Am Samstag fuhren wir mit dem Postauto ohne umsteigen zu müssen von der Lenzerheide nach St. Moritz, im Schlepptau unsere beiden Mountainbikes. Der Bus fährt auf dieser Strecke über den Julierpass. Sehr praktisch für das Reisen mit Vélos: Im Kanton Graubünden haben beinahe alle Busse von Postauto eine Vorrichtung am Heck, mit welcher relativ einfach fünf Fahrräder transportiert werden können. Um ein Fahrrad im öffentlichen Verkehr transportieren zu können, muss man für dieses ein gültiges Ticket erwerben. Für die erwähnte Strecke entspricht dies einem Preis von 14 Franken.
Im Engadin unternahmen wir drei Biketouren, welche ich in der Folge beschreiben werde. Ebenfalls stand das Erkunden der Dörfer Celerina, Samedan, Champfèr und St. Moritz auf dem Programm. Die erwähnte Reihenfolge entsprach vor dem Besuch meiner Rangliste bezüglich der Attraktivität der Dörfer. Celerina kristallisierte sich auch klar als unser Favorit heraus. Dazu später mehr.
Beim Rückweg fuhren wir im Gegensatz zum Hinweg mit der Rhätischen Bahn von St. Moritz nach Tiefencastel, wo wir auf das Postauto nach Lenzerheide umsteigen mussten.
Tour 1: Silvaplana - Celerina - Marguns - Munt da la Bêscha - Alp Muntaratsch - Bever - Samedan - Celerina - Stazersee - Silvaplana
Ab Celerina nach Marguns nahmen wir die 6EUB. Zu Marguns: Im Sommer meiner Meinung nach ein sehr hässlicher Ort. Danach folgte ein etwa einstündiger Aufstieg über 230 Höhenmeter, welcher grösstenteils zu Fuss, also das Bike stossend, zurückgelegt werden musste. Der Trail startet auf etwa 2500m.ü.M. bei "Munt da la Bêscha". Von da aus führt der Trail landschaftlich schön dem Hang entlang zur Alp Muntaratsch. Bei dieser Alp gäbe es einen Singletrail hinunter nach Samedan, welchen wir aber leider verpassten. So fuhren wir etwa 300 Tiefenmeter auf der Forststrasse. Nach einem Abstecher über Bever fuhren wir im Tal, unter anderem entlang der Auenlandschaft zwischen Samedan und Celerina, zum malerischen Stazersee. Der Badesee liegt sehr idyllisch im Wald, die Berge stets im Blickfeld. Entsprechend voll war es dort. Von Überfüllung würde ich aber noch nicht sprechen.
Der effektive Trailanteil ist auf dieser Route sehr gering. Zudem ist der Weg stets relativ einfach zu befahren mit schönen Tief- und Weitblicken Richtung Unterengadin. Die Tour ist gut für Anfänger geeignet. Auffällig war, dass viele Leute - vor allem mit e-Bikes - den Trail in umgekehrter Richtung gefahren sind.
Tour 2: Silvaplana - St. Moritz Bad - Signal - Chantarella - Corviglia - Munt da San Murrzzan - Pass Suvretta - Val Suvretta - Val Bever - Bever - St. Moritz - Silvaplana
Ab St. Moritz Bad nahmen wir bis Corviglia die Bergbahnen in Anspruch. Zu Corviglia: Im Sommer meiner Meinung nach ein sehr hässlicher Ort. An dieser Stelle seien einmal die extrem hohen Preise der Bergbahnen erwähnt: Eine einfache Fahrt ab St. Moritz bis Corviglia (egal ob über Signal oder Chantarella) kostet mit Bike und ohne Gästekarte satte 33 Franken!
Ab Corviglia gehts etwa 200 steile Höhenmeter auf Forststrassen zum "Munt da San Murezzan" hinauf. Was danach folgt, ist Spitzenklasse! Zuerst schlängelt sich der Trail mehr oder weniger der Höhenlinie entlang um die Flanke des Piz Nair. Der Weg ist technisch nicht schwierig, aber schmal und der Hang ist steil abfallend. Zwischenzeitlich gibt es immer mal wieder kleinere Anstiege und einen etwas längeren Uphill über etwa vierzig Höhenmeter.
Schliesslich erreicht man den Pass Suvretta und den gleichnamigen See. Ab diesem Scheitelpunkt führt der Trail stets abfallend durch das Val Suvretta. Landschaftlich ist dieses Tal genial! Sehr abgeschieden und sogar ohne Handyempfang. Kurz oberhalb "Zembers da Suvretta" gibt es eine steile, mit Spitzkehren versehene Geländestufe, welche überwunden werden muss. Dies ist technisch der schwierigste Teil. Obwohl es am Vortag stark regnete, war der Weg extrem trocken, staubig und folglich ziemlich rutschig.
