Da die letzten Beiträge zu Skiliften auf Sardinien im Alpinforum und auf Sommerschi.com auch schon wieder ein paar Jahre alt sind und aktuelle Bilder fehlen, möchte ich dies mit ein paar Fotos aus dem Juni 2017 ändern. Im Rahmen unseres Familienbadeurlaubs an der Südostküste haben wir trotz bereits hoher Temperaturen einige Wanderungen unternommen, darunter zur Punta la Marmora, dem mit 1834 m höchsten Berg Sardiniens. Auf der Anfahrt und auf der Wanderung zur Punta la Marmora passiert man die Mehrzahl der Sardischen Skihänge (Openstreetmap-Karte hier):
Skihang am Monte Spada mit zwei Seilliften
Skihang am Agriturismo Separadorgiu mit einem Seillift
Skihang am Bruncu Spina, einem Vorberg der Punta la Marmora, mit einem 900 m langen Schlepplift und einem Seillift
Skihang im Hochtal von S'Arena mit zwei Seilliften und einem Förderband
Wer die Punta la Marmora als Halbtagestour erwandern möchte, muss den Berg aus dem Inselinneren anfahren. Von der Straße zwischen den Orten Fonni und Desulo nimmt man entweder den Abzweig in Richtung Monte Spada/Bruncu Spina (meine Wahl) oder den nach S'Arena.
Das kleine Skizentrum am Monte Spada sieht man schon von der Anfahrt von der Strada Provinciale 7 nach der Durchfahrt durch das Dorf Fonni. Von der Anfahrtsstraße zum Bruncu Spina ist es zum Skizentrum Monte Spada nur ein kurzer Abstecher. Die beiden Seillifte sind dort im Sommer abgebaut, das Stationsgebäude verwaist. Eine Prinoth-Pistenraupe steht einsam auf der Wiese, wartet traurig auf Schnee und bekommt nur vom Weidevieh ein wenig Gesellschaft. Fotos siehe unten.
Am Agriturismo Separadorgiu auf halber Strecke zum Bruncu Spina konnte ich den angeblich vorhanden Seillift nicht ausmachen. Sicherlich ist auch er im Sommer demontiert, vielleicht sogar abtransportiert und eingelagert. Fotos gibt's darum keine.
Das Hochtal von S'Arena, das auf dem Rückweg meiner Wanderung einsehbar war, ist vom Wanderweg zu weit entfernt, um technische Details erspähen zu können. Gemäß Internet-Info gibt es zwei Seillifte und ein Förderband an der Berghütte von S'Arena. Wahrscheinlich werden auch sie im Sommer abgebaut. Ich habe unten zwei Fotos des Areals mit eingestellt. -
Die höchsten Berge Sardiniens, das Gennargentu-Gebirge, haben mit ihrer Gipfelhöhe von 1700-1800 eher den Charakter eines Mittelgebirges, das sich aus einer 1000 m hoch gelegenen Hochebene erhebt. Die Tour auf die Punta la Marmora ist trotz teils felsigen Geländes leicht. Folglich war weniger der Berg, sondern eher der Skilift Bruncu Spina das Highlight meines Ausflugs. Schon von weitem erkennt man den Skihang wegen seiner rücksichtslosen Pistenbaumaßnahmen. Unerklärlicherweise hat man Lift und Piste damals nicht entlang des Hangverlaufs eines der Bergrücken am Bruncu Spina angelegt, sondern schräg versetzt dazu. So störten zwangsläufig diverse Geländekanten, die Italien-typisch vor geschätzt 15 Jahren unsensibel glattgebulldozert wurden. Immerhin erobert sich die Vegetation die kahlen Schotterflächen allmählich wieder zurück.
Beim Skilift handelt es sich angeblich um eine Gebrauchtanlage aus den italienischen Alpen. Der ca. 900 m lange Tellerlift des Herstellers Zemella überwindet über 11 Stützen ca. 250 Höhenmeter. Die Fahrmittelbestückung besteht aus älteren Original-Tellergehängen von Zemella und neueren von Leitner. Da die Anfängerklientel mit dem recht steilen Hang ihre lieben Probleme haben dürfte, operiert auf einem Ziehwegstück neben der Lifttalstation ein zusätzlicher Seillift, von dem bei meinem Sommerbesuch aber nichts zu sehen war. Darüber hinaus verfügt der Schlepplifthang über eine ältere Beschneiungsanlage, sogar mit einem Kühlturm von TechnoAlpin. Woher die Beschneiungsanlage nach mehreren extremen Dürrejahren auf Sardinien ihr Wasser beziehen soll, bleibt allerdings offen.
