Umlaufbahn-Ulten: Neues wirtschaftliches Risikoprojekt
Vor einem wirtschaftlich nicht tragbaren Risiko warnt der Landtagsabgeordnete der UNION FÜR SÜDTIROL, Andreas Pöder, die Gesellschafter der ULTNER SKI- UND SESSELLIFT G.M.B.H. (U.S.S) angesichts der neuen Pläne der Gesellschaftsführung für eine Umlaufbahn.
Trotz der deutlichen Ablehnung durch die Bevölkerung anlässlich der Volksbefragung im April dieses Jahres will die Führung der Schwemmalm-Gesellschaft ein verändertes Umlaufbahnprojekt umsetzen.
„Vor allem die Variante über den Grubberg oberhalb von St. Nikolaus wird ernsthaft ins Auge gefasst, die Talstation soll demnach auf einer ebenen Fläche neben der Landesstraße zwischen Kuppelwies und St. Nikolaus liegen. Die betroffenen Grundbesitzer werden derzeit von den Verantwortlichen der U.S.S gedrängt, ihre Zustimmung zum neuen Projekt zu geben. Einige der Gesellschafter der U.S.S. stehen dem Umlaufbahn-Projekt jedoch mehr als skeptisch gegenüber, zumal finanzielle Belastung zu hoch ist und der wirtschaftliche Nutzen zu gering.“
Pöder nennt einige Fakten:
• Die U.S.S. muss das Projekt bis Ende 2005 konkret angegangen werden, andernfalls kann der bereits zugesagte öffentliche Beitrag des Landes nicht mehr in Anspruch genommen werden.
• Die Umlaufbahn soll rund 10 Mio. Euro kosten, 70 Prozent davon würde der Steuerzahler finanzieren.
• Nicht mit eingerechnet in die Umlaufbahnkosten sind die Kosten für die neu zu errichtenden Strukturen und evtl. Pisten sowohl an der Talstation als auch an der Bergstation.
• Die Erhaltungskosten würden die derzeitigen Spesen für die Skiliftanlagen übersteigen.
• Allein die Stromkosten für die Umlaufbahn würden höher sein, als die diesbezüglichen Spesen für alle jetzigen Anlagen zusammen: Derzeit 600 Kw/h alle zusammen, künftig alleine die Umlaufbahn 800 Kw/h
• Die U.S.S-Führung erwartet im allerbesten Fall rund 20 Prozent mehr Skigäste, ein Teil dieser zusätzlichen Gäste wird aber (wenn überhaupt) nach wie vor mit dem Auto zum jetzigen Parkplatz an der Talstation hochfahren.
• Für die Rentabilität der Umlaufbahn (und die Abdeckung der Betriebskosten) sind 2.500 Fahrgäste notwendig, es werden aber im allerbesten Falle lediglich 600 bis 800 Benutzer im Durchschnitt erwartet.
• An der neuen Bergstation der Umlaufbahn müsste ein neues (noch nicht vorhandenes) Restaurant errichtet werden, ebenso an der Talstation; derzeit gibt es auf der Schwemmalm 5 Gastbetriebe, künftig wären es 7 – eindeutig zuviel, die Gastbetriebe sind derzeit nicht ausgelastet.
• Die Attraktivität als Familienskigebiet wäre in Frage gestellt, an der Bergstation der Umlaufbahn gäbe es keine für kleinere Kinder geeigneten Pistenstrukturen, die müssten erst mit neuen Kosten und neuem Aufwand geschaffen werden.
• Die derzeitige Talstation am 2-er-Sessellift und die Struktur auf Breiteben wären in Frage gestellt, zumal jemand, der mit der Umlaufbahn hochfährt, spätestens um 16.00 Uhr oder 16.30 Uhr wieder auf die Umlaufbahn-Bergstation hinauffahren müsste um mit der Umlaufbahn zu seinem Auto zu gelangen.
• Fällt der heutige 4er-Sessellift z.B. wegen Wind aus (kommt ab und an vor), dann kommen die Skifahrer nicht mehr zur Umlaufbahnbergstation hoch – sie müssten dann an der heutigen Talstation von Bussen zum Parkplatz ins Tal gebracht werden – umständlich und teuer.
• Die neuen Gesamtkosten würden auch im besten realistischen Berechnungsfall nicht durch neue Schwemmalmbesucher gedeckt.
• Der derzeitige 2-er-Sessellift von der Talstation hoch nach Breiteben muss in rund 2 Jahren völlig ausgetauscht werden, weil er dann die 30-Jahre-Grenze erreicht und nicht mehr betrieben werden darf. Diese Kosten wären nach einem Bau der Umlaufbahn nicht mehr zu decken.
• Der 2er-Sessellift hätte schon seit längerer Zeit durch einen größeren Lift (4er oder gar 6er) ersetzt werden müssen, weil er heute ein ungeliebtes Nadelöhr vom heutigen Parkplatz zu den Pisten bedeutet, zumal die anderen Lifte durchwegs mehr Personen befördern können. Der Skifahrer vermeidet es, an die Talstation abzufahren, weil er dort speziell an Vormittagen lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss.
