Nach fast einem Jahr fiel mir wieder ein, dass ich vor 11 Monaten einen ziemlich guten Tag im Skigebiet Spieljoch oberhalb von Fügen im Zillertal verbracht und hiervon bisher gar keinen Bericht ins Netz gestellt hatte – mit Ausnahme einiger LSAP-verwandter Aufnahmen, die hier zu sehen sind:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... h#p4686992
Damals bin ich vor allem deswegen ins Gebiet gefahren, weil ich neben der interessanten 4EUB auch noch die alte Girak-DSB Geols fahren wollte, die 2010 eigentlich hätte ersetzt werden sollen (deswegen auch voreilig das Posten von Fahrtbildern im LSAP-Forum...). Näheres hier gibt es im Neuigkeitenforum...
Nun – am vergangenen Sonntag nahm ich mir einfach mal die Zeit (die ich erkältungsbedingt hatte – zumal sowieso nur Skifahren bei Plusgraden möglich gewesen wäre und schon viele Kleingebiete wie Kochel, Wendelstein oder Herzogstand dicht gemacht hatten), um die alten Bilder vom Februar 2010 zu sortierten, zu bearbeiten und sie online zu stellen. So ließen sich das Zuhause-Rum-Sitzen mitten in der Saison, der schwere Kopf und die verschlossene Nase wenigstens ein wenig verdrängen und ich ging noch mal den damaligen Kaiserwetter-Tag in einem gemütlichen, empfehlenswerten Skigebiet durch, das sich vor allem durch seine lange Talabfahrt für einen Ausflug lohnt, zumal dort weit aus weniger los ist als "drüben" in Kaltenbach, wo an Wochenenden halb München anreist und reinster Massentourismus herrscht, was mir gar nicht zusagt.
Hier noch der Pistenplan vom Spieljoch/ Onkeljoch:
http://www.spieljochbahn.at/winter/winter.htm
Morgendliche Momentaufnahme beim Semmel-Holen: Ein perfekter Sonnentag kündigt sich über München an und sollte sich auch bis ins Zillertal hinein erstrecken. Damals konnte man im Flachland schon ein wenig den Frühling vorausahnen – der Schnee war getaut und die Vögel sangen nun schon wieder vereinzelt gut gelaunt vor Sonnenaufgang, während man noch selbst ganz verschlafen die Sachen ins Auto räumt und die ganze Zeit überlegt, was man denn diesmal vergessen haben könnte. (An diesem Tag hatte ich alles dabei.)
Nach der üblichen Fahrt raus zur A8 und übers Inntaldreieck endlich am Ziel angekommen: Hier startet die 1. Sektion der irgendwie kultigen 4EUB Spieljochbahn, eine Girakanlage, die 1973 errichtet und 1989 (neue Kabinen) modernisiert worden ist. (Länge 1. Sektion: 2.215 m, 2. Sektion - mit Durchfahrtbetrieb - 1.710 m)
Die Talstation hier liegt nur auf 640m, so dass es nicht verwunderlich wirkt, dass Ende Februar bereits grüne Wiesen zu sehen sind. Ohne Kunstschnee wäre die Abfahrt hinunter nach Fügen gar nicht mehr möglich gewesen – sie schlängelte sich wie ein weißes Band über die grünen Hänge.
Ganz weit oben im verschneiten Bergwald kann man übrigens die Schneise der 2. Sektion erkennen, die hinter der Sichtweite noch ca. 600 Meter weiter geht. Insgesamt eine ziemlich lange Anlage (3.925 m insgesamt, wenn mein Kopfrechnen trotz Erkältung noch funktioniert...)
Allein in der Kabine, was in der Früh noch kein Problem war – zumindest auf der 1. Sektion. Die meisten Skifahrer nahmen eh nur die Piste zur Mittelstation, während ich bis auf eine Ausnahme immer ganz runter flitzte.
Hier sieht man die Kunstschneepiste inmitten des grünen Talhänge. Früher, als es noch keine Schneekanonen hier gab, waren das sicherlich nur rare, kostbare Tage, an denen man bis Fügen fahren konnte.
Girak-Stütze mit 80er Jahre-Gondel, die noch recht modern wirkt, wenn man sie z.B. mit denen der Anlagen aus den frühen Jahren dieser Dekade vergleicht (alte 4EUB Gasselhöhe (1980-2005) oder auch die am Hauser Kaibling (1981 bis ca. 2001) oder die Loferer Almbahn I von 1982)
Unten die leere, noch gefrorene und bestens präparierte Talabfahrt! Ich konnte es kaum erwarten, oben anzukommen. Denn an solchen Sonnentagen sind es gerade die frühen Morgenstunden, an denen man perfekt Skifahren kann, ehe sich auf der aufgeweichten Piste zerfahrene Haufen bilden und überall Leute rumrutschen, wie es auch hier an jenem Tag der Fall war.
Aus dem Fenster heraus, damit man nicht immer nur die zerkratzten, schmutzigen Gondelfenster sieht. (Wer macht so was eigentlich?) Das ist oft ein Problem beim Fahren mit solchen Anlagen. An der Loferer Alm kann man die Dachluke wenigstens so weit öffnen, dass ich die Kamera bequem durchstecken und knipsen bzw. filmen konnte.)
