
Ich muss zugeben: Skifahren am Stilfserjoch stand schon etwas länger auf meiner Bucket-List. Aber irgendwie hat sich das in den Jahren zuvor nie ergeben. Prinzipiell war ich in den Wintern für meine Begriffe genug Ski gefahren, so dass Sommerski irgendwie nie meine Prio 1 war. Hinzu kommt, dass ich auch eher niemand anderen so recht dafür begeistern konnte. Nun war aber dieses Jahr alles anders: der Skiwinter nicht wirklich vorhanden, also gibts Nachholbedarf - wieso also nicht an den Stelvio, nachdems am Wochenende zuvor in Hintertux recht passabel gewesen war. Zudem: Bella Italia ist für mich immer eine Reise wert und war auch zum Glück kein Risikogebiet mehr.
Mein Freund Flo wollte dieses Wochenende leider nicht mitkommen, aber was solls: ich mach auch mal alleine was, wir kleben ja auch nicht aneinander. Ab Mittwoch, 9.6., war die Buchung für die Skiplätze auf dem Gletscher freigeschalten, und ich buchte auch gleich an diesem Tag für das darauffolgende Wochenende. Buchung hieß übrigens tatsächlich nur Platzreservierung, diese sollte man dann ausgedruckt (gestempelt!

Fehlte also noch eine Unterkunft: ich frug diverse Hotels am Pass an. Da war dann alles dabei von "keine Antwort", über "ausgebucht" und ein Hotel mit "ja, wir haben was frei" - aber teils doch sehr durchwachsenen Bewertungen auf diversen Portalen. Ich bin zwar überhaupt nicht zimperlich, aber möcht halt schon, dass Preis und Leistung irgendwie zueinander passen. Schlussendlich steckte ich dann doch noch etwas mehr Zeit in die Recherche und fand es dann irgendwie besser in Trafoi im Hotel des ehemaligen Skirennläufers Gustav Thöni zu übernachten. Preislich sollte es dasselbe wie oben am Pass kosten - nur dass die Bilder wirklich vielversprechend aussahen und die Bewertungen auch deutlich besser ausfielen. Der Nachteil war eigentlich nur die Fahrerei, was mir dann doch nicht so wichtig war. Also online gebucht nur um dann noch festzustellen, dass das ja eigentlich ein Familienhotel ist - aber seis drum: ich mag ja Kinder (würde nur kein Ganzes schaffen

