Am 15.03.2020 endete meine Skisaison abrupt gegen 16:15 Uhr. Wegen der Corona-Krise schlossen alle Skigebiete und Grenzen in der näheren Umgebung. Die Skisaison war unter Protest bereits als eine der schlechtesten seit meiner Skitagezählung abgeschrieben. Es sollte aber dann nun doch anders kommen, als befürchtet.
Zunächst ging ich davon aus, dass ich erst nach dem 15.06.2020 in Tux noch einmal ein paar Schwünge ziehen könnte, erfreulicherweise sollte die TSC dann ja sogar noch gelten. Da ich meine TSC ohenhin schon reingefahren hatte, war ich ohnehin nicht so sehr auf eine finanzielle Entschädigung aus, sondern freue mich nun umso mehr, die TSC aus Kulanz diesen Sommer noch zum Skifahren und Wandern nutzen zu können.
Die bisherigen Berichte vom Kaunertaler Gletscher heizten bei mir die Sehnsucht zum Skifahren noch mehr an. Unverhofft öffnete Österreich seine Grenzen ja am Donnerstag, sodass einem Skitrip nichts mehr im Wege stehen sollte, wenn halt eben das Wetter grundsätzlich etwas besser wäre. Der beste Tag schien aber der Samstag zu werden, weswegen der Entschluss für eine „Tagesfahrt Plus“ schnell gefällt war.
Am Freitagnachmittag, nach der Arbeit und der Reparatur einiger Schäden an meinem Auto, sollte es kurz vor 17:00 Uhr los gehen. Ich freute mich wie ein Schneekönig – im wahrsten Sinne des Wortes

Corona sei Dank herrscht nach wie vor kaum Verkehr. Ich glaube, so schnell bin ich bislang noch nie über den Fernpass gekommen; quasi keine Verkehrshindernisse in Form von LKW, Holländern, Norddeutschen oder Städtern, einfach herrlich


So kam ich abends dann doch früher als geplant bei meiner Unterkunft in Faggen an, wo ich wieder der erste Gast seit 14.03.2020 war. Generell wirken die Touristenorte aktuell mehr als ausgestorben – und das in den Pfingstferien.
Heute ging es nun gleich in der Früh an den Gletscher hoch. Kurz vor 06:30 Uhr kam ich an und schon um ca. 06:35 Uhr wurde der Nörderjoch-SL angeworfen, wo ich dann meine ersten Runden seit langem drehte.
Leider war das Wetter heute etwas schlechter als erwartet. Wolken wechselten mit Sonne, wobei aber die Wolken eindeutig überwogen. Die Sicht war aber immer sehr gut. Dazu wehte ein stürmischer Wind, der vor allem am Austieg der Falginjochbahn und teilweise auch in den anderen beiden geöffneten Schleppliften spürbar war. Über Nacht war es bereits sehr mild, sodass die Pisten über Nacht nicht durchfrieren konnten. Die Pisten waren daher auch, für das Kaunertal sehr untypisch, schlecht präpariert und es gab große Absätze und Spuren. Im Tagesverlauf und der fortschreitenden Durchwässerung wurde das Problem aber eh irrelevant.
Die Pisten waren, wie bereits beschrieben, sehr weich. Am Morgen es am Nörderjoch und auf der Black Ibex am Besten, was auch den Tag über so blieb. Lästig war die Verbindung zum und vom Nörderjochlift. Die Verbindung vom Parkplatz zur Talstation des SL war schon recht steinig, bzw. dreckig. Die Rückverbindung war aufgrund des nassen Schnees im Tagesverlauf nicht mehr wirklich zu fahren; man musste sich – übertrieben gesprochen – von der Bergstation Nörderjoch zum Parkplatz schieben.
Los war überraschend viel. Am Gletscher waren alle Parkplätze belegt, auch die unten in der obersten Kehre. Trotz der Grenzöffnung waren relativ wenige Ausländer da. Scheinbar hat sich die Öffnung der Grenzen noch nicht wirklich herumgesprochen.
An den Schleppliften gab es teilweise Wartezeiten von bis zu 5min, wobei die Wartezeiten am Fernerlift aufgrund der geringen Förderkapazität tendenziell höher waren.
Auch an der Falginjochbahn kam es zu Überlastungen, sodass man nicht immer in die nächste Gondel kam. Ich hoffe inständig, dass die Bergbahnen die 2. Spur so schnell wie möglich bauen. Wenn die Kapazität an einem 06.06. nicht reicht, dann wird das im Herbst eine Vollkatastrophe.
Das Funifor wurde auch voll besetzt oder zumindest wurde die Kapazität nicht merklich eingeschränkt.
Wenn man immer in die nächste Gondel kommt, ist die neue Bahn schon gut. Man kann dann so fast ohne Wartezeiten super Wiederholungen fahren. Wenn die Kapazität aber nicht reicht (wie es oft zwischen 09:00 Uhr und 11:00 Uhr der Fall war), dann wird es richtig ätzend, da dann die Wartezeit immer mindestens 10 Minuten beträgt. Das Fahrtintervall war heute auch eher bei 11-12min, als bei den geplanten 10min.
Ich konnte daher nicht, so wie z.B. ski-chrigel, die Bahn schön ausfahren, sondern „musste“ häufig Fahrten am Nörderjoch oder Fernerlift Zwischenstopps einlegen.
Auch habe ich Sorgen, dass zukünftig für Anfänger die Möglichkeit fehlt, den flachen unteren Teil für Wiederholungen zu nutzen. Hoffentlich bauen sie hier bald einen Ersatzschlepper auf. Die Pistenanlage im oberen Teil fand ich zumindest früher – mit Ausnahme der Black Ibex – besser.
Für den Alpinforum-Skifahrer ist die neue Bahn – zumindest bei geringer Auslastung – sicherlich eine gute Investition, für den Otto-Normalskifahrer bin ich da aber skeptisch; mal ganz zu schweigen von dem massiven Kapazitätsrückbau.
Ich bin gespannt, wie die Situation dann im Herbst ist.
Gefallen:




