Nach dem Nachmittagsausflug zum Weissenstein und nach Balmberg war am nächsten Nachmittag der Chasseral „dran“. Nach einem Zwischenstopp in Biel ging es weiter über Ligerz, Twann und Lamboing (vor allem letztere beiden Orte dürften dem geneigten Literaturfan aus Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ bekannt sein – 2005 hatte ich mich hier noch auf Schauplatzsuche begeben). Im französischen Sprachgebiet angelangt, erreichten wir schließlich den kleinen Ort Nods zu Fuße des Chasserals - mit 1.607 Metern eine der höchsten Erhebungen des Juras und weithin an der markanten Rundfunkstation am Gipfelkamm erkennbar.
Hier führte von 1964 bis 1993 (lt. Alpinforum, Link siehe unten) eine knapp 3km lange DSB von Poma auf den (das?) Chasseral. Im Tal gibt es immer noch oberhalb der Ortschaft einen netten, alten Kurzbügler. Der Schlepper unterhalb des Senders am Berg oben wurde vollständig abgebaut.
Die Sesselbahn hätte mich natürlich absolut interessiert – auch wenn lt. den Beschreibungen hier im Forum die 30minütige Auffahrt auf den kalten, unbequemen Sesseln im Winter sichtlich kein Vergnügen bereitet hat. Aber gerade im Sommer wäre ich nun viel, viel lieber eine halbe Stunde im Sessel über Wiesen und durch Wälder den Berg hinaufgeschwebt, als mich mit meinem Auto hinaufzuquälen. Aber die Leute fuhren sehr rücksichtsvoll, muss ich sagen, so dass es ganz gut ging. Die ersten zwei Drittel der Strecke sind sowieso harmlos, aber nach der Baumgrenze wird es dann ein bisserl „interessanter“. (Also nach drei Weißbier tät ich hier nicht mehr fahren

Mehr Infos und noch zwei Bilder von Stützen- bzw. Resten der Umlenkung:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... hilit=nods
Der Schlepper am Ortsrand von Nods. Dem scheint man grad eine neue Talstation gezimmert zu haben.
Zoom – ich war mir unschlüssig, ob ich hineingehen sollte und ließ es lieber bleiben – auch wenn sich hier die Anwohner absolut normal verhielten. In Oberbayern und Tirol hätten sich wieder alle an den Gartenzäunen versammelt, blöd gegafft oder gar noch mürrisch rumgegrantelt. So richtig urig halt, wie wir es alle so sehr mögen

Die Straße auf den Gipfel rauf führt gleich an der Bergstation vorbei – zudem konnte man den Wagen rechts am Rand ganz gut „verstauen“, so dass ich einen kleinen Fotostopp eingelegt hab.
ohne Worte...
Fand ich natürlich nett von denen, die Kurzbügel drangelassen zu haben!
Zoom in Richtung Talstation.
Weiter ging es auf der Straße den Berg hinauf. Möglichkeiten, von unterwegs Blicke auf die ehemalige DSB-Trasse zu erhaschen, ergaben sich keine. Zum einen wusste ich nicht, wo GENAU die Bahn einst verlief und zum anderen musste ich ja auch das Auto heil auf den Gipfel lenken.
Oben angekommen, konnten wir erste einmal einen ziemlich schönen Blick auf die Umgebung genießen – hier sieht man den Neuenburgersee.
Zoom in ein mir unbekanntes Dorf.
Es war gut was los – allerdings kein Massenandrang. Auf dem Weg zur Sendeanlage hinter begegneten einem nur vereinzelt Menschen – die meisten kehrten wohl im Lokal ein oder fuhren gleich wieder runter.
Blick zum Sender und rechts die einzig verbliebene Seilbahn am Chasseral.
Blick zum Bielersee.
Scheinen Stromleitungsschneisen zu sein.
Hier sieht man schon die Bergstation der Sesselbahn- ein kleines Stück unterhalb des Gipfelplateaus. Leider hat man ja auch seit ein paar Jahren alle Stützen gefällt – die müssen ja noch einige Zeit lang nach der Stilllegung rumgestanden haben. Aber ich war halt ein paar Jahre zu spät hier her gekommen...
Ein Segelflieger trieb hier sein Unwesen – für mich wäre das nichts.
Als ich mich der Bergstationshütte näherte, kam der nächste Luftangriff. Hätte ich doch meine Boden-Luft-Rakete aus dem Kofferraum mitgenommen...
Hier startete noch ein weiterer – mich hat so was noch nie gereizt. Dann noch lieber 400 km an einem Tag für einen alten Lift mit dem Auto fahren!
Bergstationshütte der DSB Nods-Chasseral (war so der offizielle Name?). Eine französische Familie stieg hinter mir den Berg hinunter, um den Gleitschirmfliegern zuzuschauen. Sie beachteten den komischen Kauz vor der alten Hütte nicht, so dass ich ungestört die Stationsreste vor die Linse nehmen konnte. Warum hat man eigentlich die Bahn nicht bis ganz hinauf gebaut?
Hier kam die 3km lange DSB einst herauf – an dieser Stelle war im Winter wohl so mancher Fahrgast schon halb erfroren und sehnte den Ausstieg herbei. Wahrscheinlich hat man mit den Stützen auch die zahlreichen Kreuze am Trassenrand abgerissen, die an jene Sesselliftfahrer gedachten, die sich nicht warm genug angezogen hatten

