20.02.12 Bocksberg & Wurmberg: Rosenmontagsflucht
Für meinen voraussichtlich letzten Skitag der aktuellen Saison boten sich verschiedene Titel an. Zum Einen entfloh ich gemäß dem gewählten Titel an diesem Tag dem feucht-fröhlichen Karnevalstrubel, als nicht-Rheinländer habe ich mich dafür nie wirklich begeistern können. Zum Zweiten hatte ich mit der PHB'schen Bocksbergbahn noch eine Rechnung offen, war sie bei meinem Kurzbesuch im Harz 2011 wegen technischem Defekt nicht in Betrieb. Nicht zuletzt sollte es auch ein Tag der Premieren werden: abgesehen von den beiden Gebieten, die für mich absolutes Neuland darstellten, stieg ich an diesem Tag in eines dieser Autos mit gelbem Nummernschild ein, die hier bei so manchem User aus der Sauerländer Gegend keinen guten Ruf genießen...

Um es direkt vorwegzunehmen: als Ergebnis meiner persönlich durchgeführten Fallstudie sehe ich keinen Anlass, die gängigen Vorurteile bzgl. der Fahrkünste unserer niederländischen Nachbarn zu bestätigen. Weder Käse noch Tulpen lagerten im Kofferraum, allerdings war es interessant und auch erschreckend (!) einmal auf der anderen Seite des Geschehens zu sein. Während der gesamten Fahrt war eine tendenziell negative Einstellung deutscher Autofahrer gegen jene aus den Niederlanden deutlich spürbar. Neben verächtlichen Blicken etc. wurde es bisweilen auch gefährlich, denn ein Duisburger Mercedes lässt sich natürlich nicht ohne Weiteres von einem Niederländer überholen. Um dem ganzen die richtige Note zu verpassen, gurkte dieser auf der Landstraße vor uns rum, ließ uns dann während des angesetzten Überholvorganges auf der Gegenfahrbahn zunächst gleichziehen, um dann wieder kräftig zu beschleunigen... Es ist schon traurig, wie sich so manch 'guter Deutscher' die Bestätigung für seine Kleinkariertheit suchen muss!
Während der Hinfahrt erkundigte ich mich telefonisch am Bocksberg nach der aktuellen Betriebslage, am Tag zuvor hatte man den Betrieb aufgrund starker Sturmböen einstellen müssen. Die nette Dame am Telefon musste sich dann zunächst noch selbst beim Betriebsleiter erkundigen, erteilte dann aber die Auskunft, dass die Bocksbergbahn und der kürzere der beiden Schlepper oben in Betrieb waren. Die Pistenbedingungen beschrieb sie ehrlicherweise als "mäßig", was uns dann aber nicht davon abhielt es dort für ein paar Stunden zu probieren.
Vormittag am Bocksberg in Hahnenklee
^Bei unserer Ankunft war das Wetter nicht besonders berauschend, aber wir hatten die Fahrt in den Harz ja nicht der Aussicht wegen auf uns genommen

^Bocksbergbahn: 1 - Zyste: 1 Nach der Pleite letztes Jahr war die Bahn dieses Mal in Betrieb

^Mein persönlicher Grund des Besuches am Bocksberg war natürlich die tolle Bahn von PHB.^
^Ohne Fisheye etc. war es leider nicht möglich die ganze Station auf ein Bild zu bekommen.^
^Bis zum Niederhalter nach knapp der Hälfte der Strecke macht die Bahn kaum Höhenmeter.^
^Das Wetter wurde übrigens im Laufe des Tages immer besser, wie später noch zu sehen sein wird

^In der Nacht hatte es ein paar cm Neuschnee gegeben, auf der Piste merkte man davon allerdings kaum etwas.^
^Für meinen Geschmack etwas zu bunt das Gebäude

^Die bunte Technik hingegen gefällt mir sehr gut, ich bin da wohl etwas wunderlich was Farben angeht...^
^Um die Kurve gehts hier nur per Hand, erinnert mich an alte VR101 Anlagen.^
^Die nächste nette Überraschung fand sich in der Bergstation: wie am Rauschberg und am Hochfelln hat man hier ein Modell des Gebietes aufgestellt.^
^Toll aber zutreffend ist der Status der Roten 2!