Am Freitag konnte ich zum Glück schon gegen Mittag starten und beschloss noch, auf dem Weg mich scheren zu lassen - das hatte ich auch wirklich bitter nötig. Praktisch wars obendrein, da ich eh fast direkt bei meinem früheren Standardfriseur vorbeikam, den ich in letzter Zeit aber nur noch selten beehrt hab, da es dann doch von der Entfernung mittlerweile eher unpraktisch ist, dorthin zu fahren. Aber er schneidet immer noch super, ich sollte echt wieder öfter dorthin gehn. Nur das Schneiden an sich war wohl doch ein Fehler...
Kurz hinter Garmisch machte ich dann ne kleine Picknickpause. Auf der weiteren Strecke gab es insbesondere bis Imst einige Baustellen, was wirklich nervig war. Zudem war es Freitag Nachmittag und nicht allzu wenig los. Kurz vor dem Ziel, in Prad, gabs dann noch nen Italien-Begrüßungsespresso, so dass ich erst um kurz vor halb 6 am Ziel war.
Ob die schöne Aussicht wirklich überzeugen kann...?
Ja, sie kann! Diese Bergkulisse fand ich schon mal echt spektakulär.
Auf jeden Fall war die Begrüßung sehr nett, und ich wurde auch gleich drauf hingewiesen, dass ich gerne noch in die Sauna könne. Allerdings muss man sich gemäß der italienischen Regeln in eine Liste eintragen und dann darf immer nur eine Familie bzw. ein Zimmer gemeinsam in die Sauna. Da es aber zwei Saunen gab und es außen eher warm war, gab es genug freie Zeit-Slots.
Im selben Atemzug kam aber die Schocknachricht: Skifahren wird offiziell nicht möglich sein. Und zwar darf die unterste Sektion vom Pass bis Trincerone nicht in Betrieb genommen werden. Schuld daran sei wohl Rom, denn die Seilbahn liegt in zwei verschiedenen Regionen (Lombardei und Südtirol), weshalb Rom für Abnahme der zusätzlichen Testergebnisse verantwortlich ist. Normalerweise sind es - wie ich verstehe - die Regionen selbst, die die Testergebnisse abnehmen, was dann auch schneller geht.
Auf der Homepage stand dann außerdem, dass die oberen Liftanlagen für die Gäste der Hotels in Trincerone bzw. Livrio aber geöffnet sein werden. Die Dame an der Rezeption meinte jedoch noch zu mir, dass sie vom Hotel aus versuchen, eine Möglichkeit für die Skifahrer-Gruppe zu schaffen, doch noch skifahren gehn zu können. Wohl mit einem Schneemobil oder so ähnlich. Ich könne mich höchstwahrscheinlich dieser Gruppe anschließen. Ich war zwar noch etwas skeptisch und enttäuscht, aber somit gab es zumindest ein Fünkchen Hoffnung. Hochlaufen bis Trincerone wäre ja auch noch ne Option, nur ob man dann tatsächlich einfach so nen Skipass bekommen hätte...
Für den ersten Abend hatte ich von 18:00 bis 18:30 die Fasssauna gebucht. Diese liegt schön neben einem kühlen, künstlichen See, nur dass man eigentlich erstmal ins Hauptgebäude zurück laufen muss und sich abduschen, bevor man sich im See abkühlt. Zudem musste ich mich etwas sputen, da es ab 18:30 einen Aperitiv geben sollte.
Dazu waren zwei Tische im Garten mit alten Holzski aufgebaut, und es gab Prosecco mit Häppchen - ein schöner Einstand.
Auch das Abendessen selbst konnte sich durchaus sehen lassen - wie ich finde. War aber auch als Galadinner tituliert.
Vitello tonnato.
Spargel mit Bozner Soße - noch nie gegessen, war aber lecker.
Gefüllte Kartoffelnocken.
Rind mit Selleriepüree und (frisch zubereitetem!) Gemüse. Fand ich toll, denn oftmals wird halt bei Gemüse doch auf Tiefkühl-Convenience zurückgegriffen.
Joghurtcreme im Baumkuchenmantel.
Nach dem Essen haben sich fast alle Hotelgäste in der Lobby versammelt, wo noch ein Film über die Karriere von Gustav Thöni gezeigt wurde. Zudem wurde rumgefragt, wer alles skifahren gehn möchte, und es wurde auch zugesichert, dass es klappt. Frühstück um 7:00, Abfahrt in Privatautos zum Pass um 7:45. Das war dann doch ein guter Grund, eher früh schlafen zu gehn - denn eigentlich bin ich ja eher ein Spät- und Langschläfer. Vor lauter Aufregung wachte ich schon gegen 5:00 auf, und konnte dann bis kurz vor 7 nur noch dösen, war aber durchaus ausreichend.
Das Frühstück war ziemlich gut, fand ich - nur das sich so früh leider noch recht wenig Hunger hab. Schon allein, dass es frische Vintschgerl gab fand ich super. Zum Pass hoch bin ich dann in Kolonne mit zwei anderen Autos gefahren, wobei ich tatsächlich mit dem italienischen Fahrstil mithalten könnte. Yeah!

Dann begaben wir uns alle an den westlichen Rand des Parkplatzes. Wir sollten nämlich nicht per Schneemobil, sondern mit einem Jeep hochgebracht werden. Dieser kam dann sogar mit Anhänger, um die Ski zu transportieren. Ich kam aber leider nicht in der ersten Fuhre mit.
Macht aber auch nix, so war noch Zeit für ein Bild in Richtung Umbrailpass und Langlaufloipen.
Stephan ging während der Wartezeit noch Brot und Brötchen für eines der oberen Hotels abholen. Ich kam hingegen indessen mit einer etwas älteren Italienerin ins Gespräch. Zunächst schwiegen wir zwar, aber dann frug sie mich, ob ich denn italienisch spräche. Nun ja: ein bisschen halt (war auch früher mal besser). Aber für so Smalltalk-Konversation hats dann doch noch gereicht, und sie meinte dann, sie würde gerne so gut Deutsch sprechen wie ich Italienisch. Na dann.

Überhaupt waren in der Gruppe fast nur Italiener und Südtiroler, so dass der Tag durchwegs italienisch für mich war. Erfordert dann doch viel Konzentration, insbesondere wenn viele Leute wild durcheinander reden. Aber das machen Italiener ja nie...

Die Jeepfahrt war dann recht abenteuerlich, die Straße erinnerte mich teilweise an Albanien, nur dass sich am Stelvio links und rechts hohe Schneewände auftürmten. Oben angekommen wurden die Skipässe verteilt. Es mussten nämlich eh alle warten, da Stephan mit den Skipässen im 2. Auto saß.

