Schon als Kind, als ich mit meinen Eltern regelmäßig Sommerurlaub im Vinschgau gemacht hat, wurde durch das Betrachten der Kompass Wanderkarte Ortler - Cevedale mein Interesse an der Südwest-Region der Ortlergruppe geweckt, die ja dem Vinschgau-Urlauber verborgen bleibt. Dieses jahr nahm ich mir dann vor, in dieser Gegend meinen Urlaub zu verbringen und dabei einige Bergtourendurchzuführen, damit ich diese Region endlich richtig kennen lernen kann. Meine Erwartungen wurden im vollen Umfang erfüllt, ja sogar übertroffen. Es war ein gelungener Bergurlaub und ich werde bestimmt irgendwann wieder einmal in dieser Gegend Urlaub machen.
Mein Quartier war in Uzza, das 3 km von Bormio entfernt auf dem Weg nach S. Caterina in Valfurva liegt.
Folgende Bergtouren habe ich durchgeführt:
26.8.2008: Exkursion zur Zunge des Fornogletschers (bis ca 2550 m)
27.8.2008: Suldenspitze (3376 m)
28.8.2008: Piz La Stretta (3104 m)
29.8.2008: Monte Sobretta (3296 m)
30.8.2008: Monte Confinale (3370 m)
31.8.2008: Exkursion ins Niemandsland (Passo di Fraele, Val Mora, Val del Gallo)
Alle Touren waren ohne Gletscherbegehung und somit für jeden erfahrenen Bergwanderer machbar.
Im folgenden werde ich dann nach und nach jede Tour mit ein paar kommentierten Bildern genauer vorstellen.
26.8.2008: Exkursion zur Zunge des Fornogletschers (bis ca 2550 m)
Wetter: vormittags sonnig, nachmittags bewölkt
Am ersten Tag wollte ich als Eingehtour den Fornogletscher (Ghiacciaio die Forni) aus der Nähe betrachten.
Ausgangspunkt war der Parkplatz am Ende der Straße ins Valle dei Forni. Für die Fahrt zum Ausgangspunkt brauchte ich etwa 25 Minuten (10 Minuten ab S. Caterina). Der Parkplatz befindet sich in 2100 Metern Höhe.
Der Fornogletscher ist der mit Abstand größte Gletscher in den Ortler-Alpen und einer der größten Gletscher der Ostalpen. Um den Gletscher herum sind in einem Halbkreis rund ein Dutzend Hochgipfel zwischen 3500 m und 3700 m Höhe angeordnet. Die ausgeprägtesten Gipfel sind Palon de la Mare, Monte Vioz, Punta Taviela, Punta Cadini, Punta San Matteo und Pizzo Tresero. Der Gletscher ist im wesentlich in drei Teile gegliedert: in einen östlichen, in einen mittleren und einen westlichen. Die drei Teile fließen zu einer Gletscherzunge zusammen, die in rund 2500 m Höhe endet. Bei dieser Tour hat man vor allem einen guten Blick auf den westlichen und den mittleren Teils des Gletschers, während der östliche Teil größtenteils verborgen bleibt.
Die Tour führt vom Parkplatz über die Brancahütte und dem Rand der Möräne von 1850 an den Gletscher heran. Eigentlich wollte ich eine Rundtour gehen, so wie sie in meiner Karte (Kompass Ortler - Cevedale) eingezeichnet ist. Doch den Weg an der Gletscherzunge vorbei konnte ich nicht finden (fraglich, ob er überhaupt so existiert, wie er eingezeichnet ist). Ein unüberquerbarer Bach versperrte den Weiterweg. So ging ich dann über das Gletscherfeld Richtung Branchütte zurück:
Hier die Bilder:
Punta San Matteo (3678 m) auf dem Weg zur Brancahütte
Der mittlere Teil des Fornogletschers mit der Punta Cadini (3524 m)
Cevedale (3769m) zwischen den Dächern der Brancahütte
mittlerer und westlicher Teil des Fornogletschers mit dem Punta San Matto
Gletscherbruch im mittlerern Teil des Fornogletschers
schuttbedeckte Zunge des Gletschers mit einem Gletschertor
kleiner Gletschersee
Blick auf dem Zusammenfluss von mittleren und östlichen Gletscherteil, im Hintergrund wieder der Punta San Matteo
Blick von der Gletscherzunge zurück zur Brancahütte (links unten) und dem Cevedale mit seiner Südwestflanke. Sicher die unspektakulärste Seite des Cevedale.
Brancahütte
Blick auf den gewaltigen Gletscherbruch im Ostteil des Fornogletschers und die Punta Taviela (3612 m).
Eindrucksvoller Hängegletscher an der Westflanke des Palon de la Mare,
Gipfel wie die Suldenspitze oder Cevedale kenne ich bisher nur von der Suldener Seite oder dem Martelltal aus. Krass wie unterschiedlich sich diese Gipfel von den verschiedenen Seiten präsentieren.
schifahrer hat geschrieben:Tolle Gletscherlandschaften !!
