Jedes Jahr möchte ich ein neues Schigebiet kennen lernen. Im Zuge von Tagesausflügen wird das schon etwas schwierig. Im Zwei-Stunden-Fahrzeit-Radius finde ich fast nur noch Einzelanlagen. Sessellift-Gebiete habe ich seit dem Kennenlernen der Gaaler Lifte ohnehin alle besucht.
Wirklich alle?
Ich habe mich bisher immer Richtung Alpenostrand orientiert. In die andere Richtung geht noch was. Von meinem Wohnort aus ist das Schigebiet Eplény in Ungarn in zwei Stunden erreichbar.
Das Schigebiet besteht aus einem Vierer-Sessellift, einem Doppelsessellift, drei Schleppliften und vier Seilliften und befindet sich zwischen 333 und 508m Seehöhe. Viel habe ich mir nicht erwartet. Es wird schon seinen Grund haben, warum selbst die kleinsten Schigebiete am Alpenostrand von zahlreichen ungarischen Gästen besucht werden. Dennoch hatte ich schon seit einiger Zeit Eplény auf meiner Wunschliste und daher die Webcams und den Pistenstatus unter Beobachtung.
Eines war für mich schnell klar. An einem Wochenende muss ich dort nicht hin. Auf den Webcams sah das Verhältnis Schifahrer zu Pistenfläche nicht einladend aus. Ebenso wollte ich das Schigebiet erst dann besuchen, wenn zusätzlich zu den zahlreichen blauen Pisten auch eine schwarze Piste geöffnet ist. Nun war es so weit.
Wetter:
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt war es am Vormittag nebelig, am Nachmittag sonnig, am Abend wieder nebelig. Kein Niederschlag, kein Wind.
Pistenstatus:
Geöffnet waren die blauen Pisten A1, A6, A7, Q2, die rote Q3 und die schwarze A4.
Damit blieben geschlossen: A3, A5, Q5 und R8
Liftstatus:
Geplant war am Werktag die beiden Sesselbahnen und die Seillifte zu öffnen. Die Schlepplifte erschließen keine zusätzlichen Pisten und dienen vor allem an den Wochenenden als Verstärker.
Es kam aber anders. Dazu komme ich noch.
Pistenzustand:
Es wurden perfekte Maschinenschnee-Bänder erzeugt, die am Morgen schön kompakt, griffig waren. Gegen Mittag wurde die Piste dann etwas weicher, am Abend kamen dann immer mehr Eisplatten zum Vorschein.
Aber der Reihe nach:
Mo 27. 1. 2020 6:45 Uhr starte ich meine Fahrt nach Eplény. Exakt zum Betriebsbeginn um 9:00 Uhr erreiche ich den Parkplatz. Dass die Reise doch länger als zwei Stunden gedauert hat, war zwei Aufenthalten geschuldet. Zum einen musste ich in Nickelsdorf noch die Ungarische E-Vignette für die Autobahn besorgen, zum anderen stoppte ich kurz in der Ortschaft Nyúl um dem dortigen Bankomat einige Forint zu entlocken.
Der erste Blick auf die Piste sieht so aus.
Nun hieß es nach dem Umziehen der Schuhe, das Lift-Ticket zu besorgen. An einem Montag sind die Betriebszeiten von 9:00 bis 19:00 Uhr. Es gibt Zeitkarten für 1, 2, 3, 4 und 8 Stunden, sowie für den gesamten Tag. Ich entschied mich für die 8 Stunden-Karte zu 7000 Forint. Das entspricht in etwa 20 Euro. Es gibt Key-Cards, für die kein Einsatz verlangt wird. Die Drehkreuze sehen dann so aus.
Zwischen Display und Kartenschlitz befindet sich der Sensor. Zunächst sieht man am Display nur einen Text in Ungarischer Sprache, nach erkennen der Karte meldet die Anzeige in deutscher Sprache „Durchgang frei“.