In Trincerone hieß es dann weiter warten, denn es war nur das linke der Funifors in Betrieb. Während der Wartezeit fiel auch immer mal wieder der Begriff "Forchettone".
Diese Hänge schaun doch schon mal lecker aus.
Wir fuhren von Livrio aus weiter mit dem linken der Geister-Tellerlifte, aber womit auch sonst?

Etwas weiter oben - Mann, schaut das gut aus! Wir machten aber nur 2 Abfahrten auf der linken Seite.
Wir wechselten nämlich zum Cristallo-Tellerlift.
Irgendwie recht niedrig die Stützen.
Nach ein paar Abfahrten gings zurück zu den Geister-Liften - mit Blick auf Livrio.
Die Baggerschaufel lässt sich wohl auch für ein Päuschen nutzen.
Bergstation Schlepplift Payer - leider nicht aufgebügelt. Dieser hätte für mich eigentlich die interessanteste Piste gehabt, da am Steilsten und bis spät am Tag gut präpariert - wahrscheinlich aber v.a. deshalb, weil es keine bequeme Wiederholungsmöglichkeit gab.
Es eröffnen sich imposante Talblicke.
Der Gletscher selbst ist eher flach.
Man muss wirklich sagen: die Pisten waren gut präpariert, und insbesondere am Samstag auch bis Mitag schön griffig-hart. Wirklich ein Träumchen!

Einstieg in den rechten der Geister-Tellerlifte.
Nach ein paar weiteren Abfahrten gings wieder zum Cristallo am Payer-Schlepplift entlang.
Blick nach unten.
Und nach oben.
Im Cristallo-Teller.
Nochmal ein Blick zurück.
Oberer Teil von der linken Piste aus gesehn.
Und im Zoom.
Ausstieg Cristallo nach rechts.
Die von unten gesehen rechte Piste war richtig schön wellig und es waren sehr wenige Leute unterwegs, hat total Spaß gemacht.
Im Mittelstück ist die Piste etwas steiler und wird nach unten hin immer breiter.
Auslauf - mit etwas Schwung kam man auch ohne zu schieben um den Lift herum zum Einstieg auf die anderen Seite.
Seitenblick
Als kleine Pause ging ich an der Bergstation Cristallo auch mal zur Geländekante geradeaus weiter, um einen besseren Rundumblick zu bekommen.
Blick nach Süd-Süd-Ost - hinter dem vergletscherten Berg auf der linken Seite könnte sich möglicherweise das Skigebiet von Pejo 3000 befinden.
Ich vermute: das Skigebiet von Bormio
Und von San Colombano - mit etwas Umlenkrolle Cristallo.
Bergstation Cristallo von hinten.
Und nochmal etwas weniger gezoomt. Auch hier müsste man dieselben zwei Skigebiete wieder erkennen.
Irgendwie mochte ich dieses Aktionsbild - und den Himmel dazu.
Derselbe Vogel hat dann ganz in meiner Nähe was zu Fressen gefunden.
Wenn ich mich nicht täusche müssten hier bei diesem Seitenblick evtl. sogar alle liftnamensgebenden Gipfel zu sehn sein: Geisterspitze, Punta del Cristallo, Payerspitze.
Nach diesem Intermezzo gings wieder zurück zu den Geister-Liften.
Eine der rechten Pisten im oberen Teil.
Der bläuliche Eisfleck kam in Echt etwas besser raus.
An der weißen Kante fällt das Gelände richtig ab - könnte man meinen.
Den unteren, flachen Teil der Geister-Lifte bin ich nur selten gefahren, im Prinzip nutzen alle für die Wiederholungsfahrten die Zwischeneinstiege (hier rechts im Bild). Der rechte der beiden Lifte war, so wie ich das gesehn hab, tatsächlich nur ab dem Zwischeneinstieg nutzbar.
Zoom auf den unteren Teil.
Talstation Geister-Lifte mit Livrio, links kommt der Funifor an.
Ein Blick nach oben, man sieht schon: es wird etwas weicher.
Von der mittleren Piste kann man geradeaus bequem weiter nach Trincerone fahren.
Das mach ich tatsächlich auch.
Blick zurück nach Livrio.
Der bequemste Rückweg nach Trincerone geht über den gesperrten Betriebsweg der Baita Ortler.
Trotz der Sperre wird man bei der darauffolgenden Barriere nur darauf hingewiesen, langsam zu fahren - man rechnet also wohl doch mit Skifahrern.


