wir waren nun endlich mal in Zermatt zum Skifahren. Vor 25 Jahren war ich schon zum Wandern da, aber nachdem man überall liest, es sei das non-plus-ultra in den Alpen, wollte ich unbedingt mal zum Skifahren hin... und war dann leider doch ziemlich enttäuscht. Aber zunächst mein Eindruck mit ein paar Fotos und einer Begründung am Ende.
Die Anreise verlief reibungslos, Dank der Tips hier aus dem Forum bei Taxi-Freddy eingecheckt für 6 CHF am Tag und der hat auch gleich den Taxi-Shuttle in den Ort organisiert. Wir hatten eine Unterkunft 300m entfernt vom Matterhorn-Express, günstig und gut. Da habe ich für schlechtere Appartements in 3 Vallées schon wesentlich mehr ausgegeben. Anders als in Vorwarnungen angekündigt waren die Preise in Supermärkten durchaus normal, kein großer Unterschied zu Deutschland. Also das war alles rund, außer eben, dass man für die letzten Meter inkl. Parken einfach noch mal 180 CHF extra ins Budget einplanen muss. Auch fand ich 6 CHF für eine Cola am Kiosk der Mittelstationen maßlos, das Essen auf den Hütten für mich in keinem Verhältnis (28 CHF für Rösti mit Spiegelei wtf??). Aber so ist das halt.
Von der Unterkunft hatten wir sogar freien Blick auf das Matterhorn. Am ersten Tag hatten wir grandioses Wetter und nachdem wir alle schon aus Gastein kommend bereits akklimatisiert waren, sind wir gleich als erstes bis ganz nach oben auf Glacier Paradise gefahren und haben den traumhaften Blick auf Mont Blanc und die 4.000er rundherum genossen
Als erste Abfahrt sind wir runter bis Furi gefahren, zum Warmwerden. Danach noch einmal hoch und dann wollte ich doch gleich mal von ganz oben nach ganz unten non-stop durchziehen, 2.200 Höhenmeter am Stück ohne Zwischenhalt. Das Wetter war top, Pisten ziemlich leer, so dass man tatsächlich gut und zügig bis ins Tal durchfahren konnte. Hat dennoch ziemlich genau 20 Minuten gedauert, wow!
An dem ersten Tag, Sonntag sind wir dann auch auf Verdacht gleich nach Italien rüber gefahren, was eine weise Entscheidung war, wie sich später herausstellen sollte. Die italienische Seite wurde mir hier im Forum ja als die weitläufigere und interesantere beschrieben und ja, das sind schon schöne Pisten da. Die Piste 1 nach Valtournenche ist jeden Penny wert. Am nächsten Tag war Italien wegen Corona gesperrt, was ich so ein bisschen erwartet hatte und froh war, dass wir zumindest einen Teil der Skischaukel kennen gelernt hatten.
Am zweiten Tag am Rothorn hatten wir viel Spaß, lange Abfahrten und am ersten Tag störte mich noch nicht so sehr, dass es eigentlich ziemlich viel auf Ziehwegen daher geht. Wir sind vormittags die Skiroute 30 gefahren und das ist einer jener Hänge, die zwar sehr viel Spaß machen, aber man fragt sich dann später, warum man hier nicht einfach mal eine direkte Piste runter gemacht hat? Routen sind ja schön und gut aber die Piste war weder Tiefschnee noch Buckelpiste, einfach nur abgewetzt. Außer uns fuhr auch niemand auf der Route, aber gut. Die Piste hinten in die Kumme rein ist beim ersten Mal natürlich traumhaft, allerdings wundert es, dass der zerstörte Lift nicht längst erneuert wurde. Am Nachmittag hat die Truppe dann um ca. 15:30 Uhr ausgesetzt und ich bin allein noch mal die Route 58 und 59 am Schwarzsee gefahren. Recht anspruchsvoll, vor allem, weil die 58 unten ziemlich eng und auch ziemlich steil wird. Nette Herausforderung.
Am nächsten Tag dann leider Regen bis auf 2.500 Meter am Blauherd, echter Materialtest, aber man macht eben das Beste draus. Ich werde mich niemals über das Wetter beschweren, das wäre unhanseatisch

Die restlichen Tage waren wir dann leider trotz guten Wetters wegen Corona auf die Schweizer Seite beschränkt. Und wegen Lawinengefahr sind wir dann die Tage auch nicht mehr in die Routen gegangen (LWS 3 mit Warnung vor Nass- und Triebschneelawinen). Das war alles in Ordnung, aber immer wenn die Familie dann nachmittags früher Schluss machte, wusste ich tatsächlich nie so genau, wie ich den Rest des Tages verbringen soll. Wenn man vom trockenen Steg noch mal rüber will zur Piste 8 dann liegen da so viele Ziehwege dazwischen, dass man sich doch fragt, ob das lohnt und dann lieber am Schwarzsee fährt. Der Hirli-Lift ist allerdings eine schöne Beschäftigung für einen Nachmittag. Die roten Pisten enden ja alle in dem langen Ziehweg nach Furi, die 52 ist eigentlich nur ein einziger Ziehweg.