^Als Erstes machten wir uns über die "mäßigen" Pistenbedingungen an die Talabfahrt. Großen Spass hat es mir nicht gemacht, es war das übliche (Kunst-)Eiskunstlaufen...^
^Abgesehen vom Schnee fand ich die Piste als solche auch wenig spannend, für Kinder und Anfänger hingegen bietet sie sich sicher gut an.^
^Gefühlt mitten im Ort befindet sich die Talstation. Hier ne Wohnung samt Balkon gegenüber der Bahn wäre doch was

^Mittlerweile hatte sich eine winzige Schlange gebildet. Frans erzählte mir Horrorgeschichten vergangener Urlaube, in denen man hier bis weit ausserhalb des Gebäudes anstehen musste!^
^Gondelhechter gabs hier keine, stattdessen befüllten die Liftler jede Gondel konsequent mit 4 Personen.^
^Die alten Kettenförderer hat man hier akkustisch betrachtet entschärft. Das Klacken dürfte, bei aller Nostalgie, sicher auch eine Lärmbelastung für die Liftler gewesen sein!^
^In der Bergstation klackert auch nichts mehr.^
^Man beachte die (neue?) Namensgebung der Pisten an den Schleppern. Der längere samt wohl interessanten Pisten war leider nicht in Betrieb.^
^Bergstationen und Antriebe der im oberen Teil gedoppelten Anlage von Heuss.^
^An der vorletzten Stütze befindet sich bereits die Talstation des rechten Lifts, mit 220m einer verdammt kurze Angelegenheit.^
^Entsprechend kurz ist die Piste, die man hier fast in ihrer kompletten Länge sieht...^
^Für Unterhaltung war hier gesorgt, die Dame schaffte es nach 3 Bügeln endlich sich zumindest festzuklammern. Das Mädel in der Liftlerhütte machte aber auch keine Anstalten ihr zu helfen.^
^Nach 2 Abfahrten schoben wir zurück zur Bocksbergbahn und machten dort noch ein paar Abfahrten. An der Bergstation hat man so eine große möchtegern-urige Hütte aufgestellt (rechts), die den Skigast mit traditioneller RTL2-Musik beschallt. Um was für einen Sender handelt es sich hier im Hintergrund?^
^Ein einziges Mal wagten wir uns an die Rote 2. Keine Ahnung wann ich sowas das letzte Mal gefahren bin: schmal (1-1,5 Bullyspuren), komplett vereist, hart, kaum einsehbare Kurve und dann bleibt da so ein AFler auch noch direkt hinter der Kurve stehen, um Fotos zu machen

^Hat absolut keinen Spass gemacht, aber man hatte uns ja gewarnt. "Möglich" war die Abfahrt hier allemal...^
^Warum diese 'Slow-Schilder' aufstellen, wenn man die Piste auch mit Kinderskikursen verbarrikadieren kann?

^Der übliche Kompromiss: ohne Kunstschnee wäre hier nichts gegangen, mit Kunstschnee hatte es aber überall Eis und machte daher nur bedingt Spass. Da muss jeder selber wissen, ob er daheim bleibt oder nicht.^
^Kurz bevor wir die Weiterfahrt zum Wurmberg antraten, riss der Himmel auf und versprach einen schönen Skinachmittag.^
^Einmal gings noch hoch mit der urigen Bahn.^
^Etwas oberhalb der Talstation befindet sich dieser Anfängerbereich, links gibt es einen Seillift.^
Nachmittag am Wurmberg in Braunlage
Nach einer knappen halben Stunde Fahrzeit kamen wir am überfüllten Parkplatz der Wurmbergseilbahn an. Bereits vom Auto aus war eine längere Warteschlange am Eintstieg zu erkennen und das trotz der modernen DM'schen 6-EUB von 2000

^Die Wartezeit betrug etwa 10 Minuten, allerdings stand die Bahn zwischenzeitlich auch still.^
^An Tal- und Bergstation hat man die neue Technik in die alten Gebäude integriert. Laut liftworld war die Vorgängeranlage eine 2-EUB von Von Roll in zwei Sektionen

^Auch hier wurden die Gondeln konsequent mit 4 Personen an der Talstation befüllt, die zwei restlichen Plätze dann an der Mittelstation.^
^Dort würden wir später auch noch eine knappe Viertelstunde warten...^
^Mit jedem Höhenmeter stieg die Vorfreude auf die Abfahrt, auch dank des recht guten Wetters.^
^Die paar dunklen Wolken zwischendurch wollten zwar, konnten aber keine schlechte Stimmung verbreiten.^
^Aufgrund der Warteschlangen an Tal- und Mittelstation wollten wir zunächst ein paar Fahrten an den Nordhangliften machen.^
^Blick auf den Brocken, der bereits jenseits der 'Grenze zwischen Gut und Böse' liegt