Fast am Mittags-Ziel.
Das Funifor fährt, aber weiterhin nur das Linke.
Eigentlich wollte ich ja mittags nicht einkehren, hatte wie immer meinen Rucksack dabei, und bei gutem Abendessen und Frühstück reicht mir an sich ein kleinerer Mittags-Snack. Allerdings hatte Stephan uns alle fürs Mittagessen angemeldet und außerdem wäre es ja durchaus angebracht, als Gegenleistung für den Shuttle-Service dann auch einzukehren. Und damit hat er ja auch irgendwie Recht.
Auf jeden Fall lief das ganze typisch Italienisch ab: Wasser stand auf dem Tisch, Wein wurde ungefragt eingeschenkt. Zunächst gab es Sciatt, das sind so frittierte Käsebällchen im Teigmantel. Danach Pasta arrabiata - aber non è picante.

Nach dem Essen fuhren die Italiener dann auf Ski ab ins Tal, oder ließen sich auch teilweise wieder mit dem Jeep runter bringen. Ich dachte mir hingegen, dass ich gern noch ein wenig Skifahren würde. Allerdings hatte das Essen 2h gedauert, es war also schon 14:45.
Während ich auf die Abfahrt des Funifors wartete ging sich ein schnelles Bild der Aufhängung aus.
Nach kurzer gings dann auch los - ich war der einzige Fahrgast.
Oben nahm ich natürlich erstmal den Linken der beiden Geister-Tellerlifte, wobei gleichzeitig die dazugehörige Piste schon präpariert wurde, also wurde ich gebeten, doch bitte auf der anderen Seite zu fahren. Außerdem hieß es: noch einmal hoch wäre in Ordnung. Wunderte mich zwar etwas, da es erst kurz nach 15h war und die Lifte eigentlich bis 15:30 laufen sollten - aber OK. Andererseits war ich tatsächlich noch der Einzige, der am Skifahren war, weshalb ich das mit dem früheren Feierabend sogar etwas verstehen kann.
Seitenblick im rechten Geister-Teller, schon etwas ausgefahren die Piste.
Im oberen Teil.
Der Zaun zwischen den zwei Liften am Ausstieg war schon abgebaut.
Menschenleer, der Gletscher.

Für die letzte Abfahrt ließ ich mir dann schön Zeit. Zunächst mal hatte ich die Schlaufe von meinem Stock verloren, so dass ich nochmal am Mitteleinstieg des Schleppers vorbei musste. Das hieß auch, dass ich die flachere Piste in Richtung Trincerone fahren (bzw. schieben) musste, vorbei an den Langlaufloipen - aber ich hatte ja Zeit.
In Trincerone ein Blick zurück zum Betriebsweg.
Leider kann dieser Hang wohl nicht bequem befahren werden, da man in einer Senke rauskommt und dann hochlaufen müsste. Ich vermute aber stark, dass es früher mal einen Schlepplift gab, der diesen schönen Hang erschlossen hatte. Die Trainierenden wurden hingegen am Vormittag mit Pistenraupen hochgeschleppt.
Und nochmal ein Blick zurück mit fahrendem Funifor - weils so schön ist.
Ich vermute, unten sieht man Prad am Stilfserjoch, was mal über 2000 Höhenmeter tiefer liegt...
Die Talabfahrt musste ich dann erstmal suchen, fälschlicherweise bog ich erstmal nach links ab, stellte dann aber fest, dass ich wohl eher am Hotel Thöni 3000 rechts herum vorbei muss.
Ohne Fahrgäste fuhr die Pendelbahn scheinbar.
Und schon ist sie in der Bergstation angekommen.
Oberer Teil der Talabfahrt.
Diese hatte für mich eigentlich das schönste Gelände, und war auf jeden Fall abwechslungsreicher als die Gletscherpisten. Schade, dass ich sie nur einmal pro Tag fahren konnte.
Stütze Nummer 3.
Talabfahrt im Mittelteil - teilt sich kurz mal in zwei Strecken auf. Und weiter hinten ist der Fahrweg von der Passhöhe nach Trincerone ausgefräst.
Blick zur Passhöhe.
Die Abfahrt geht mit angenehmen Gefälle weiter.
Blick zur rechten Variante - von oben aus gesehn.
Der "steilere" Hang gehört zur linken Variante.
Stütze von der Seite
Das letzte Stück der Talabfahrt führt durch ein kleines Tal hindurch.
Blick zurück.
Ich muss auch gestehen, dass ich diese Betonstützen wirklich sehr ästhetisch finde.
Zurück an der Talstation.
Direkt nach diesem richtig schönen Skierlebnis beende ich mal den ersten Teil meines Berichtes. Der zweite Teil mit etwas weniger Bildern wird dann demnächst unten angehängt.