Hier oben fährt die Bahn immer noch über grüne Wiesen und dicht vorbei an Bauernhöfen, ehe sie dann in den Wald eintaucht, um über eine tiefe Schlucht zu schweben. Leider sind die Fotos hierbei nicht so recht gelungen und ich wollte zudem nicht schon wieder über 100 pro Bericht posten.
Hier kommt schon die Mittelstation auf der anderen Seite des Grabens ins Bild. Von ihr aus dürfte lt. meinen Infos eine Talabfahrt nicht möglich sein. Aber wenigstens beginnt hier die Schneezone und die Vorfrühlingsstimmung vom Tal unten weicht einem 1A-Wintertag.
Blick zurück auf die 4EUB, die hier durch den Wald und anschließend mit hoher Seilführung über das besagte Tal führt.
Wir nähern uns der Mittelstation und die Pistenhunger nimmt stetig zu...
Einfahrt in die Lärmhölle – beide Antriebe befinden sich dort und wie das unten angefügte (bzw. noch anzufügende) Youtube-Video aufzeigt, machten die einen ganz schönen Krach. Kaum zu glauben, dass heutzutage diese ganze Technik in diesen „0815“-Stationen Platz hat – damals haben sie noch riesenhafte Gebäudekomplexe voller Technik gebaut. Ein wenig erinnerte mich der Sound auch an die gute, alte 4EUB Gasselhöhe auf der Reiteralm, mit der ich von 1985 an immer zum Skifahren ins Gebiet eingestiegen bin. (Seit 2005 durch 8EUB ersetzt.)
Nicht mehr alleine nun geht es weiter mit der 2. Sektion. Sicherlich haben sich die Mitfahrer (an die ich mich aber nicht mehr erinnere; ich weiß nur noch, dass Leute zugestiegen sind) gewundert, warum ich da durch die schmutzigen Scheiben fotografiere.
Eine sehr interessante Stützenkonstruktion, genau wie eine in der Waldschneise der 1. Sektion. So was habe ich woanders bisher nicht gesehen. (Die einzige 4EUB aus den frühen Siebzigern, die ich noch kenne, ist die am Hochgrat bei Oberstaufen und vom Internet her die am Taubenstein.)
Ein Stück weiter oben nach Überwindung des Steilstücks, von dem aus man einen guten Blick hatte (leider nicht so gut durchs Gondelfenster hingekriegt) überquert die 4EUB die 3SB Onkeljoch, eine fixe 1,7km lange Sesselbahn, die – ebenfalls vom Girak errichtet – 1989 einen Schlepplift ersetzte, der allerdings seine Talstation bereits hier unten am Waldrand (siehe das kleine Häusle) hatte, während die 3SB ein ganzes Stück weiter Richtung Talfabfahrt runter gebaut wurde.
Gleich konnte es losgehen! Lechzender Blick nochmal auf die leeren Pisten in perfektem Zustand! Das frühe Aufstehen und die Fahrt alleine (mein Kollege hatte damals kurzfristig doch keine Zeit zum Mitkommen) hier her hatten sich voll gelohnt!
Nach dem Anschnallen der Skier dieses Bild. Könnte es nur immer den ganzen Tag so bleiben! Aber hier war man wenigstens so weit oben, dass der Schnee griffig blieb und nicht wie auf dem letzten Stück der Talabfahrt zum Mus mutierte.
(Vorne ist die erwähnte 3SB Onkeljoch zu sehen, dahinter der alte Swoboda-Schlepper Onkeljoch II (der Ier war der Vorgänger der 3SB)).
Im „Mösllift“, der 1989 von Wopfner gebaut wurde – ein Kurven-Tellerlift! (Noch nie bisher gefahren...) Gab es davor hier auch schon einen Schlepper?
Blick zurück – links im Hintergrund die Bergstation der 6KSB Arzjoch, die 2002 anstelle des gleichnamigen Schleppers gebaut worden ist. Man hat aber auch hier die Nachfolgesesselbahn weiter runter gezogen und auf der ehemaligen Schlepptrasse über die freie Almwiese verläuft die Piste. Irgendwo hab ich noch in der Gondelstation ein Bild der Bergstation des alten SL abfotografier t– mehr schlecht, als recht- ich poste es aber lieber nicht. (Die Urheberrechtsfanatiker lauern!)
Hier kommt der Teller-Nachschub angeflogen...
Die Kurve mit der Onkeljochbahn im Hintergrund. Bald durfte ich über die frische Piste rasen, um mich sogleich auf die längste Talabfahrt im Zillertal zu machen.
Die gehen wieder zusammen...
Das Ende eines Tellerkurvenschleppers.
Nun gab es kein Halten mehr. Weg mit der Kamera (damals noch meine Jenoptik) und ab ins Tal! Das sind die Abfahrten, bei denen man sich fast schon wieder bremsen muss, um nicht zu übertreiben. Aber so leer und so hart würde die Piste nie wieder an jenem Tag sein.