Zoom zur Talstation – die war dann noch auf dem Rückweg später „dran“.
Bergstationsinnenleben – leider war die Umlenkung schon weg.
Hier schwebt nie wieder jemand ein – schon seit 18 Jahren geht das so.
Ja, da geht schon lange nichts mehr.
Fundamentreste
Draußen wurde noch eifrig gesegelt.
Ich lief wieder zurück zum Parkplatz hinauf und von dort aus konnte man die Trasse der DSB ganz gut erzoomen.
Knapp 3 km ging es hier hinauf.
Auf der anderen Seite des Berges segelte jener Waghalsige noch immer rum.
Blick zurück – im Hintergrund wiederum der Neuenburgersee.
Hier an diesem Hang muss irgendwo der Gipfelschlepper von rechts nach links hinaufgegangen und unterhalb des Senders geendet haben. (An der Talstation hängt noch eine alte Panoramakarte.)
Nods im Tal unten.
Die andere Seite des Berges.
Wir liefen weiter in Richtung Sender.
Und waren nicht die einzigen – aber wenigstens kein Massenansturm.
Hier wäre ein Triathlon möglich gewesen – mit dem Auto zum Parkplatz, zu Fuß zum Sender und mit dem Fahrrad wieder zurück.
Wiederum der Neuenburgersee.
Wiederum die LSAP-Talstation am Dorfrand von Nods.
Unterm Sender.
Eine nächste Angriffswelle auf LSAP-Schatzsucher? Vorsorglich hechtete ich in Deckung...
Es zog ein bisserl zu – aber so war es wenigstens angenehm frisch, nachdem wir in Biel unten schon recht in Schwitzen gekommen waren.
Gruß an Mike.
Reste des Gipfelschleppers?
Die Trasse? Wer weiß da noch was?
Wolkenspiele über der französischsprachigen Schweiz.
Eine Verschwörung?
Also der Blick hier oben ist echt super – kann man einfach nur jedem weiterempfehlen!
Nach einigem Hin- und Her-Gegurke durch das Dorf Nods fand ich drei überfahrene Katzen später endlich die Talstation des DSB. (Zuerst war ich falsch abgebogen und musste ein Stück auf einem schmalen Feldweg fahren, ehe ich merkte, dass ich mich auf'm Holzweg befand.)
Völlig verlassen steht sie da an einem Parkplatz am Ortsrand. Wenigstens gab es auch hier keine neugierigen Anwohner und dergleichen, so dass ich ungestört schnell ein paar Bilder knipsen konnte. Hier sieht man auch die Trasse bis zur Bergstation hinauf – schon ziemlich zugewachsen. Auf Googleearth ist sowohl unten als auch oben noch ein Bild verlinkt, auf dem die Stützen zu sehen sind.
Zooooom – oben kann man ganz schwach auch noch die Bergstation erkennen.
Früher parkten hier wohl die Sesselliftfahrer, zu denen ich leider nie gehören durfte.
(Wäre mein Vater damals nicht so schüchtern gewesen, hätte ich dank früherer Geburt noch viel mehr alte Lifte und Bahnen kennenlernen dürfen...

Pistenplan in der Talstation, die leider durch ein Gitter versperrt war. So konnte ich leider keine Nahaufnahme ergattern.
Hier sieht man's
Mein erstes LSAP außerhalb des deutschen Sprachgebiets..
Fast nichts mehr da.
Die ungezoomte Trasse vom ehemaligen Einstieg aus – man kann fast nichts mehr sehen.
Mit ein bisserl Zoom sieht man es gleich viel deutlicher, wo hier einst die DSB raufging.
Ja, das ist schon schade, dass ich diese lange Sesselbahn nie fahren durfte. Leider hat man auch nie eine Kabinenbahn danach mehr errichtet – dabei scheint der Chassaral ja ein gefragter Aussichtsberg zu sein. (Gleiches hab ich mich schon in Bezug auf den Gaisberg in Salzburg gedacht.)
Nur noch das geübte Auge erkennt hier eine Sesselbahntalstation.
So, das war es von meinen Schweiz-Sommer-LSAP-Impressionen. Am Pfingsmontag ging es wieder zurück nach Bayern – mit einer Menge an Bildern im Gepäck.