Da ich im Ruhrgebiet lebe, in Bochum studiert habe und nach wie vor dort hin und wieder meine Freizeit verbringe, ein paar Worte vorab:
Der Ruhr-Park ist ein 1964 eröffnetes Einkaufszentrum, damals als das zweite seiner Art in Deutschland auf der grünen Wiese vor den Toren der Stadt errichtet. Bis heute wurde es stetig erweitert und ausgebaut, es ist eines der größten in Deutschland. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrpark ) Es liegt für den PKW-Verkehr günstig zu erreichen zwischen A40 und A43, vom öffentlichen Personennahverkehr ist es aber nur mäßig an die Bochumer Innernstadt angebunden, es besteht eine Verbindung alle 20 Minuten mit einer durch viele Wohngebiete verlaufenden Buslinie, die für die Luftlinie gut 5km stolze 20min Fahrzeit benötigt.
Seit Jahrzehnten werden unterschiedliche Möglichkeiten einer verbesserten ÖPNV-Anbindung von Ruhr-Park und Innenstadt erörtert, zuletzt auch einen Anschluss an das bochumer U- und Straßenbahn-Netz.
Im Lokalkompass, einer von freiwilliger Mitarbeit lebenden Onlinezeitung für NRW, erschien heute nun ein Artikel über den möglichen Bau einer Seilbahn, konkreter einer EUB für die Verbindung vom Hauptbahnhof zum Ruhrpark.
http://www.lokalkompass.de/bochum/polit ... 88340.html
Was beim ersten Überfliegen auf manchen schon wie eine offizielle Verlautbarung wirken mag, entpuppt sich als Formulierung einer Idee der Bochumer Interessensvertretung "Bochum und Wattenscheid ändern mit Herz", einer nach eigenen Angaben parteiunabhängigen Interessensvertretung "für einen Neuanfang in der Bochumer Politik"... Über die Größe dieser Interessensgemeinschaft kann ich nichts sagen, mir war sie bis dato unbekannt. Sie sprechen sich laut ihrer Homepage gegen diverse städtepolitischen Entscheidungen und Bauvorhaben aus, aktuell versuchen sie ein Abwahlverfahren gegen die Oberbürgermeisterin zu initiieren. Ortskundige mögen sich eine eigene Meinung über die Gruppe und ihre Ansichten bilden. Jedenfalls findet man den selben Text auch im Blog auf ihrer Homepage: http://baeh-buerger.de/2014/01/11/bochu ... verbinden/
(Karte: Openstreetmap)
Im Artikel vorgeschlagener Trassenverlauf - ohne Umlenkstation ginge es nicht, wenn Wohngebiet gemieden werden soll. Im Artikel werden einige Kalkulationen aufgeführt, die ich hier kurz zusammenfasse:
- Kosten 20-30mio Euro für die ca. 5km lange Strecke
- Fünf Personen für den Betrieb nötig (zwei pro Station + ein Betriebsleiter)
- Betriebs- und Wartungskosten für die Seilbahn 1,5 - 2 Millionen Euro
- Transportkapazität PRO RICHTUNG 5000 Personen/h (???)
- Fahrzeit zwischen 10 und 15min
- Finanzierung bei städtischem Betrieb zu 75% aus Fördermitteln
- Finanzierung der restlichen 5-7,5mio € durch private Investoren
- Zur Deckung der Betriebskosten und Abtragung der Investitionen müssen pro Jahr 1,8-2,4mio € erwirtschaftet werden
- Angenommener Fahrpreis 1€ pro Richtung, 12h Betrieb pro Tag an 350 Tagen im Jahr -> 285 Fahrgäste pro Stunde pro Richtung nötig für Kostendeckung
- Vergleich: Der Bau von einem Kilometer U-Bahn kostet bis zu 500mio Euro (allerdings war wenn glaube ich eine Straßenbahntrasse im Gespräch)
Urbane Seilbahnsysteme sind bekanntlich langsam im Kommen und womöglich gibt es gerade in einer dicht besiedelten Region wie dem Ruhrgebiet wirtschaftliche Anwendungsmöglichkeiten und natürlich braucht es visionäre Vorschläge für entsprechende Projekte. Auf Grund der Gruppierung hinter dem Artikel rechne ich aber weder mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2016 wie dort vorgeschlagen, noch in 10 Jahren. Überraschen lasse ich mich aber gerne.
Ein schönes Wochenende miteinander!
Bastian