Nicht gefallen:




Daher:







Unter „normalen“ Umständen wäre das ein sehr durchwachsener Tag gewesen, aber angesichts der Situation war der heutige Tag eine Wohltat.
Bilder:
Morgendlicher Blick auf die leider geschlossene Karlesjochbahn. Der Schnee hätte wohl (knapp) noch gereicht. Die Bahn ist zu der Zeit aber ja eh immer schon geschlossen. Die Bahn wertet das Gebiet aber insgesamt massiv auf.
Die ersten Abfahrten machte ich am SL Nörderjoch. Die hier befahrene Seite war später komplett durch Stangerlfahrer belegt.
Nur diese Seite war dauerhaft für den Publikumsskilauf verfügbar
Morgendlicher Zoom zum noch recht locker gefüllten Gletscherparkplatz. Die Dimensionen der Falginjochbahn sind im Vergleich zu den anderen Anlagen einfach gigantisch. Eine KSB, die man bestimmt in 1-2 Jahren auch hätte bauen können, wäre da schon schöner gewesen

Abfahrt an der Falginjochbahn. Trotz Fotostopp hatte ich eigentlich immer die Poleposition auf der Piste und zur nächsten Gondel langt es eh locker
Unterer, leider sehr flacher, Pistenteil. Leider kann man mit der neuen Bahn ja nicht nur den interessanteren oberen Teil wiederholen.
Das hiesige Pistenstück wurde später sehr zäh.
Blick über den Weißseeferner mit gerade talfahrender Kabine
Blick zurück zur Bergstation der Falginjochbahn vom Einstieg in die Black Ibex.
Die Black Ibex ist eine tolle, anspruchsvolle Piste. Ich empfinde die Abfahrt deutlich steiler, als z.B. die Harakiri, die ich meist recht langweilig finde. Die Piste konnte ich bei meinem Besuch im Frühwinter ja noch nicht fahren.
Blick ins Gebiet vom Starthang der Black Ibex
Ausblick an der Bergstation der Falginjochbahn
Der Ausblick vom Falginjoch in Richtung Süd-Tirol war heute leider doch etwas eingeschränkt. Der Ausblick von der 8EUB ist aber an sich schon schöner
Auch am Fernerlift wurden ein paar Fahrten eingelegt. Trotz der eigentlich kurzen Warteschlange dauert es hier dann doch immer ewig…
Blick zur Talstation der Falginjochbahn. Für meinen Geschmack schon etwas zu klobig
Da nun die Falginjochbahn überfordert war und man nicht mehr in die nächste Gondel kam, wechselte ich alternativ zum Nörderjochschlepper
Aber leider gab es auch hier lange Wartezeiten, aber immer noch besser, als mind. 10Min an der Falginjochbahn zu warten
Blick zum ehemaligen Nörderjoch II mit dem Gletscherbruch
Gletscherbruch im Zoom
Die Rennmannschaften gaben nun langsam wieder die von oben rechte Piste frei
Blick zur Talstation der Falginjochbahn aus der Entfernung.
Und nochmal im Zoom
Trasse der Falginjochbahn mit dem langen Spannfeld
Kabine der Falginjochbahn
Im Zoom
Die Piste am Nörderjoch II war wieder teilweise, auch ohne Lift, präpariert
Nochmal der Ausblick nach Süd-Tirol. Hier oben war es sehr stürmig und man musste manchmal schon etwas kämpfen, um den Weg vom Ausgang zur Piste zu schaffen
Bergstation der Falginjochbahn. Obenrum ja ganz nett, aber unten halt doch leider nur ein Betonklotz
Im mittlerweile leeren Trainingsgelände an der Falginjochbahn war es am Mittag am besten
Ab 11:30 Uhr wurde es spürbar leerer, was man auch auf dem Parkplatz erkennen kann. Der Stausee ist recht leer
Skifahren bis zum Kofferraum. Den Tag habe ich bestmöglich ausgenutzt. Erste Bergfahrt: 06:37 Uhr, letzte Bergfahrt: 13:00 Uhr.
Danach ging es wieder problemlos und mit kaum Verkehr nach Hause. Und für 0,99€/l habe ich auch schon lang nicht mehr Super E5 getankt – auch ein Vorteil von Corona.
Fazit:
Eigentlich ein durchschnittlicher Skitag, ABER: nach coronabedingter Zwangspause war der Skitag eine Wohlat. Es gab sicherlich seit dem 29.05.20 bereits potentiell bessere Skitage, aber leider war mir früher halt kein (legaler) Grenzübertritt möglich, weswegen ich jetzt halt das beste draus machen musste.
Meine geplanten Aufenthalte in Tux werde ich, vor allem rund um dem 20./21.06, wahrscheinlich auf Wochentage umtauschen, da es aktuell halt schon sehr voll war und das nach dem offiziellen Ende der deutschen Reisewarnung am 15.06.20 bestimmt nicht besser werden wird.