
1. Markus Hoffmann "Lawinengefahr" - BLV Verlagsgesellschaft München 2001 - 10,95 €
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 54-5320019
Ein excellentes Buch! Diese faszinierende Werk besticht in erster Linie durch die höchst gelungene Kombination aus theoretischen Erkenntnissen und den daraus abgeleiteten Modellen, die ihrerseits wiederum zu Praxistipps für die Risikoerkennung und -verringung führen. Hoffman, selbst Bergführer, kennt die Materie sehr gut und kann man vielen eigenen Erfahrungen aufwarten, kann aber erstmals auch zu den beobachteten (und in vielen Bildern dokumentierten) Phänomenen plausible wissenschaftliche Erklärungen liefern, die das Verständnis für Lawinen schulen und die Gefahrenabschätzung in der Praxis erleichtern. Anders als zum Beispiel Werner Munter, hält sich Hoffman an wissenschaftliche Arbeiten und präsentiert Modelle und Lösungsansätze, die sich problemlos mit den Naturgesetzen in Einklang bringen lassen und noch dazu einfach nachvollziehbar und Praxisnah sind. Jedoch lässt er sich nicht auf eine rein wissenschaftliche Darstellung ein, sondern verliert nie den Bezug zur Praxis und lässt seine Theorie immer nur Stütze dessen sein, was in der Praxis zur Abschätzung relevant ist, so dass das Buch Spaß macht zu lesen. Die vielen Bilder und Graphiken helfen beim Verständnis. Insbesondere Bilder typischer Schneeformationen, die z.B. auf bestimmte Winderverhältnisse während des Schneefalls aber auch danach hindeuten, machen die Anwendung leichter. Interessant sind aber auch gerade vorher - nacher Bilder, wo man teils selbst überrascht ist, an welchen Stellen Bretter abgehen.
Das Buch ist auch ohne tiefergehende Physikkenntnisse gut lesbar und auch für Pistenschifahrer interessant, weil die Materie einfach Soaß macht und 90 Seiten auch schnell mal gelesen sind. Es ändert den Blick für das Gebirge - der Leser wird erstaunt sein, wie häufig er genau die von Hoffman beschriebenen Phänomene in der Natur tatsächlich beobachten kann und wie gut seine Modelle zu Lage und Ausmaß beobachteter Abgänge tatsächlich passen.
Fazit: ein höchstinteressantes Buch, das man gelesen haben sollte.
2. Jean Carlier "Vanoise - Victoire pour demain" Calman-Levy 1972
ca. 12 €
Ein einzigartigen Buch. Carlier ist Journalist und Zeitzeuge und präsentiert ein umfassendes Werk über die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge, die in der Vanoiseaffäre gipfelten, jener Auseinandersetzung und Grtundsatzdiskussion um die Beschneidung der Nationalparks zum Bau neuer Skistationen und -gebiete. Neben den lokal- wie natrionalpolitischen Vorgängen der Vanoiseaffäre selbst (sprich der Diskussion um den Bau der Skistation Val Chavière selbst) beleuchtet Carlier aber auch in einer weit umfassenderen Darstellung die Hintergründe des Baus der Skistationenen Les Menuires und Tignes. Sein Bcuh ist voll von Stellungnahmen von qualifizierten Zeitzeugen unterschiedlichster politischer Ausprägung und glänzt mit vielen Zeitungsartikeln und Medienberichten, die gegenübergestellt werden. WEiter bietet es einen Abriss über die Geschichte des Nationalparks de la Vanoise und seiner Entstehungsgeschichte. Carlier liefert umfassende Darstellungen der politischen Entwicklungen und Zusammenhänge, die zum einen zur Einrichtung des Nationalparks führten, zm anderen auch zum massiven Aubau der Skiorte rundherum. Er gibt Kurzbiographien der beteiligten Personen und beleuchtet auch insgesamt die personellen Zusammenhänge der Entscheidungsträger, so dass viele Entscheidungen nachvollziehbarer werden, weil man die Hintergründe um die Personen kennt bzw. deren Interessen.
Faszinierend, dass diese Abhandlung viele politische Vorgänge aufzeigt, die auch heute noch in ähnlichen Diskussionen genauso wiedergefunden werden. Da ist zum einen Anzahl der Entscheidungsträger sehr begrenzt - viele kennen sich persönlich. Beispielsweise ist Joseph Fontanet, der den massiven Ausbau des Bellevilletals in den 60er Jahren initiierte, gleichzeitig in der Nationalparkverwaltung involviert und kennt dort alle Entscheidungsträger. Andererseits hat er eine große politische Karriere hinter sich und hat Kontakte auf nationaler Ebene bis zum President de la République. Wiederum befreundet ist er mit Pierre Schnebelen, der als Initiator der Skistation Tignes erfolgreich war und über weltweite Banken- und wirtschaftkontakte verfügt, und die Skistationen Val Thorens mit Fontanet bauen will. Auf der anderen Seite begegnen wir dann wieder den typischen lokal politischen Querelen: die Jungs aus der Tarentaise gönnen den Herren aus der Maurienne nichts und umgekehrt, so dass jedesmal, wenn jeweils ein anderer in einem der relevanten Entscheidungskomitees sitzt, hieran Projekte zu scheitern drohen, bis man durch ein kleines Gentlements Agreement alles wieder in die richtige Bahn gelenkt hat (so z.B. dass man den Mauriennaisern den Bau einer eigenen Schistation - Val Chavière - verspricht, worauf hin diese sich plötzlich doch vorstellen können, dass "ihr" Chavièregletscher von Val Thorens aus mit Liftanlagen versehen wird...

Ein sehr aufschlussreiches Buch, leider mitunter etwas politisch gefärbt (was der Autor auch im Vorwort durchaus eingesteht), dies aber in einer dezenten Art und Weise, die dem Leser genug Freiraum lässt, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Desweiteren ist das Buch auf französisch und erfordert ziemlich gute französisch Kenntnisse.