http://sport.orf.at/040917-12210/index.html"Zeit, etwas anderes zu machen"
Tiroler beendet einzigartige Ski-Karriere und läutet Generationswechsel ein.
Stephan Eberharter hat sich am Freitag von der Ski-Bühne verabschiedet. Nach 15 Jahren im Ski-Weltcup gab der 35-jährige Tiroler nach monatelangem Rätselraten am Freitag in Wien seinen Rücktritt bekannt.
Der letztlich nachvollziehbar war, denn nach über 20 Jahren im Skirennsport hat sich bei Eberharter ausreichend Verschleiß bemerkbar gemacht. "Es ist jetzt Zeit, etwas anderes zu machen", sagte Eberharter.
Für Entscheidung viel Zeit genommen
Was das sein wird, darüber ist sich der Weltmeister aus dem Zillertal offenbar weniger im Klaren als er es im Sommer bezüglich seiner Karriere war. Denn dass er aufhören möchte, das sei ihm bereits am Saisonende ziemlich klar gewesen, so Eberharter.
Trotzdem nahm er sich viel Zeit, um für einen eventuellen Rückfall gewappnet zu sein. Der im Gegensatz zum Vorjahr nun aber nicht mehr eintrat. Ein einziges Mal nur sei er nach der Saison Skifahren gewesen.
Keine Motivation mehr
"Die treibende Kraft war bei mir immer die Freude am Skisport. Das Feuer der Leidenschaft war aber einfach nicht mehr stark genug, es war keine Motivation mehr da", gestand Eberharter bei der vom ORF live übertragenen Pressekonferenz im 20. Stock des Uniqa-Towers.
Deshalb sei es viel zu gefährlich gewesen, weiter zu fahren. Er möchte jetzt herunterkommen von der rasanten Einbahn des Ski-Zirkusses.
"Eine wunderschöne Zeit"
"Es war eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber jetzt bin ich froh, nicht mehr Koffer packen zu müssen und gesund meinen Rücktritt bekannt geben zu können." Für den Skisport müsse man auf viel verzichten. "Ich war aber nicht mehr bereit, diese Entbehrungen auf mich zu nehmen."
Auch ein zuletzt favorisierter Teilrückzug mit Starts in ausgewählten Rennen wie z.B. der WM in Bormio, wo Eberharter als Titelverteidiger im Super-G einen fixen Startplatz gehabt hätte, sei nie ein Thema gewesen, versicherte der Tiroler.
"Im Skisport geht es nur zu hundert Prozent. Und die anderen würden sich ja blöd vorkommen, wenn einer zwei Monate trainiert und bei der WM wieder konkurrenzfähig ist." So fiel die Entscheidung im letztmöglichen Augenblick, "die Reservepläne lagen aber in der Lade", gestand ÖSV-Herrenchef Toni Giger.
Hochs und Tiefs
Eberharter blickt zurück auf eine einzigartige Karriere mit langen Durststrecken, einer jahrelangen Rivalität mit Hermann Maier und speziell am Ende (Eberharter: "Meine fetten Jahre") dann aber auch Triumphen wie Olympia- und WM-Gold sowie zwei Weltcup-Gesamtsiegen.
Oder dem gigantischen Abfahrtsieg vergangenen Winter in Kitzbühel, der selbst für Eberharter "für die Ewigkeit" ist. Aber jetzt ist definitiv Schluss. "Wir gehen im Skisport ein extrem schnelles Tempo und für Steff ist das jetzt ein Schritt, künftig ein langsameres Tempo zu gehen. Aber es war die absolut richtige Entscheidung", sagte Giger.
Völlig neue Situation
Die ÖSV-Herren stehen damit nun vor einer völlig neuen Situation, auch wenn Eberharter natürlich weiter als gern gesehener Gast bei Skirennen sein wird. Den nach den Rücktritten von Eberharter, Hannes Trinkl, Peter Rzehak usw. bleibt die Bühne jetzt einerseits Hermann Maier, aber andererseits auch einem ÖSV-Team, das mit 26 Jahren einen deutlich jüngeren Altersschnitt hat als bisher.
Etwas, was auch Eberharter am Schluss immer deutlicher aufgefallen ist. "Der Generationswechsel ist da. Zum Schluss waren Leute im Kader, die ich nicht einmal mehr kannte. Und einige, die jetzt dazu stoßen, könnten meine Kinder sein." Giger ist sich bewusst: "Die Situation hat sich damit für uns grundlegend geändert. Einer, der zwei Drittel für Österreich gewonnen hat, fährt nächstes Jahr nicht mehr."
An dieser Stelle ein Kommentar:
Souverän, auf der Höhe des Könnens Abzutreten, aber schade um einen großartigen Sportler, der auch immer menschlich hochanständig geblieben ist und sich relativ wenig um Medien-Hypes geschert hat. Aus seinem phänomenalen Wiederaufstieg nach seinem großen Tief Mitte der 1990er Jahre kann sich einjeder Motivation fürs eigene Leben holen - es ist so vieles zu schaffen!
Ein Olympia-Sieg, drei Weltmeister-Titel, zwei Gesamtweltcupsiege, 5 Disziplin-Weltcupsiege, 29 Weltcupsiege => damit wird er wohl zu den erfolgreichsten aller Zeiten gehören
Ich hoffe für den "Steff", dass ihm seine zweite Karriere genauso glückt und er noch was auf die Beine stellt.