Gut, da geht es jetzt gleich hinauf.
Der gefrierende Nebel der letzten Tage hat die Bäume in ein wunderbares Weiß getaucht.
Diese Swoboda 4SB steht übrigens seit 2009 in Eplény und tat davor als Hasenauerköpflbahn in Hinterglemm ihren Dienst.
Kurz vor der Bergstation kreuzt die 4SB den Schlepplift 3, einen Swoboda Kurvenschlepplift.
Die frische Piste A1 war 1a zu fahren.
Blick zurück. Hier mündet die Q2 in die A1.
Mit Ausnahme der schwarzen A4, die etwas unterhalb der 4SB endet und der blauen A7, die zum Doppelsessellift geht, münden alle Pisten in diese Engstelle neben dem Schlepplift 1, einem Doppelmayr-Kurzbügler.
Nein, da ist noch eine Piste. Die A6 ist auf der anderen Seite des Schlepplifts.
Auf dieser Piste gibt es auch einen kleinen Funpark.
Bergfahrt wieder mit der 4SB, der Hauptbeschäftigungsanlage in diesem Gebiet.
Unter dem Lift sucht ein Eichkätzchen nach Nahrung.
Der Lift kreuzt die geschlossene A3.
Jetzt möchte ich zur DSB. Hier bin ich bereits am unteren, sehr flachen Teil der A7.
Bergfahrt mit der DSB, die erst seit 2017 in Eplény steht, und davor in Stuben am Arlberg auf den Namen Albonabahn 2 hörte.
Entgegen aller Pistenpläne und Informationen gibt es im Bereich der Talstation nicht nur einen, sondern zwei Seillifte neben der DSB. In Betrieb war aber keiner und fotografiert habe ich auch nur den oberen der Beiden.
Auf halber Strecke kreuzt die DSB den Schlepplift 1 kurz vor dessen Bergstation.
Im Kreuzungsbereich blicke ich nach links…
…und nach rechts, wo man nicht nur die Bergstation des Schlepplifts 1, sondern auch die Talstation des Schlepplifts 2 erkennt.
Die Bergfahrt geht weiter. Dass es die einzige Fahrt mit dieser DSB an diesem Tag bleiben sollte, wusste ich noch nicht.
Jetzt befinde ich mich auf der einzigen geöffneten schwarzen Piste. Neben ihr verläuft der Schlepplift 3.
Schlusshang der schwarzen A4.
Blick zurück, auf die eben gefahrene Piste.
Lieber würde ich jetzt mit dem leider geschlossenen Schlepplift 3 direkt hinauf fahren.
Stattdessen muss ich den Seillift 3 zur Vierersesselbahn nehmen…
…von dessen Bergstation man noch einiges Schieben muss, bis man die 4SB erreicht. Blick aus der 4SB hinunter zum Seillift.
Der Seillift 1 war auch in Betrieb. Ich bin ihn nicht gefahren. Hier ist nur das Anfänger-Areal.
Ich bin diesen Vormittag vor allem die 4SB gefahren. Dabei ist mir ein langer Stillstand der DSB aufgefallen und war froh, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht auf einem der Sessel festgesessen war. Der lange Stillstand der DSB hatte zur Folge, dass nun alle Schifahrer zur 4SB gefahren sind, wo es nun erstmals an diesem Tag zu Wartezeiten von einigen Minuten kam. Davor waren es immer nur wenige Sessel.
Es war 11:30 Uhr und ich beschloss eine frühe Mittagspause zu machen. Vielleicht fährt später die DSB wieder und die Wartezeiten gehen dann gegen Null.
Im Talstationsbereich des Parkplatzes gibt es eine Pizzeria.
Ich wählte Szalámis pizza szelet.
Bei der Bergfahrt nach dem Mittagessen gab es noch immer einige Minuten Wartezeit. Oben wurde man mit blauem Himmel belohnt…
…und ich stellte fest, dass man die DSB mittlerweile leergefahren hat.