Im Sommer könnt ich mir dieses Bild nicht ansehen!
Sekunden nach dem Start oben
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)
Ein kleines bisserl dunstig war das Wetter, aber richtig bewölkt ist es an jenem 27.02.2010 nie gewesen.
Nun waren die Kabinen nicht mehr leer – aber am Nachmittag saßen sie alle in der Sonne draußen und ich konnte dann wieder ganz alleine in der Gondel nach oben schweben (und ohne kritischen Blicke fotografieren.)
Das Stück hier lag gut im Schatten, so dass sich die Festigkeit des Schnees lange hielt. Unten beim Bauernhaus gab es neben der Piste früher mal einen Schlepplift, was aus einer alten Postkarte hervorgeht, die ich mal im Internet abgebildet aufgestöbert hab. Muss aber schon seit ca. 1980 oder so LSAP sein, da in den jeweiligen Skiatlanten dieser Lift nicht mehr abgebildet ist. Sicherlich ging da bei dieser geringen Höhenlage oft nichts. Aber so ein alter Schlepper irgendwo vom Wald herauf am Rande der Talabfahrt – das wäre es noch gewesen...(wie der alte Fastenberglift an der Planai oder der Höflelift am Fellhorn, beide schon um die Ecke gebracht...)
Zurück in Fügen, aber noch nicht am Ziel. Die 4EUB startet aus dem Ort heraus, was aber auch mal eine nette Abwechslung ist, sofern genug Schnee vorhanden.
Hier durfte man ab Mittags über Plastikrollen (in so Schienen) über die Straße, da es den Schnee weggeputzt hatte.
Stelle von oben aus gesehen...
Da scheint wer in den 80ern eine neue Stützen aufgebaut zu haben!
Das Flachstück vorm endgültigen Abschnallen. Der Fußweg zur Bahn ist allerdings nur ein Katzensprung übern Parkplatz rüber. Das ist die lange Talabfahrt alle mal wert. Abwechslungsreiche Fahrten über Almwiesen, durch Wälder, ein längerer Ziehweg und anschließend Entspannung bei der ebenfalls langen Fahrt mit der 4EUB nach oben – hier hätte ich es sogar ohne jeglichen anderen Lifte einen Tag ausgehalten. (Gut einer halt noch, um bis ganz hoch zu kommen... Bis 1979 dürfte es ja so gewesen sein – die 4EUB und halt der Onkeljoch I))
Selbst wenn statt der interessanten Oldie 4EUB was Neues kommt, bleibt das Gebiet dadurch ein lohnendes Ziel für Tagesausflüge.
Wieder oben auf 1.860 Metern...
Ein schönes Teil – auf einer alten Postkarte sind die Stützen sogar noch rot angestrichen, wie es in den 70ern üblich war. (Haben die grüne Farbe eigentlich die Ökos eingeführt oder hatte das praktische Gründe, weswegen man ab den 80ern von rot auf grün und später auf „silber“ umstieg?)
Hier fuhr ich nicht ganz runter, sondern zur Talstation der 3SB Onkeljoch. Die Bahn ist fix geklemmt und 1,7 km lang, was an Schlechtwettertagen oder bei kalten Temperaturen (so wie am Reckmoos in Fieberbrunn) ein Graus sein muss. Aber am 27.02.2010 war des Wetter schön, die Temperaturen angenehm und Anstehen war zumeist auch ein Fremdwort.
Man lehnte sich entspannt zurück und schwebte erstmal durch den Winterwald empor.
Kurze Zeit saß man in der Sonne, musste Acht geben, nicht einzuschlafen und konnte mal für einige Minuten bei bester Sicht (auch dann auf die alte 4EUB) entspannen...
Zugegeben: Später war hier auf der Piste schon was los, immerhin war Wochenende, aber am Vormittag fuhr hier noch kaum einer. Viele frühstückten oder schliefen noch geruhsam und trudelten halt erst gegen 11 Uhr im Gebiet ein, als die Talabfahrt sich schon erweichte und ich bereits etliche Runden „Privatgebiet“ hinter mir hatte. Sonst bin ich kein Frühaufsteher und schlafe auch mal bis Mittag, aber wenn es auf die Schipiste geht, kenne ich nichts. Gerade an solchen Tagen wird man dafür dann auch belohnt und mit einem gescheiten Kaffee ist das ja auch kein wirkliches Problem, sich entsprechend früher rauszuquälen...
Modernere Girakstütze – die grünen, alten sind natürlich kultiger, bis diese hier es dann vielleicht in 10 Jahren sind, wenn dann knallblaue Portalstützen in den Trend kommen
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)
Die Gondeln der 2. Klasse fuhren auch schon nach oben.
4EUB kreuzt 3SB – wo sonst gibt es so etwas? Also mir fällt da nichts mehr ein...
(Am Brauneck fährt oben die 4ZUB neben der 3SB...)
Gipfelidylle links der Sesselbahntrasse. War nach jenem Skitag für ein paar Tage mein Desktophintergrund...
Weitere Bilder folgen bis morgen Abend...