^Der ebenfalls gut gelaunte Frans bog allerdings falsch ab, sodass wir die Talstation des Doppelschleppers verpassten und stattdessen zurück Richtung Mittelstation fuhren. Den Kaffeehorstlift (genialer Name) ließen wir zunächst links liegen, wobei wir dort wahrscheinlich weniger lang angestanden hätten.^
^Komischerweise wird sowohl im Internet, bei liftworld, als auch vor Ort der zweite parallele Nordhanglift unterschlagen. Auf diesem Plan fehlt der Kaffeehorstlift gänzlich, der abgetragene Pendelschlepper Hexenritt hingegen ist noch angegeben...^
^Schlechtes Timing: bei unserer Ankunft an der Mittelstation stand die EUB für knappe 10 Minuten. Ein Liftler werkelte irgendwo oben in der Station herum und irgendwann ging es dann weiter.^
^In der Ecke steht noch eine der alten Gondeln, auf der Homepage finden sich ein paar Bilder dazu.^
^Im direkten Vergleich eine der neuen Gondeln von innen.^
^Diesmal machten wir es besser und landeten an der Talstation der Nordhanglifte. Den Einstieg direkt am Antrieb find ich ja sehr spannend, allerdings ist es garnicht so leicht einen Teller zu erwischen. Der Abstand zwischen diesen ist recht gering, beim rechten Lift steht man beim Einstieg nicht ebenerdig und rutscht ständig zurück, schließlich geht es dann noch mit einem starken Ruck los.^
^Kaum ist der Vorgänger weg, kommt auch schon der nächste Teller. Zu Stoßzeiten gibt das hier sicher 'interessante' Szenen, so denn die Geschwindigkeit nicht gedrosselt wird.^
^Einige Boarder hatten wohl ihre Schwierigkeiten mit der Auffahrt

^Hinten grüßt der Brocken, vorn hat man die beiden unterschiedlichen Tellergehänge im Vergleich.^
^Der dicke Fangzaun fängt die Teller des linken Lifts ab, da man vom Ausstieg des rechten Lifts direkt dahinter zur Piste quert.^
^Zur Bergstation der EUB, der interessanten Roten 1 und den Wirtschaften oben kommt man leider nicht ohne Aufstieg. Die direkte Piste vom SL Ausstieg zur EUB-Mittelstation ist eher langweilig, daher hätte man den Ausstieg der Nordhanglifte besser weiter hochziehen sollen.^
^Piste an den Nordhangliften, vom Gefälle her ganz gut, aber leider auch vereist.^
^Bevor wir uns dem verdienten Mittagessen widmeten, ging es nochmal per Teller nach oben.^
^Mein Lieblingsmotiv des Tages

^Oben an der Schanze hatte es wohl die Tage zuvor ordentlich gestürmt!^
^Nach dem Essen und der nächsten Premiere für mich (Schierke-Schnaps, sehr zu empfehlen!

^Die Rote 1 direkt an der EUB fährt sich meiner Meinung nach am besten.^
^Unterwegs gibt es dann die Möglichkeit zum Kaffeehorstlift zu queren. Nach dem Schiebestück erreicht man einen kurzen aber knackigen Hang, von dem aus man es dann krachen lassen kann.^
^Das müsste die Trasse des lsap Hexenrittlifts sein? Unten erkennt man die Umlenkung des Kaffeehorstlifts.^
^Blick nach oben zu einer kleinen Abfahrtsschneise, die wohl vom Hexenrittlift bedient wurde?^
^Hier der angesprochene nette Hang, unten links quert die uninteressante Piste von den Nordhangliften. Was stand mal in der auffälligen Schneise unten?^
^Der Hang in der Totalen.^
^Beim DM'schen Kaffeehorstlift hat man wohl vor kurzem den Antrieb erneuert, der Rest sollte laut liftworld von 1968 sein.^
^Ski Marke Eigenbau^
^Sind das etwa blaue Stützen?

^Für eine Handvoll Abfahrten hatten wir noch Zeit, dann war der Skitag bereits vorüber. Ich glaube nicht, dass ich mich an so Touren gewöhnen kann, bei denen man länger im Auto unterwegs ist als auf der Piste (bei den aktuellen Spritpreisen ist das ja ohnehin kaum drin...). Nichtsdestotrotz hat sich der Tag auf jeden Fall gelohnt! Neben interessanten Gesprächen und streng geheimen Insiderinfos eines in Deutschland lebenden Niederländers über deutsche Urlauber im Strandurlaub, gefielen mir beide Gebiete auf jeweils unterschiedliche Art gut: der Bocksberg aufgrund der alten Anlagen, der Wurmberg durch die verhältnismäßig interessanten Abfahrten.^
^Was hat es hiermit nochmal auf sich??^
^Am Wurmberg hat man wohl ein Faible für kleine Bullys

^Während die Bahn garagiert wurde, machte ich die letzten Bilder und der Kollege Frans ein paar Videoaufnahmen. Kurz darauf traten wir den Heimweg nach NRW an, stehts begleitet von grimmigen deutschen Gesichtern. Insgesamt war es ein gelungener Tagestrip, die Schneeverhältnisse waren wie zu erwarten mau bis ok, besonders am Wurmberg war fast jeder zweite Pistenmeter mit unangenehmem Kunstschneeeis bestückt. Bei besseren Pistenbedingungen werd ich mir beide Gebiete vllt. nochmal anschauen, am Wurmberg soll ja auch ein Neubau/Ersatz geplant sein?^