Fortsetzung der Great Lakes-Tour nach den Stops in Laveno und Aviatico, S.Pellegrino, Lecco sowie Como und Argegno.
Nach dem Pendelbahn- und Pizza-Stop in Argegno ging es über die Grenze nach Lugano - sozusagen die Stadt der Standseilbahnen in dieser Region. Fünf Anlagen sind dort in Betrieb: In der Innenstadt verbindet eine kurze SSB die Stadt mit dem Bahnhof und in jeweils zwei Sektionen werden die Ausflugsberge Monte San Salvatore sowie Monte Brè erschlossen. Darüber hinaus gibt es noch eine kurze, seit 1986 stillgelegte Anlage in der Stadt.
Die Schweizer Kollegen haben alle diese Anlagen dokumentiert:
https://www.bergbahnen.org/regionen/ch/ti/lugano
Ich entschied mich für die Fahrt auf den Monte Brè - mit Baujahr 1908, dem Hersteller Bell und ohne große sichtbare Modernisierungen für mich die interessanteste Wahl.
http://www.montebre.ch/deu
Bei der Tourplanung hatte ich noch überlegt, wo ich wohl am besten parken würde. Die Talstation der ersten Sektion Cassarate-Suvigliana liegt unweit des See-Ufers in den Ausläufern des Stadtgebiets. Parkplätze gibt es dort zwar reichlich - beim Betrachten der Luftbilder hatte ich aber kurz eine Vorahnung, dass diese Parkplätze nicht für jedermann zu benutzen seien. Leider habe ich diesen Gedanken nicht ernsthaft weiterverfolgt und mich dann tatsächlich dort auf Parkplatzsuche begeben. Die bessere Wahl wäre im Nachhinein ein Parkplatz an der Talstation der zweiten Sektion Suvigliana-Monte Brè gewesen.
In strömendem Regen erreichte ich die Talstation der ersten Sektion - Ausweiche und Bergstation sind oben zu erahnen. Jedoch fand ich keinen Parkplatz.
Überall wurde ich zugleich freundlich und bestimmt darauf hingewiesen, dass dort nur Anwohner ihre Fahrzeuge parkieren dürfen. Nach etwas Sucherei in den Einbahnstraßen Luganos war dann zwar ein öffentlich-kostenpflichtiger Parkplatz gefunden, mein Kleingeld reichte jedoch nicht. Also musste ich mir 20 Fränklis noch in einem Café klein machen lassen - alles wertvolle Zeit, die mich die anstehende Bergfahrt verpassen ließen.
Die beiden Sektionen schließen unmittelbar aneinander an, es gibt aber zwei Besonderheiten. Zum einen muss man an Sektion 1 kein Ticket ziehen, die Anlage fährt unbedient und automatisch. Zum anderen unterscheiden sich die Fahrpläne leicht: Sektion 1 fährt alle 15 Minuten, Sektion 2 alle 30 Minuten.
So geschah es, dass ich aufgrund der Parkplatzsuche die Fahrt mit Sektion 1 - ungelogen - um 10 Sekunden verpasste. Damit war aber auch mein direkter Anschluss auf Sektion 2 weg und es hieß oben und unten warten.
Wenn der Sisag sagt warten, muss man halt warten.
Wenig später konnte ich mich zumindest innerhalb der Station umsehen. Auf Sektion 1 sind die beiden Wagen herrlich abgerundet - erinnert mich vom Design her etwas an die schönen roten Giovanola-Gondeln Diablerets - Isenau.
Von innen sind die Wagen gemütlich rustikal, man sitzt auf Holz.
Die Strecke ist kurz und knackig: Auf einer Länge von 196 Meter werden 102 Höhenmeter überwunden.
Besonders gut hat mir die gemauerte Bergstation gefallen.
Nach dem zweiminütigen Fahrvergnügen hieß es wieder warten. Um zur Sektion 2 zu gelangen, muss man einmal kurz über die Straße - und in meinem Fall durch den strömenden Regen. Rechts der Station gibt es einen Parkplatz, der offenbar zur SSB gehört und an dem ich keinen Parkscheinautomaten gesehen habe.
Blick zurück zur ersten Sektion. Bei besserem Wetter würde man von hier aus auch den Luganersee sehen.
Die Wagen auf Sektion 2 haben ein gänzlich anderes Design und wirken beinahe altehrwürdig.
Die Strecke hat deutlich mehr zu bieten: Zwei Tunnels werden durchfahren, es gibt 3 (Bedarfs-)Zwischenhalte und die Strecke macht einen 90°-Knick. Die Länge beträgt 1.403 Meter, die Höhendifferenz 522 Meter.
Trotz Regen kommt hier etwas das mediterrane Flair der Gegend und Vegetation rüber. Netterweise durfte ich im Führerstand mitfahren.
Einer der Zwischenhalte
Dito, diesmal mit Ausweiche und Gegenwagen
Tunnel 2
Die finalen Meter vor der Bergstation sind über ein gemauertes Viadukt trassiert.
Bei dem Sauwetter war ich auf allen 4 Fahrten der einzige Fahrgast, oben an der Bergstation war auch tote Hose.
Geschlossene Touristen-Fallen, strömender Regen und praktisch null Fernsicht. Man muss sich schon für Seilbahnen interessieren, um bei diesem Wetter freiwillig hier hoch zu fahren.
Die Bergstation der zweiten Sektion. Fotos von der anschließenden Talfahrt spare ich aus.
Dann war es Zeit für die Talfahrt auf Sektion 1 - diesmal ohne viel Warterei.
Endlich ließ der Regen etwas nach.
Durch kleine Gäßchen gings noch kurz zum Ufer.
Tja und dann stand mir eine sehr anstregende Fahrt zur nächtlichen Unterkunft in Besozzo am Lago Maggiore bevor. Wenn man so im Urlaubsmodus ist, vergisst man selbst als erprobter Stau-Profi des Ruhrgebiets, dass es auch in Italien und der Schweiz so etwas wie Feierabendverkehr gibt. Die rund 60 Minuten Fahrzeit haben sich dadurch verdoppelt. Am längsten stand ich zwischen Muzzano und dem Grenzübergang Ponte Tresa. In der Nacht gabs dann ein Unwetter am Lago Maggiore, dass ich schon um das geplante Seilbahn-Highlight am kommenden Tag fürchtete.