Das dürfte wohl einer der längsten Berichte sein, die ich je hier ins Alpinforum schreiben werde. Dieser Tag ist es mir einfach wert, mich mal etwas länger mit einem Bericht fürs Alpinforum zu befassen... schon allein für die knapp 200 Fotos bin ich über 2 Stunden gesessen.

Mein Opa war damals beim Bau der Glocknerstraße dabei, schon seit mehreren Jahren stand die Glocknerrundfahrt auf unserem Programm, doch aus verschiedenen Gründen hat´s nie sollen sein... gestern haben wir´s dann durchgezogen.
Der Wecker war für 5:45 gestellt, doch ich war schon viel früher munter. Die Vorfreude auf diesen Tag ließ meine innere Uhr während der Nacht wohl etwas schneller ticken... kurz nach 6 Uhr ging es in Ebensee los, und zügig fahrend sind wir schon um 7:30 in Bischofshofen. Von dort weg geht es aber aufgrund mehrerer Baustellen, Traktoren und deutscher Pensionisten im Mercedes relativ zäh dahin, obwohl die B311 sehr breit und oft vierspurig ist. Trotzdem sind wir gegen halb 9 an der Mautstelle in Ferleiten, noch im Schatten gelegen und daher nur 8°C - der Herbst ist doch schon spürbar! Wir bezahlen 26,- € Maut und begeben uns auf die insgesamt 47,8 km lange Straße, die bis in 2571 m Höhe führt.
Schon bald machen einem die Verkehrszeichen auf Murmeltiere aufmerksam:
Während sich die Straße auf der Nordseite der Hohen Tauern immer weiter hinauf schlängelt hat man immer das Große Wiesbachhorn (3584 m) im Blick. Hier sind noch Neuschneereste vorhanden, viele Gletscherzungen im Ferleitental sind jedoch schon wieder schneefrei:
Imposante Gletscher, steile Felsabbrüche und saftig-grüne Wiesen prägen hier das Landschaftsbild:
Das Sandbodenkees in der Ostflanke des Wiesbachhorns - sehr imposant...
fast noch imposanter finde ich das Teufelsmühlkees, dessen Abbrüche unterhalb der Felswand einen zweiten Gletscher erzeugen, der damit der tiefgelegenste in Salzburg ist (bis etwa 1800 m runter):
Auf der Straße gewinnt man sehr schnell an Höhe, und schon bald wird uns bewusst, dass wir uns wohl keinen besseren Tag für diesen Trip aussuchen hätten können... Panorama bis zu den Loferer Steinbergen...
...und sogar das Dachsteinmassiv wird erkennbar!! Etwas weiter rechts wäre dann auch noch der Grimming zu erkennen, hat aber leider auf dem Bild nicht Platz gehabt...

Links sind die 4 größten Gipfel des Dachsteinmassivs erkennbar - Torstein, Mitterspitz, Hoher Dachstein und Dirndl (von links nach rechts). Rechts davon ist die Bergstation der Dachsteinbahn zu erkennen - eine Entfernung von mehr als 70 Kilometern zum Dachsteinmassiv bzw. knapp 100 zum Grimming!!
Die Straße zur Edelweißspitze hat noch Kopfsteinpflaster:
Am Fuscher Törl, alljährlicher Fixpunkt der Österreich-Radrundfahrt, Bergwertung der höchsten Kategorie (HC):
Mehrere Rotationsschneepflüge stehen an den verschiedensten Stellen entlang der Straße - schon beeindruckende Dinger... aber irgendwie hab ich mir die größer vorgestellt!
Immer weiter führt die Straße Richtung Kärnten, wo das Hochtor schließlich die Landesgrenze bildet:
Vorbei am Fallbichl und Schareck (Bilder dazu dann im entsprechenden News-Topic) gelangen wir zur Abzweigung zur Franz-Josefs-Höhe, wo sich dann nach einigen Kilometern im Bereich Schöneck erstmals so richtig der Glockner zeigt:
Da wären Vergleichsbilder interessant - ich vermute, dass der Grat zwischen den beiden Gletschern vor rund 20 Jahren wohl nicht erkennbar war:
Die Landschaft ist selbst entlang der Straße einmalig - Blick auf einen Wasserfall:
Schon in der Galerie zur Franz-Josefs-Höhe beginnt dann der Stau vor den Parkplätzen, und das sogar an Wochentagen. 15% und bergan wegfahren - hier drin stinkt´s so richtig nach Kupplungsbelag und immer wieder sieht man die Autos nach vorne hüpfen und dann ein wenig zurückrollen (auch als absterben bekannt