• Der 2er-Sessellift wurde nur deshalb nicht ersetzt, weil die U.S.S.-Führung das Projekt Umlaufbahn rechtfertigen wollte; um einen neuen Lift an dieser Stelle kommt man aber in den nächsten Jahren nicht herum, das wird häufig verschwiegen.
• Der heutige Parkplatz ist bekanntlich nur an wenigen Tagen im Jahr völlig ausgelastet; er wurde in den letzen Wintern vorsätzlich „verkleinert“, um einen Parkplatzmangel vorzutäuschen – der Parkplatz wurde nicht ausreichend vom Schnee geräumt, auch auf der Straße zum Parkplatz wurden bewusst Engpässe gelassen oder gar geschaffen, um eine Umlaufbahn zu rechtfertigen.
• Der Parkplatz könnte noch etwas vergrößert werden, dann würde er auch an Spitzentagen den Besucheransturm aufnehmen können.
• Die derzeitige Straße müsste als Alternative zur Umlaufbahn nicht gänzlich ausgebaut werden, auch die U.S.S.-Führung weiß, dass die Entschärfung einiger Kurven und einige Ausweichstellen die Straße auch für Busse benutzbarer machen würde.
• Auch im Tal im Bereich der Straße zur Talstation-Schwemmalm könnte notfalls ein Parkplatz errichtet werden.
• Schon lange gibt es Forderungen nach einem Skiweg zum heutigen oberen Parkplatz und einen zweiten Skiweg vom Parkplatz zur heutigen Talstation des 2er-Sesselliftes; damit müssten die Skifahrer nicht den ungeliebten Fußweg vom oberen Parkplatz zur Talstation bzw. von der Talstation zurück in Kauf nehmen. Diese Pläne wurden bewusst nicht verwirklicht, weil man den heutigen Parkplatz nicht attraktiver gestalten und somit die Umlaufbahn die Umlaufbahn nicht in Frage stellen wollte.
• Auch eine oft geforderte richtige und attraktive Rodelbahn wurde bislang nicht errichtet; das Skigebiet sollte ohne Umlaufbahn nicht noch attraktiver werden, damit die U.S.S.-Führung die Umlaufbahn als letzten Rettungsanker für die Schwemmalm rechtfertigen konnten.
• Es bräuchte eine neue Mutegg-Piste bzw. einen Mutegg-Lift, um die heutige Struktur direkt auf der Schwemmalm attraktiver zu machen, heute ist der Rückweg von der dortigen Restaurantstruktur für Skifahrer und insbesondere für Snowboarder umständlich und unattraktiv – auch diese wirtschaftlich einträglichere und strukturell wichtigere Maßnahme wurde bislang von der U.S.S.-Führung nicht umgesetzt.
• Die U.S.S.-Führung wollte bei einem für die Umlaufbahn negativem Ausgang der Volksbefragung zurücktreten; so mancher Gesellschafter hat diesen Rücktritt erhofft, um mit einer neuen Führung endlich jene Verbesserungen und nötigen Erweiterungen am Skigebiet Schwemmalm vornehmen zu können, die wirtschaftlich wesentlich wichtiger für das Skigebiet wären. Niemand ist bisher zurückgetreten.
• Der deutlich existierende Interessenkonflikt von U.S.S.-Gesellschaftern die gleichzeitig Verantwortliche eines bekannten Skilifte und Umlaufbahnen bauenden Unternehmens verärgert so manchen anderen U.S.S.-Gesellschafter und lässt an der Objektivität der Beurteilung der Situation zweifeln.
Andreas Pöder zieht folgendes Fazit:
„Es gäbe eine Reihe von dringenden strukturellen Maßnahmen, um das Familien-Skigebiet Schwemmalm aufzuwerten und noch attraktiver zu machen und auch dessen Wirtschaftlichkeit für die Zukunft zu erhalten – diese Maßnahmen werden zugunsten des wirtschaftlich mehr als fragwürdigen Umlaufbahn-Projektes auf die lange Bank geschoben, bis es irgendwann zu spät ist. Selbst Umlaufbahngegner haben nichts gegen andere notwenige strukturelle Maßnahmen einzuwenden, weil den Ultnern insgesamt das Weiterbestehen des Skigebietes Schwemmalm am Herzen liegt. Die Umlaufbahn wird nicht der Rettungsanker für das Skigebiet Schwemmalm sondern dessen Todesstoß sein.“
Pöder ruft die Gesellschafter der U.S.S. auf, den Mut aufzubringen, eine neue Führung zu verlangen und die dringend erforderlichen strukturellen Verbesserungsmaßnahmen einzufordern. Das Umlaufbahn-Projekt soll ad acta gelegt werden und die Schwemmalm soll wieder „Frieden“ mit der Bevölkerung schließen, die stolz auf ihre Schwemmalm ist und dies auch weiterhin sein will.