Gemäß Internetberichten war der Skilift Bruncu Spina zuletzt im Winter 2014 in Betrieb. Die Winter in den Bergen Sardiniens sind häufig schneearm, allerdings gab es im Januar 2017 kurzfristig fast einen Meter Schnee, der für den Skibetrieb am Bruncu Spina jedoch nicht genutzt werden konnte: Nach dem letzten Einsatz des Skilifts im Winter 2014 waren die Betreiber offenbar indisponiert, die Schleppgehänge vom Seil zu nehmen und einzulagern. Das hat sich gerächt - eine Vielzahl von Tellern liegt (alten Berichten zufolge) schon seit zwei oder drei Jahren abgerissen auf der Trasse. Ich tippe hier weniger auf Vandalismus ... Spaßvandalen hätten die Tellergehänge und die Beschneiungsanschlüsse neben der Lifttrasse zerschlagen. Eher vermute ich, dass die Gehänge in den Wintermonaten wochenlang durch das Gewicht starken Eisbesatzes aus dem Gehäuse herausgezogen wurden und im Sturm hin- und herpendelten, bis das Gehängeseilchen durchgescheuert war. Insofern benötigt der Skilift Bruncu Spina die Erneuerung diverser Gehängeseilchen, um wieder in Betrieb gehen zu können. Laut Lift-Homepage http://www.bruncuspina.com (mit Pistenplan!) sollte die Liftanlage im Winter 2016/17 wegen Reparaturarbeiten geschlossen bleiben. Außer Arbeiten am Dach eines Technikraums im Stationsgebäude waren bei meinem Besuch aber keine Aktivitäten zu erkennen. Eine Einstellung des Skibetriebs lässt die Homepage nicht erwarten. Es gibt unter "Rifugio Bruncu Spina" sogar Google Street View-Fotos (!), die ich hier aber nicht sauber verlinkt bekomme.
Nun bin ich gespannt, ob, wann und wie der Skibetrieb auf Sardinien und insbesondere am Bruncu Spina weitergeht. Der technische Zustand der Zemella-Liftanlage macht für italienische Verhältnisse einen normalen Eindruck und sollte mit wenig Aufwand in den Griff zu bekommen sein, sofern Antrieb und Rollenbatterien o.k. sind. Im Jahr 2011 hatten übrigens lokale Spaßvögel den Umbau der Anlage zum Sessellift dokumentiert.

Nun die (zu vielen) Fotos, die fürs Einfrieren des Status Quo gedacht sind. Wer weiß, wann dort überhaupt wieder Ski gefahren wird ... :
1. Monte Spada - 2 Seillifte
Von der Strada Provinciale 7 lässt sich der Monte Spada mit seinem Skihang bereits einsehen.
Ob beide Seillifte im Winter am flachen unteren Hangteil arbeiten oder ob einer den steileren Hang weiter oben erschließt, habe ich nicht herausgefunden.
Kurz hinter dem Abzweig von der Strada Provinciale 7 teilt sich die Straße - von hier sind sowohl die Seillifte am Monte Spada als auch der Schlepplift am Bruncu Spina erreichbar.
Hinweistafel Skihang Monte Spada.
Gebäudeensemble Talstation Monte Spada ...
... mit alter Prinoth-Pistenraupe.
Skihang Monte Spada mit Raupe. Die Seillifte sind im Sommer demontiert.
Ob nur im unteren flachen Hangstück Skibetrieb ist oder auch im steileren oberen, weiß ich wie gesagt nicht.
Seitenansicht Prinoth-Raupe und Talstationsgebäude Monte Spada.
2. Bruncu Spina - 1 Schlepplift, 1 Seillift
So präsentiert sich dem Autofahrer der Höhenrücken Bruncu Spina, der die Punta la Marmora, die höchste Erhebung Sardiniens, von Norden her verdeckt.
Der Skihang Bruncu Spina wurde vor geschätzt 15 Jahren Italien-typisch unsensibel gebulldozert. Würden Lift und Abfahrten dem natürlichen Hangverlauf folgen, hätte man sich das großenteils sparen können.
Kompletter Skihang Bruncu Spina von den letzten Metern der Zufahrt gesehen.
