlaufen, was und nicht sonderlich zusagt.
Am Ende des Tages fanden wir, dass die Wanderung von heute wohl doch recht nahe an die Bilder, die wir von den Lej da Macun gesehen haben herankommt. Klar ist dort die Landschaft dort vielleicht noch einmal spezieller, doch die vielen Seen auf enger Fläche hatten wir auch hier (siehe einige Bilder weiter unten). Mit der kürzeren Anreise, dem viel schöneren Auf- und Abstieg (Wanderweg statt Kiesstrasse) und das Panorama auf Silvaplanersee, Silsersee, Val Fex, Piz Corvatsch, Piz Bernina etc. würde ich mal behaupten, dass sich die Wanderung hier mindestens für uns mit Startpunkt Pontresina wenigstens genau so gelohnt hat.
Blick zurück zum Seelein Nummer 6
See Nummer 7 mit Piz Corvatsch mit interessanter Wolkenformation im Hintergrund.
Wenig später kamen wir an diese wunderschöne Stelle. Leider kommt sie auf dem Bild nicht ganz so gut wie in Natura rüber. Dieser Blick auf die vielen kleinen Seen in jeder Senke erinnerte mich etwas an die Bilder der Lej da Macun. In diesem kleinen Gebiet befinden sich nämlich 8 Seelein, wobei nicht alle auf dem Bild sichtbar sind.
Dazu kommen diese zwei Seelein (nennen wir sie mal See Nummer 8 und 9) zur Linken.
Interessanter Felsblock. Ein Wunder dass er noch nicht davon gerollt ist.
Bereits beim wunderschönen Bergseelein Nummer 16 angelangt. Im Hintergrund sind der Piz Julier (links) und der Piz Albana (rechts) zu sehen.
See Nummer 17. Ich habe gar nicht gewusst, dass solches schilfähnliches Gras auch noch auf 2370 müM wächst.
18. und letzter Bergsee der Wanderung mit sich spiegelndem Piz Corvatsch.
Blick zurück zum Piz Polaschin aus einer etwas ungewohnten Perspektive.
See Nummer 18 mit Piz Julier und Piz Albana dahinter.
Da es hier so schön war, entschlossen wir und dazu nochmals eine kleine Pause einzulegen und die Landschaft vor dem Abstieg nach Silvaplana nochmals richtig zu geniessen.
Danach gingen wir weiter, der Weg führte nun eine Steilstufe zu einem tieferen Zwischenboden hinunter. Dort lohnt sich der kurze Abstecher zu einem Aussichtspunkt:
Aussicht auf den Silvaplanersee mit Silvaplana und Surlej. Wie wir später feststellten, blies in Silvaplana ein ziemlich zügiger Wind, weshalb der See voller Wind- und Kite-Sufer war.
Der untere Arm des Silvaplanersees der laut der Landeskarte vor der Halbinsel auch Lej Suot und dahinter Lej Champfèr heisst. Dahinter befindet sich St. Moritz Bad und der St. Moritzersee. Links darüber ist das Skigebiet Corviglia.
Nun führte der Weg aber definitiv aus dieser wunderschönen Landschaft hinaus den steilen Hang ins Tal des Julierpasses hinunter.
Wenn auch bei weitem nicht so ausgeprägt wie letztes Jahr (viewtopic.php?f=54&t=60168#p5170924), fanden wir auch hier wieder einige verfärbte Heidelbeeren.
Abstieg Richtung Silvaplana. Bei dieser Vegetation kann man kaum glauben, dass wir uns immer noch auf über 2200 müM befinden.
Nach einem längeren Abstieg trifft man auf diese Kiesstrasse, die relativ flach dem Hang entlang führt. Man könnte dieser Strasse entlang weiter bis nach Sils wandern, da Pontresina aber in die andere Richtung liegt sind wir nach Silvaplana abgestiegen.
Der Wanderweg nach Silvaplana führt an dieser schönen Waldlichtung vorbei.
Wenig oberhalb Silvaplana bot sich nochmals ein schöner Ausblick auf den Silvaplanersee.
Da wir etwa 20 Minuten auf den nächsten Bus warten mussten, entschlossen wir uns dazu noch einen kleinen Spaziergang durch das schöne Dorf von Silvaplana zu machen und im Volg noch etwas einzukaufen.
Schliesslich haben wir um 16:05 den Bus in Silvaplana Kreisel Mitte genommen, der uns in einer halben Stunde zurück nach Pontresina brachte.
Fazit: Eine unerwartet wunderschöne Wanderung, die ich jederzeit wieder machen würde. Bereits der Aufstieg durch den schönen Lärchenwald und später dem durchaus auch schönen Berghang entlang machte Freude. Dazu kamen ab der Waldgrenze die Ausblicke auf den Silvaplanersee, den Silsersee, das Val Fes und den Piz Corvatsch. Was danach kommt ist einfach der Hammer: Die Landschaft dort oben in Kombination mit den 18 Bergseen in allen Grössen hat es mit einfach angetan. Wo sieht man schon an einem Tag 21 Seen und Teiche (die 3 Seen im Tal mitgezählt)? Zum Schluss bringt der Abstieg nochmals Abwechslung in die Wanderung: Die Vegetation lässt einen hier kaum glauben, dass man sich stets auf über 2000 Metern befindet.
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