Schon seit laengerer Zeit stand die Leitner Doppelsesselbahn „Wasserfall“ des Freizeitparks „Fort Fun“ bei Gevelinghausen im Sauerland (http://www.fort-fun.de) auf meiner Liste. Jetzt habe ich es endlich geschafft, diese Anlage zu besichtigen und auch photographisch zu dokumentieren.
Neben der Doppelsesselbahn gibt es noch einen Schlepplift, ebenfalls aus dem Hause Leitner. Die Referenzliste beinhaltet für diese Anlagen folgende Daten.
Doppelsesselbahn
Anlage: Wasserfall
Besteller: Baron von Wendt, Gevelinghausen
Ort: Sauerland
Laenge: 594 Meter
Antriebsleistung: 70 PS
Foerderleistung: 800 Personen pro Stunde
Typ: doppelsitzige Sessel
Baujahr: 1971
Doppelschlepplift
Anlage: Wasserfall
Besteller: Freiherr von Wendt
Ort: Gevelinghausen (D)
Laenge: 473 Meter
Antriebsleistung: 60 PS
Foerderleistung: 1000 Personen pro Stunde
Typ: B/C
Baujahr: 1967
Bei dem Baron bzw. Freiherrn von Wendt handelt es sich um eine lokale Groesse. Dem Vernehmen nach wurde dieser durch Amerika-Aufenthalte und die Bekanntschaft mit der Eigentuemerfamilie des Europa-Parks inspiriert und eroeffnete mit „Fort Fun“ den ersten grossen Freizeitpark im Sauerland. Vor einigen Jahren ging „Fort Fun“ in den Besitz einer franzoesischen Gesellschaft ueber. Seitdem ist der Park wieder auf Expansionskurs. Die Existenz der Doppelsesselbahn scheint bis auf weiteres gesichert, es stehen jedoch diverse Arbeiten (Korrosionsschutz) an.
Ueblicherweise laeuft der Sessellift im Sommer nur waehrend der Saison des Freizeitparks an besucherintensiven Tagen (ueber 2500 Personen) und an den Wochenenden. Leider war ich an einem Donnerstag vor Ort und konnte somit nur die abgestellte Anlage besichtigen. Winterbetrieb erfolgt wetterabhaengig. Wegen der unguenstigen Witterungsverhaeltnisse gab es in der Wintersaison 2007/2008 nur zehn Betriebstage fuer Skifahrer. Es ist keine Beschneiungsanlage vorhanden, man ist auf Naturschnee angewiesen. Alle Bilder habe ich am 19.06.2008 aufgenommen.
Das Talstationsgebaeude kann den Leitner-Einfluss nicht verleugnen …
Parallel zu der Doppelsesselbahn verlaeuft ein Schlittenaufzug fuer die Wiegand-Sommerrrodelbahn.
Charakteristisch fuer Leitner sind die Talstationsausfahrniederhalter in Portalbauweise.
Zwei 6er-Kombination am Waagebalken.
Blick auf die Trasse in Richtung Bergstation.
Wie bei so vielen Anlagen, sind auch hier die originalen breiten Niederhalterseilrollen durch schmale ersetzt worden.
Blick von Strecke auf die talseitige Antriebsstation.
Die Talstation ist als Antriebsspannstation realisiert. Blickrichtung talwaerts sind die Antriebskomponenten auf dem Spannschlitten wie folgt angeordnet: Auf der linken Seite befindet sich Hauptantriebselektromotor.
Zwischen Hauptantriebselektromotor und Getriebe befinden sich Schwungscheibe mit Betriebsbremse in der Ausfuehrung als Backenbremse.
Der Hauptantriebselektromtor ist eine Dreiphasen-Asynchronmaschine mit 80 PS bei 730 Umdrehungen pro Minute.
Mittig auf dem Antriebsspannschlitten ist das grosse und maechtige Hauptgetriebe angeordnet.
Es handelt sich um ein Getriebe vom Typ KSS/2 ausgelegt fuer eine Leistung von 130 PS.
Auf der rechten Seite des Hauptgetriebes befindet sich der Notantriebsdieselmotor. Hier ist es eine 3-Zylinder Maschine des italienischen Herstellers OM.
Der Notantriebsmotor ist wassergekuehlt.