Vom Parkhaus aus gibt sich dann ein eindrucksvolles Panorama. Allerdings möchte ich hierzu wohl kein Vergleichsbild sehen, gäbe wohl eine sehr traurige Bilanz...
Gletscherzunge der Pasterze in der Nahaufnahme, reicht noch bis etwa 2100 m runter:
Der Hufeisenbruch mit dem Johannisberg im Hintergrund...
...laut Informationstafel war hier oben mal im Jahre 1966 ein Sommerskigebiet angedacht, das war aber nicht das einzige geplante, aber (Gott sei Dank?) nicht realisierte Seilbahn-Großprojekt im Glocknergebiet, wie eine Informationstafel zeigt:
Nun wird´s aber richtig heftig... Gletscherstand 1960:
...und 1968:
Leider kommt das auf den Fotos gar nicht so richtig raus, aber die folgende Tatsache zeigt es doch, wie stark der Rückgang ist: Die Talstation der Gletscherbahn liegt auf etwa 2260 m, bis dorthin reichte der Gletscher kurz nach dem Bau der SSB noch... heute geht man von der Talstation über etliche Stufen rund 100-150 Höhenmeter (sehr schwer zu schätzen) in rund 10 Minuten runter bis zur Pasterze

Bilder von der Pasterzenseilbahn:
Während der Bergfahrt konnte ich ein wenig mit dem Fahrzeugführer sprechen. Bewusst stellte ich folgende provokative Frage: "De Seilbohn kinnats owa scho moi neich baun und bis owi verlängern, des is jo scho a gscheida Hatscha...

Der Gletscherpfad ist fast wie ein Spazierweg ausgebaut, sogar meine Oma käme da wohl runter...

Gletscherspalte:
Auf der Pasterze:
Ja was fotografiert denn der Lanschi da?
Genau, a Mankei...

Gegen 15 Uhr sind wir mit der Rundfahrt im Glockner-Bereich fertig und haben alle interessanten Sachen gesehen. Wir lassen uns im Volkert-Haus um 10,- € einen großen Grillteller mit Pommes und Salat schmecken - der Preis ist für den exklusiven Ort durchaus in Ordnung wie ich meine... man könnte durchaus auch 15,- € dafür verlangen, denn ein zweites Mal kommt man hierher ohnehin kaum mehr...

Von der Terrasse bietet sich nochmals ein raumhafter Blick, und gestärkt verlassen wir dann das Glocknermassiv und fahren über Heiligenblut, Winklern und Spittal an der Drau zur Tauernautobahn.
Die Heimfahrt führt dann über die Pässe Katschberg und Radstädter Tauern, da wir bei diesem schönen Wetter nicht durch die Tunnelröhren fahren wollen. Erst spät am Abend (gegen 21 Uhr) erreichen wir dann zwar müde, aber sehr beeindruckt wieder unser Zuhause...
Fazit: Die Glocknerstraße ist sicherlich eine der schönsten Attraktionen, die Österreich wohl zu bieten hat und ich kann jedem nur empfehlen, sich das unbedingt mal anzuschauen... wer weiß, wie lange es die Pasterze noch in dieser Form gibt... es ist wohl zu fürchten, dass man von der Franz-Josefs-Höhe in einigen Jahrzehnten nur mehr auf eine Geröllwüste runterblickt...

So und nach gut einer Stunde Berichteschreiberei bin ich jetzt endlich fertig damit und hoffe, dass der Forum-User damit seine Freude hat