Gipfel wie die Suldenspitze oder Cevedale kenne ich bisher nur von der Suldener Seite oder dem Martelltal aus. Krass wie unterschiedlich sich diese Gipfel von den verschiedenen Seiten präsentieren.
Richtig !
Und das ist ein Aspekt, der die Touren für mich so interessant machte.
Die Suldenspitze wird über die Casatihütte bestiegen. Während man von Südtirol, egal ob von Sulden oder vom Martelltal, beim Weg zur Casatihütte Gletscher überqueren muss und somit nur Hochtourengeher mit entsprechender Ausrüstung dort hin können, ist sie vom Parkplatz in Valle dei Forni (selber Startort wie am Vortag) gletscherfrei durch das Valle di Cedec zu erreichen. Die Suldenspitze befindet sich nördlich der Casatihütte und kann von dort über den Gletscherfreien breiten Südgrat bestiegen werden.
Königsspitze (3851 m) von Süden nach 20 bis 30 Minuten Gehzeit, der Weg führt durch das Valle di Cedec zur im Bild erkennbaren Pizzinihütte und dann weiter nach rechts zur Casatihütte
Schwenkt man die Kamera leicht nach rechts, hat man die Suldenspitze (rechts von der Bildmitte) und die Casatihütte im Blickfeld.
Dreht man sich um, blickt an auf den Fornokessel
Blick auf den Westteil des Fornogletschers mit Pizzo Tresero (3594 m) und Punta San Matteo (3678 m) von der Pizzinihütte aus.
Der Punta San Matteo zeigt sich hier von seiner Schokoladenseite. Seine Eisflanke ist noch verhältnismäßig gut erhlaten.
Die Pizzinihütte
Inzwischen bin ich am Langenferner Joch in der Nähe der Casatihütte angekommen. Im Bild erkennt man die teils im Eis versunkenen Stützen des einstigen Gletscherschleppliftes von der Casatihütte. Dort wurde in den 70er Jahren Sommerski betrieben. Erreicht wurde der Lift mit dem Jeep durch das Valle di Cedec. Die letzten 400 Höhenmeter zur Casatihütte mussten dann zu Fuß bewältigt werden.
Zwei Seilschaften kurz unterhalb des Gipfels des Cevedale (3769 m)
Als ich auf der Suldenspitze war, war die Gipfel von Königsspitze (3851 m) und Ortler (3905m) in Wolken verhüllt. Erkennbar war, dass der steile Gletscher auf der Ostseite der Königsspitze, über den der Normalweg verläuft, im unteren Teil blank war. Somit dürften schwierige Bedingungen für Hochtourenbergsteiger auf der Königsspitze momentan herrschen.
Blick hinab nach Sulden, erkennbar ist die Pendelbahn zum Skigebiet Madritsch mit ihrer Bergstation und die Schaubachhütte links davon. Das Skigebiet Madritsch erstreckt sich von der Bergstation nach rechts.
Blick auf den Suldenferner. Im Jahr 2002 habe ich im Rahmen einer vom DAV Summit-Club veranstalteten einwöchigen Skitourenwoche zu Ostern die Suldenspitze mit Skiern vom Martelltal aus bestiegen. Nur im letzten Stück ab der Casatihütte verlief der Weg so wie bei der hier beschriebenen Tour. Damals sind wir über den im Bild erkennbaren Gletscher bis zur Mittelstation der Suldener Gondel abgefahren. Von dort sind wir mit Liften hoch zum Madritschjoch und dann wieder ins Martelltal abgefahren.
vorne rechts die Eissespitze mit einem kleinen Firnfeld, dahinter in der Mitte Vordere und Hintere Schöntaufspitze mit dem Skigebiet Madritsch, noch weiter dahinter die Laaser Berger mit Vertainspitze (3545 m) links und der Hohe Angelus (3521 m) rechts. Der Hohe Angelus ist der höchste Berg, den ich bisher bestiegen habe und ist einer der höchsten Berg überhaupt in den Ostalpen, wenn nicht sogar in den Alpen insgesamt, der gletscherfrei bestiegen werden kann.
Im Bereich der Madritschhütte wird gerade ein Speicherteich gebaut.
Cevedale (3759 m) rechts und Zufallsspitze (3757 m) von der Suldenspitze aus. Rechts unten ist die Casatihütte zu erkennen
Blick über den Langenferner in Richtung Martelltal zu den Veneziaspitzen (3386 m)
Blick auf einen Großteil des Aufstiegweges von oben
Der leider verhüllte Ortler mit seinem Hintergrat, über den ein beliebter Anstieg auf den Ortler erfolgt.
Seitenmoräne des Suldenferners
Blick auf den Weg von der Casatihütte zur Suldenspitze
Casatihütte
Während des Abstiegs von der Casatihütte zur Pizzinihütte wird dann doch noch einmal der Gipfel der Königsspitze frei
Selbstverständich gibt es auch ein Zoombild
Cevedale und Monte Pasquale (3553 m) mit dem Vedretta di Cedec
schöner Hängegletscher
Ein Jeep-Fahrer bot an der Talstation der Materialseilbahn für die Casatihütte an, mich mit hinunterzunehmen. Natürlich nahm ich das Angebot dankend an.