Zwischen Notantriebsdieselmtor und Hauptgetriebe befinden sich Einscheibentrockenkupplung (direkt am Diesel angeflanscht und hier nicht mehr im Bild), Untersetzungsgetriebe (zumeist standard LKW-Getriebe mit 1., 2. und R-Gang – alle anderen blockiert) und von Hand zu betaetigende Klauenkupplung (hier unter dem Beruehrschutz).
An die Vorderkante des Antriebsspannschlittens wurde eine Arbeitsbuehne angebaut.
Die einzelnen Fuehrungsrollen kurz vor der Seilscheibe wuerde ich als Leitner untypisch bezeichnen.
Die beiden Stationsausfahrportalniederhalter von der Seite gesehen. Auch hier eine Leitner untypische Position des Waagebalkens.
Die erste Streckenstuetze in Zentralbauweise. Man beachte den „Flansch“ im oberen Drittel der Stuetze. Aus den Betriebsunterlagen ist zu entnehmen, dass es waehrend der Bauphase „Missverstaendnisse“ in der Auswertung des topographischen Profiles gegeben hatte. Dadurch ist diese Stuetze urspruenglich zu kurz gefertigt worden …
Des weiteren erkennt man auch hier eine Leitner untypische Anordnung des Waagebalkens oberhalb des Stuetzenjoches.
Da die Doppelsesselbahn nicht in Betrieb ist, nehme ich den Schlittenaufzug fuer den Weg nach oben.
Allerdings ist ein Aussteigen auf dem Gipfel unmoeglich. Deshalb verlasse ich den Freizeitpark und fahre mit meinem Mopped ueber Forstwege zur eingezaeunten Bergstation. Dort versuche ich so gut wie moeglich die Besonderheiten der Stuetzenkonstruktion zu dokumentieren. Auch bei dieser 4er-Traegerstuetze ist die Anordnung der Seilrollen oberhalb des Stuezenjoches fuer eine Leitner Anlage sehr befremdlich.
Dieselbe aussergewoehnliche Anordnung findet sich auch bei den 6er und 8er Rollenbatterien. Obwohl ich die Angebots- und Bauunterlagen einsehen durfte und mit gebuehrender Aufmerksamkeit studiert habe, konnte ich keinerlei Hinweis auf diese ungewoehnliche Ausfuehrung entdecken.
Auch die Bergstation entspricht nicht dem typischen Leitner Arrangement. Die uebliche Portalstuetze (i.d.R. als Hochhalter) sucht man vergeblich. Dafuer ist zwischen der letzten Streckenstuetze und der Umlenkscheibe eine 2er Zentraltraegerstuetze montiert.
Die Bergstation ist als feste Umlenkstation in Zentralbauweise verwirklicht.
Leicht geschwungen verlaeuft die Skipiste mehr oder weniger parallel zu der Doppelsesselbahn.
Ich verlasse den Gipfelbereich und folge nun wieder dem Forstweg talwaerts.
Im unteren Teil, kurz vor dem Erreichen der Landstrasse, quert der Forstweg die Schlepplifttrasse. Selbstverstaendlich schaue ich auch hier nach der Bergstation. Diese ist als Umlenkspannstation ausgefuehrt.
Und hier nun der Beweis, dass ich tatsaechlich vor Ort gewesen bin …
Im Tal erkennt man gut das Areal des Freizeitparks „Fort Fun“.
Kein „richtiges“ Gebirge, aber auch immer wieder schoen: Sauerland Panorama.
Die Trasse des Schlepplifts von der Talstation aus gesehen.
Nachtraeglich ist ein verstellbarer Dopplemayer (!) Niederhalter im Einstiegsbereich montiert worden.
Talseitig ist eine Leitner B/C standard Antriebsstation angeordnet.
An dieser Stelle moechte ich nochmals Herrn Sievering vom Freizeitpark „Fort Fun“ meinen Dank aussprechen. Herr Sievering ist technischer Leiter der Anlage und hat sich nicht "nur" Zeit fuer eine persoenliche Fuehrung genommen, sondern mich auch in die technischen Unterlagen blicken lassen. Ich wuensche Herrn Sievering und „Fort Fun“ fuer die Zukunft alles Gute!