Oben schönes Wetter und unten im Nebel Wartezeiten; da bleibe ich lieber am Berg und besuche diese Aussichtswarte.
Ich kann mir vorstellen, dass man bei guter Sicht zum Plattensee sieht, diesmal war aber doch zu viel Nebel.
Wenigstens zum Schigebiet kann man sehen.
Der Ausfall der DSB sollte aber zum großen Glücksfall für mich werden. Um die Wartezeiten an der 4SB zu verringern, haben die Betreiber den Schlepplift 3 als Ersatzangebot in Betrieb genommen. Ein Glücksfall einerseits, da ich nun nach Abfahrt auf der schwarzen Piste nicht mehr den blöden Seillift nehmen musste, und ein weiterer Glücksfall andererseits, dass ich einen spektakulär trassierten, steilen Kurvenschlepplift fahren durfte. Leider kommt die steile Trasse auf den folgenden Bildern nicht wirklich zur Geltung.
An einer Stelle in diesem Bereich ist die Seilführung so niedrig, dass die unverwendeten Gehänge am Boden streifen. Leider habe ich das nicht fotografisch festgehalten.
Da wir gerade bei niedriger Seilführung sind: Die Piste Q7 kreuzt die talwärts führende Spur des Kurvenlifts. Bei dieser Kreuzung muss man sehr genau aufpassen, da die Gehänge die Piste nur knapp über dem Boden kreuzen.
Diesen wunderbaren Kurvenschlepplift mit schwarzer Piste bin ich dann immer wieder gefahren. Oben ist man in der Sonne,…
…unten im Schatten. Auf diesem Bild kann man noch am ehesten die spektakuläre Trassierung erahnen. Die Liftspur hängt links weg und im steilsten Stück ist dann die Kurve.
Der Nebel hat sich dann immer mehr und mehr aufgelöst. So gibt es noch ein paar Schönwetterbilder.
Piste Q2.
Piste A7 und DSB, sowie Schlepplift 2 ganz links im Bild.
Sogar unten beim Schlepplift 1 wurde es immer freundlicher.
Ich beschloss dann, auf eine Jause einzukehren. Palacsinták Nutellás.
Ich weiß nicht, wie die Palatschinken gemacht wurden, jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass der Teig beim Beißen im Mund immer mehr wurde. Geschmacklich waren sie ja gut, aber ohne Kaffee wären sie kaum runterzukriegen.
Nach der Jause gab es am Gipfel die letzten Sonnenstrahlen,…
…im Tal sah man die Sonne bereits hinter den Bäumen verschwinden.
Am Berg gab es ein nettes Abendrot.
Das Flutlicht wurde aufgedreht.
Nun musste der Schlepplift 3 seinen Betrieb einstellen, da es in diesem Bereich keine Flutlichtanlage gibt. Um den Gästen am Abend einen Ersatz für die defekte DSB anzubieten wurde der Schlepplift 1 in Betrieb genommen.
Obwohl es sich dabei um einen Kurzbügler handelt, wird dieser Lift als Selbstbedienungslift betrieben.
Auf zugehöriger Piste.
Spät aber doch ist mir noch aufgefallen, dass ich die gesperrte schwarze Piste A3 von unten noch nicht festgehalten habe.
17:00 Uhr, die Gültigkeit meiner 8-Stunden-Karte endet. Letzte Abfahrt.
Zeit, die Heimreise anzutreten, die länger gedauert hat, als die Anreise. Leider musste ich mich mit dem Auto eine Zeit lang durch sehr dichten Nebel kämpfen, bin aber gut um 19:30 Uhr zu Hause angekommen.
Alleine der Kurvenschlepplift war die Reise wert. Ich hätte nie gedacht, dass ich in Eplény einen so netten Schitag haben könnte.
ENDE