50 Jahre Herzogstandbahn
Eine der beliebtesten Bergbahnen Bayerns feiert im Juni ihr 50jähriges Jubiläum.
Die neue Pendelbahn aus dem Jahr 1994
Ausstieg in der Bergstation (1954)
Anfang der 50er Jahre erhielt der aus Schönmühl bei Penzberg stammende Ingenieur Krüger die behördliche Genehmigung, eine Seilbahn vom Dorf Walchensee auf den Fahrenbergkopf zu errichten.
Unter schwierigsten Bedingungen wurde das Projekt verwirklicht und zu Pfingsten 1954 nahm die zu diesem Zeitpunkt steilste Sesselbahn Europas Ihren Dienst auf. Unter großem Interesse der Öffentlichkeit und der Medien übergab der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard die Bahn ihrer Bestimmung.
Vom ersten Tage an war die Bahn ein voller Erfolg. Die grandiose Aussicht vom Gipfel des Herzogstandes war schon vor dem Bau der Bahn weit über die Grenzen der Region bekannt. Nun war es aber auch den weniger geübten Touristen möglich, an diesem alpinen Erlebnis teilzuhaben. Der Zustrom der Fahrgäste im ersten Sommer übertraf die Erwartungen des Betreibers um ein Vielfaches.
Stütze vor der Bergstation (Foto aus 1955)
Schwerer Seilbahnunfall
Auch die folgende Wintersaison lief hervorragend an. Am 20. März 1955 durchbrach kurz nach Mittag ein ohrenbetäubender Knall den klaren Wintertag. Der schwerste anzunehmende Unfall an einer Bergbahn war eingetreten: Das 28 mm starke Förderseil war gerissen! An diesem Tage kamen zwei Personen zu Tode und sechs Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Nur dem glücklichen Umstand, dass die Bahn zur Mittagszeit mit wenigen Fahrgästen besetzt war, war zu verdanken, dass die Katastrophe nicht ein schlimmeres Ausmaß angenommen hatte.
Die sofort von den Behörden eingeleiteten Untersuchungen ergaben als Unfallursache, dass die verwendete Seilklemme an der Schadstelle 16 der insgesamt 114 Einzeldrähte zerstört hatte.
Im folgenden Prozess ergingen Schuldsprüche gegen den Betreiber, den Betriebsleiter und einem hohen Beamten des Verkehrsministeriums. Der Weiterbetrieb der Anlage wurde nur unter strengsten Auflagen und weitreichenden technischen Änderungen erlaubt.
Nur ein erfahrenes Seilbahnunternehmen durfte den Betrieb wieder aufnehmen. Die Nebelhornbahn AG in Oberstdorf sah das große Potential der Herzogstandbahn. Sie erwarb die Anlage, und die Erfahrung der Nebelhornbahn AG zahlte sich schnell aus: Die gute Betriebsleitung vor Ort und die kaufmännische Leitung in Oberstdorf führten die Herzogstandbahn schnell in die Gewinnzone.
Achtzehn Jahre lang leitete die Nebelhornbahn AG die Herzogstandbahn. In dieser Zeit wurde der Skibetrieb ausgebaut, Betriebswohnungen für die Mitarbeiter errichtet und die Herzogstandbahn als ein Touristenziel erster Güte im bayerischen Oberland etabliert.
1973 erwarb die Gemeinde Kochel am See unter Führung von Bürgermeister Siegfried Zauner sen. die Herzogstandbahn. Die ungebrochene Beliebtheit des Herzogstandes mit seinen herrlichen Wandermöglichkeiten und der atemberaubenden Aussicht bescherte der Herzogstandbahn Jahr für Jahr weiterhin viele Tausende Besucher.
Investitionen in den Skibetrieb und der technische Ausbau der Sesselbahn sorgten für eine gleichbleibende Zahl der Besucher.
Pendelbahn löst Sessellift ab
In den frühen 90er Jahren wurden durch Gesetzesänderungen und verschärfte Sicherheitsbestimmungen neue Investitionen notwendig.
Auch wegen der mittlerweile schwierigen Ersatzteilversorgung kam man zu dem Entschluss eine neue Bergbahn zu bauen.
So wurde im Herbst 1993 der letzte Fahrgast mit der Sesselbahn befördert. Nachdem die Gemeinde Kochel am See mit der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen einen kompetenten und finanzstarken Partner gefunden hatte, gründete man die Herzogstandbahn GmbH (51 % Gemeinde, 49 % Sparkasse). Der große Erfahrungsschatz der Sparkasse floss in das Unternehmen mit ein, was sich in einer guten, zukunftsorientierte Finanzstrategie äußert. Die Zusammenarbeit ist bis auf den heutigen Tag sehr konstruktiv und sachlich.
Nach einer Bauzeit von nur neun Monaten entstand an gleicher Stelle die heutige Großkabinenpendelbahn. Der Umbau brachte sehr viele Vorteile mit sich: Neben einer kürzeren Fahrzeit erwiesen sich vor allem die geschlossenen Kabinen bei schlechtem Wetter als sehr angenehm. Außerdem war es nun möglich, Kinderwagen und Menschen mit Behinderung ohne Probleme zu befördern.
Der Andrang auf die neue Bahn war so enorm, dass man der Menschenmassen kaum Herr wurde. Nach einer Zeit von nur sieben Jahren wurde der einmillionste Fahrgast befördert.
Auch heute noch ist der Herzogstand einer der beliebtesten Ausflugsberge Bayerns. Ein weiterer Grund für den ungebrochenen Erfolg der Herzogstandbahn sind die günstigen Fahrpreise.
Jubiläumsfeierlichkeiten
In der Zeit vom 1. Juni bis zum 6. Juni 2004 finden mehrere Aktivitäten rund um das Jubiläum der Bahn statt. Neben 50 % Ermäßigung auf die Standardfahrpreise in dieser Woche werden Diavorträge in Kochel und in Walchensee geboten.
Eine große Bergeübung unter Einsatz der Bergwacht und der Bundeswehr wird gleich am Montag, dem 1. Juni., um 17.00 Uhr viele Schaulustige anlocken.
Im Festzelt an der Talstation wird am Samstag, dem 5. Juni zum musikalischen Frühschoppen geladen und abends gibt es hier ebenfalls Livemusik.
Am Sonntag, dem 6. Juni, findet zum zweiten Mal der Herzogstand-Berglauf statt. Ab 11.00 Uhr sendet Radio Alpenwelle mit Musik und Live-Berichten von der Veranstaltung.
Um 17.00 Uhr findet die große Verlosung statt, an der alle Fahrkarten teilnehmen, die in der Festwoche gelöst und nach der Fahrt abgegeben wurden. Es winken zehn attraktive Sachpreise, dem Hauptgewinner ein Reisegutschein im Wert von 600,- ¤.
Für das leibliche Wohl im Festzelt ist am Wochenende ebenfalls gesorgt.
Quelle: http://www.isr.at