noisi hat geschrieben: ↑06.11.2019 - 11:03
Der eigentliche Sinn dieser "Verbindung" ist: mehr Pistenkilometer, ein vergrößertes Skigebiet, mehr Gäste, mehr Wertschöpfung, mehr Gewinn. Die Pitztaler versuchen durch die Hintertür, einen neuen Zubringer zu etablieren.
Kann man alles wollen - muss man aber nicht. Ich persönlich brauche das nicht. Eine reine Verbinungsbahn würde völlig ausreichen, eigentlich sogar der Status Quo.
Aus skifahrerischer Perspektive bietet die Verbindung eigentlich nicht viel. Die Verbindung ist mit Skitunnel und einer ganzen Reihe von Verbindungsbahnen reichlich umständlich, die Pistenverbindung überwiegend ziehweglastig und flach. Eine wirklich attraktive Piste gibt es nur vom linken Fernerkogel zur Braunschweiger Hütte, mit guten Willen noch den oberen Teil der Südabfahrt von linken Fernerkogel auf die Zunge des Mittelbergferners.
Das ganze würde durch einen gigantischen und nachhaltigen Eingriff in die Bergwelt erkauft. Aufgrund des anhaltenden Gletscherrückgangs sind diverse Dauerbaustellen vorprogrammiert.
Das ganze mal anhand eines Satellitenbildes, aus meiner Sicht, erläutert. Aufnahmedatum ist der 4. September 2019.
Der Projektbereich, zunächst ohne diverse Markierungen. Karlesferner und oberer Mittelbergferner sind bisher völlig unangetastet.
Was auffällt, es liegt praktisch kein Schnee mehr auf den Gletschern, lediglich die obersten Bereiche von Rettenbach- und Tiefenbachferner tragen noch eine Firnauflage. Der Karlesferner ist weitestgehend blank.
Das ganze nun mit Beschriftungen.
orange = Bestehende Liftanlagen im Pitztal (links) und Sölden (rechts)
gelb = gleplante Liftanlagen (Pi mal Daumen)
blau = neue Skipisten, gestrichelt der Tunnel vom Tiefenbachferner
hellblau hinterlegt = A: attraktive Piste vom linken Fernerkogel zur Braunschweiger Hütte; B = akttraktive Piste vom linken Fernerkogel auf die Zunge des Mittelbergferners
rot schraffiert = (kurz und mittelfristige Dauerbaustellen) Problembereiche
1: Der Knotenpuntk der neuen Liftanlagen wird natürlich auf Fels gebaut, oberhalb der derzetigen Gletscherzunge. Die zugehende Skipisten verlaufen teils noch über Eis, dass Jahr für Jahr um einige Meter absinkt. Damit die Station erreichbar bleibt sind aufwändige Felsarbeiten, Vermattungen und Schneeverschiebungen nötig. Die Zufahrt wird sehr flach und wird künfig noch flacher werden. Ob die Station nach dem vollständigen Abschmelzen des Eises aus allen Richtungen per Ski erreichbar bleibt ist ungewiss.
2: Übergang "westlicher Mittelbergferner" - Gletscherzunge
3: Mittelbergzunge bis hinauf zum linken Fernerkogel. Der südexponierte Gletscherreste schmilzt schnell ab. Am unteren Übergang zum noch länger verbleibenden, dickeren Eis der Gletscherzunge wird sich eine Steilstufe bilden, deren Übergang Jahr für Jahr angepasst werden muss. Das eigentliche Kar wird nach dem abschmelzen des Eises, ähnlich wie das Seiterkar am Tiefenbachferner aussehen. Fels und Schutt - das ganze in Südlage. Frühzeitige Öffnung im Herbst ist also eher nicht.
4: Übergang Karlesferner/Braunschweiger Hütte. Der Zungenbereich des Gletschers schwindet stark, auch in den Eisbrüchen darüber apern Felsinseln aus. Damit die Station erreichbar bleibt braucht es dauerhafte Pistenkorrekturen, vermattungen und Schneeverschiebungen - etwa wie unterhalb des Tiefenbachferners.
5: Skiweg unterhalb des linken Fernerkogels. Ganz abgesehen davon, dass der Skiweg sehr flach sein wird - und zwar auf gesamter Länge, führt er über schuttbedecktes Toteis in stark lawinen- und steilschlaggefährdeten Gelände. Am Übergang zur Gletscherzunge folgt eine Steilstufe, dann geht es weiter mit Problembereich 1).
A: Der hangende Ferner ist für einen skibaren Gletscher recht steil und besitzt immernoch viele Gletscherspalten - mehr als alle anderen, erschlossenen Gletscher, in Österreich. Hier wird extrem viel gebaggert und gesprengt werden müssen und den Bereich befahrbar zu halten.