Es hat mich etwas gewundert, dass die Talabfahrt (sowohl die 62 als auch die 1 und die 2 nach Zermatt) trotz zahlreicher Schneelanzen reichlich Steine auf der Piste hatten. Da hätte man m.E. ruhig einfach mal die Schneelanzen anstellen können, hat man wohl nicht nötig, so habe ich reichlich Macken im Belag, wie schon seit Jahren nicht mehr. Insgesamt fand ich den Zustand der Pisten nicht optimal (für den Preis der Tageskarte), das kenne ich aus Österreich anders.
Pro:
- der schönste Skiort der Alpen
- Pisten mit sensationellem Blick auf das Matterhorn
- Pulverschneesicherheit
- lange Abfahrten
- lange Öffnungszeiten der Bahnen
Contra
- teuer, teuer, teuer
- wenig durchgehende Abfahrten
- wenig durchgehende Bergfahrten
- flache Pisten im oberen Bereichen
- kaum lange durchweg interessante Abfahrten
- viele Routen, die nur bei Neuschnee taugen
- keine richtige Talabfahrt in den Ort
- Pisten im schlechten Zustand (Steine auf der Talabfahrt)
- Liftstationen der nächsten Stufe starten oft einige Meter oberhalb
Fazit:
Ich hatte vielleicht zu hohe Erwartungen, die Lobeshymnen auf den Skiort stammen wohl auch eher von Genussskifahrern. Ich war von dem Pistenangebot leider insgesamt etwas enttäuscht. Das Skigebiet geht ja eigentlich nur bis auf 2.800 m. Die 1.000 Höhenmeter vom Glacier Paradise bis zum trockenen Steg sind ja nur flache Piste mit einem kurzen schönen Hang am Schlepper. Gleiches gilt am Gornergrat, wo mir eigentlich auch nur die Talabfahrt vom Riffelberg nach Furi gut gefällt. Am Rothorn hätten mich noch die Route 17 und 18 gereizt, aber die waren so sonnenausgesetzt, dass wir das bei LWS3 bleiben ließen. Seltsam fand ich, dass selbst an einem Tag, wo ich von morgens um 09:00 Uhr bis 17:15 Uhr skigefahren bin, nicht auf mehr als 12.500 Höhenmeter gekommen bin, bei 93 Pistenkilometern (!, zum Vergleich, Zillertalarena bin ich 12.500 km bei 85 Pistenkilometern gefahren, Saalbach bei 13.000 hm bei 64 Pistenkilometern und Gastein bei 12.200 bei54 Pistenkilometern). Das spricht dann doch Bände. Ich hatte bei Zermatt nach den ganzen Erzählungen und Berichten hier so etwas erwartet wie Val d'Isere und da kann in meinen Augen Zermatt einfach nicht mithalten. Eigentlich geht es doch immer, wenn man gerade mal einen schönen Hang hat, rechts ab in einen Ziehweg. Man fragt sich, warum so manche Piste rot ist, wo sie doch nur am Ende oder irgendwo zwischendrin einen Steilhang hat und man sonst so in die Landschaft schaut und sich über das gute Wachs auf dem Belag freut.
Sorry an die vielen Zermattfans hier im Forum, aber ich werde da nicht wieder hin fahren, auch wenn ich froh bin, dass ich es jetzt mal gesehen habe. Es ist und bleibt legendär, war die Reise wert, aber in meinen Augen fehlen mir da die Varianten ins Tal. So bleibt aber mehr Platz für Euch. Seid etwas milde in Euren Kommentaren, ich freue mich aber schon auf die Beiträge, vielleicht habe ich es nicht verstanden. Lieblingspisten waren Piste 8, 39-42, 54, 63 und ganz klar die 69 und die 1 in Cervino.
Und vielleicht kann mir jemand hier im Forum erklären, warum bei den Liften beim Ausstieg noch mal ein Drehkreuz mit Kartenkontrolle ist? Macht für mich kein Sinn, außer dass es sich da manchmal noch einmal beim Ausstieg staut.