Nach der Alp Suvretta folgt ein breiter Forstweg bis nach Bever. Vor allem der Abschnitt bis Spinas ist landschaftlich wunderschön. Ab Bevor nahmen wir den Zug bis St. Moritz.
Tour 3: Silvaplana St. Moritz - Bernina Ospizio - Pontresina - St. Moritz Dorf. Anschliessend die Flowtrails auf Corviglia.
Mit dem Zug fuhren wir von St. Moritz zur Passhöhe des Bernina. Der Zug war trotz des eher schlechten Wetters sehr gut ausgelastet. Der etwa vierzig Fahrräder fassende Vélowagen war praktisch voll. Auf der Berninapasshöhe stiegen viele Leute aus, so auch die meisten Biker.
Ab der Passhöhe führt der Weg zuerst dem Lago Bianco entlang. Danach geht es gleichmässig abfallend bis kurz vor Morteratsch. Zwischen der Passhöhe und der Talstation der Lagalbbahn wurden auf diesen Sommer hin einige neue, coole Trailabschnitte für Biker angelegt. Abgesehen davon ist der Weg wenig spektakulär. Oberhalb Morteratsch wird es noch einmal kurz spannend. Im Wald gibt es einen längeren, engeren und leicht verblockten Trailabschnitt extra für Biker, der ziemlich cool ist!
Auf dieser Strecke waren viele Anfänger und Familien unterwegs. Trotz des einfachen Wegs schienen viele überfordert gewesen zu sein.
Am Nachmittag folgten noch die drei Flowtrails auf Corviglia. Diese sind echt gut. Der Corviglia-Flowtrail ist lang und wirklich flowig, mit vielen engen Kehren. Der WM-Flowtrail ist kürzer und schneller. Letzterer hat viel Kies drin, was die ganze Angelegenheit rutschig macht. Auf beiden Trails hat man stets einen schönen Ausblick über das Oberengadin mit seinen Seen.
Zum Abschluss fuhren wir noch über Randolins und Alp Suvretta zum Foppettas Flowtrail. Dieser Trail ist sehr kurz aber nicht minder spassig. Wurzeln, Steine, enge Kehren und Holzanlieger - da ist so ziemlich alles dabei. Leider ist der Trail nicht direkt mit einer Bergbahn zu wiederholen.
Fazit über alle drei Tage:
Wr fuhren drei sehr schöne Touren. Jedoch muss ich sagen, dass die von uns befahrenen Trails eher einfach ("erdige Autobahnen") und nicht wirklich herausfordernd waren. Immer wieder waren zum Beispiel lange Forstwegpassagen dazwischen. Ebenfalls sind die Trails oftmals sehr stark bearbeitete, schmale "Erdwege". Stufen, Steinplatten, Wurzeln etc. gab es selten. Natürlich gäbe es bestimmt noch viele Wege, welche mehr unserem Gusto entsprächen und auch anspruchsvoller zu fahren wären. Diese sind aber offensichtlich wohl nicht so einfach mit der Bergbahn zu erreichen.
Und genau das suchen wir aus verschiedenen Gründen. So bin ich zum Beispiel gesundheitlich leider eingeschränkt, so dass ich nicht ewige Anstiege und Anstrengungen im Allgemeinen meistern kann. Zudem finden wir das abwärts Fahren schlicht spassiger als hinauf zu strampeln

Corviglia wäre grundsätzlich nach unserem Geschmack: Relativ viele Bahnen auf eher kleinem Raum. Allerdings gibt es beispielsweise unter Corviglia ausser den Flowtrails praktisch keine weiteren Trails. Zumindest habe ich keine gesehen oder auf https://map.geo.admin.ch/ gefunden. Breite bis sehr breite Strassen sind da eher die Regel. Den Piz Nair mussten wir zeitbedingt leider auslassen.
Abschliessend kann ich sagen, dass es sehr schöne Tage waren mit super Touren. Aber es ist nicht unbedingt das, was wir suchen. Folglich stellt das Engadin für uns zumindest im Sommer wohl eher keine Alternative zur Lenzerheide da. Dies, obwohl es deutlich weniger Leute als auf der Lenzerheide hatte. Der Ort, welcher am ehesten in Frage käme, ist Celerina. Das Dorf ist ganz hübsch, es hat einen direkten Sommer- sowie Winterzugang ins Gebiet Corviglia und liegt zentral im Tal.