Cevedale und Zufallsspitze von der Pizzinihütte aus gesehen
Eine viertel Stunde vom Parkplatz entfernt bat ich den Fahrer des Jeeps, mich aussteigen zu lassen, um noch mal in Richtung des Fornogletschers zu fotografieren. Hier im Bild ist die Punta Taviela (3612 m) und der östliche Teil des Fornogletschers mit seinem gewaltigen Gletscherbruch zu erkennen
Fornokessel
Gut erkennbar ist die Moräne von 1850 des Fornogletschers. Eingezeichnet ist der Weg der Tour vom Vortag.
Hier kann ich noch ein Foto von den beschriebenen Gipfeln, aufgenommen letzten Sommer auf der Hinteren Schöntaufspitze (3327 m), beitragen. Links im Bild sind Cevedale und die Zufallspitze zu sehen.
Auch hier von mir nochmals ein ganz großes Lob für Deine aufschlußreichen Bilder!! Der Sommerbericht über dieses italienische Gebiet hat uns noch gefehlt, und Du ergänzt das ganze fabelhaft;) Merci Martin!!
Am dritten Tag ging es nach Livigno. Zum einen, um die Gelegenheit zu nutzen, billig zu tanken (1,00 Euro pro Liter), zum anderen, um von Livigno einen weiteren Wanderdreitausender zu besteigen. Ausgesucht habe ich mir den Piz La Stretta ziwschen dem Tal von Livigno und dem Oberengadin, über den die Grenze zwischen Italien und der Schweiz verläuft. Ausgangspunkt für die Besteigung des Piz La Stretta war ein Parkplatz auf 1900 m Höhe südlich von Livigno auf dem Weg zur Forcola di Livigno.
Das Valle del Monte:
links ist gerade so der Piz la Stretta zu erkennen, rechts ist der Monte Garone (3030m). Der Weg geht nicht allzu weit das Tal hinter, sondern schon recht bald links eine Rampe hinauf, wo sich nach 400 Höhenmeter eine Hochfläche mit dem Lago del Monte befindet.
Hier der Piz La Stretta:
Der Weg geht links hoch zu einer Einsattelung und auf der Rückseite weiter auf den Gipfel. Aufnahemstandort ist kurz vor dem Lago del Monte der sich hinter dem kleinen Rücken befindet.
Lago del Monte (2606 m)
Eine gute halbe Stunde vor dem Gipfel:
Das Bild zeigt wie auch das nächste Bild, wie unproblematisch der Weg auf den Gipfel ist. Allerdings ist der Weg nur sporadisch durch kleine Steinmänner markiert und sonst wenig auffällig. Da zwischendurch das Gelände sehr unübersichtlich ist, sollte man die Tour auf keinen Fall bei schlechteren Wetter mit Gefahr von Nebel durchführen.
letzter Gipfelanstieg
Blick vom Gipfel auf den Lago del Monte
Blick auf die Forcola de Livigno
Die Berninagruppe mit Piz Palü (3900 m) links, Bellavista (3922 m) in der Mitte und Piz Bernina (4049 m) rechts.
Piz Palü
Bellavista
Piz Bernina und Piz Morteratsch (3751 m)
Zoom auf die Diavolezza-Gondel (rechts im Bild)
weitere Hochgipfel der Berninagruppe
(Wer den Berg in der Mitte und den Berg links dahinter identifizieren kann, soll es bitte sagen)
Blick auf die Ortlerguppe mit Ortler (3905 m), Königsspitze (3851 m) und Cevedale (3769 m)
Ortlergruppe mit Cevedale und den Bergen rings um den teilweise verdeckten Fornogletscher
Ortler und Ebenferner: Wenn man genau hinschaut, erkennt man die Trasse des Schlepplifts Payer vom Sommerskigebiet Stilfser Joch. Man erkennt ziemlich gut, dass der Gletscher im Bereich dieses Liftes noch schneebedeckt ist und somit recht gute Bedingungen für Sommerski herrschten.
Königsspitze
Cevedale
Palon de la Mare (3703 m) , Mont Vioz (3645 m), Punta Taviela (3612 m) und der Ostteil des Fornogletschers
Punta San Matteo (3678 m) links und Cima Piazzi (3439 m) rechts im Vordergrund. Die Cima Piazzi ist der höchste Berg der Livigno-Alpen. Dazwischen ist auch der Monte Sobretta (3296 m) erkennbar, welcher am nächsten Tag mein Ziel war.
Piz Paradisino (3302 m) aus der Livigno-Gruppe, die sich zwischen dem Livigno-Tal und dem Veltlintal erstreckt.
Zoom auf die Weißkugel (3739 m) in den Ötztaler Alpen. Im Vordergrund Berge zwischen Ofenpass und Umbrailpass
Blick Richtung Engadin mit dem Piz Kesch (3418 m) in der Bildmitte
Blume (Welche ?) am Wegrand in 2700 m Höhe
Eindrucksvoll wirkt der Piz Paradisino vom unteren Teil des Val del Monte