Talstationshütte, von friedlichem Rindvieh belagert.
Hinter der Talstationshütte steht dieser Schneiwasser-Kühlturm von TechnoAlpin.
Talstationshütte ... das Dachstück über dem Technikraum vorn wurde neu gedeckt. Links der Kühlturm.
Talstationsumlenkung und Lifthäuschen.
Getriebekasten des Antriebs von Zemella. Da ein Auspuffrohr fehlt, wird der Lift wohl elektrisch angetrieben.
Klassisch italienischer 1960er Jahre Antriebsblock, ähnlich wie entsprechende Leitner-Modelle.
Talstations-Niederhalter. Rechts vor dem kleinen Waldstück ein Wasseranschluss für eine Schneekanone.
Niederhalter und Einstiegsbereich.
Unteres Trassenstück mit Blick nach Norden.
Unteres Trassenstück mit weiterem Wasseranschluss für die Beschneiung.
Trasse.
Unschöne Pistenbaumaßnahmen.
Komplette obere Trassenhälfte. Vorn links liegt ein abgerissenes Tellergehänge.
Komplette untere Trassenhälfte.
Der Lift verfügt über alte Original Zemella Tellergehänge ...
... und über neue Leitner-Gehänge. Wie gesagt ist bei vielen Gehängen der Teller samt Gehängeseilchen abgerissen.
Das sieht dann so aus. Keine Ahnung, warum die Betreiber die vielen auf dem Boden liegenden Teller nicht einmal einsammeln.
Oberes Trassenstück.
Ein Wasseranschluss für Schneekanonen neben der Lifttrasse. Leider dürfte es nach 3 sehr trockenen Jahren kaum noch genug für Beschneiung nutzbares Wasser am Bruncu Spina geben. Immerhin: Wo sich am Hang ein kleines Waldstückchen befindet, ist auch stets eine wasserführende Quelle.
Auch rechts neben der Lifttrasse kann man fahren.
Wieder mal abgerissene Teller am Boden ...
Das einzige vollständig lesbar erhaltene Herstellerschild der Liftanlage.
Rückblick von ziemlich weit oben.
Seitenansicht der Zemella-Stütze.
Rückblick von noch weiter oben. Am unteren linken Bildrand liegt mal wieder ein Teller im Gras ...
... und noch einer ...
... und noch einer.
Stütze 11 vor dem Ausstieg.
Rückblick nach Norden mit Stütze 11.
Hier liegt die Sicherheitsleine für beim Ausstieg nicht eingezogene Teller am Boden, die bei Bedarf den Lift abschaltet.
Bergseitige Umlenkung mit filigranem Gitterfachwerk und dem Häuschen für die Abspannung.
Abspannungshäuschen ... man beachte die stylische Sitzgelegenheit für den Bergstationsaufpasser für Schönwetter.
Bergseitige Umlenkung mit Gennargentu-Gebirgslandschaft.
An der Bergstation steht ein Lifthäuschen für Schlechtwetter. Bis auf den Tisch und etwas Müll ist nichts drin.
"... solo". "Nur für ..." tja, für wen bloß?? Stummer Zeuge zurückliegender Skikultur am Bruncu Spina.
Klassisch italienische Skiliftbergstation ...
... in der weiten, entwaldeten, sehr dünn besiedelten Mittelgebirgslandschaft des Gennargentu.
Stilleben mit Umlenkung und Berg.
Gipfel der Punta la Marmora ... hier nur der Vollständigkeit halber. Das Gipfelkreuz hat man ungeschickterweise genau mit dem Gratverlauf ausgerichtet, so dass es von den Wanderern während ihres Aufstiegs über den Grat vorwiegend von der Seite als Säule gesehen wird, bis man endlich davorsteht.
3. S'Arena - 2 Seillifte, 1 Förderband
Blick vom Rückweg von der Punta la Marmora ins obere Tal von S'Arena mit seiner großen Berghütte etwas oberhalb der Bildmitte. Das von der Bildmitte nach links plump aufgebulldozerte Hangstück ist für Seillift und Skipiste gedacht ... Pistenbau auf Sardisch. Mehr Wintersport-Infrastruktur konnte ich dort nicht ausmachen.
Zoom zur Berghütte von S'Arena mit Parkplatz. Laut Internetinfo ist die Hütte nur an Wochenenden geöffnet.