scuol-fan hat geschrieben: 20.03.2020 - 23:59
Ich bezweifle nicht unbedingt die Folgen einer (un-)kontrollierten Ausbreitung, welche von der Wissenschaft in diversen Modellrechnungen vorhergesagt werden.
Inklusive der Überlastung des Gesundheitssystems, inklusive des dadurch entstehenden Leids, inklusiver der Folgen auch für Menschen,
die gar nicht am Coronavirus erkranken (aber vielleicht aus anderen Gründen ins Krankenhaus müssen).
Dazu fehlt mir das Spezialwissen, um das beurteilen zu können.
Die jetzigen Maßnahmen werden erhebliche Kollateralschäden verursachen. Nicht nur wirtschaftliche. Nicht jeder Mensch wird das psychisch über die erforderliche Zeit verkraften.
Es wird verschiedene Reaktionen geben. Liebe Alpinforum-Leitung, wahrscheinlich werdet ihr meinen Beitrag zensieren, aber lest ihn wenigstens selber durch.
Es besteht das Risiko, daß es Extremreaktionen bis hin zu totalem Kontrollverlust gibt. Die könnten sich äußern in Wegbruch der Solidarität
(das beginnt jetzt schon, sichtbar z.B. an Hamsterkäufen), das geht dann weiter über kriminelle Handlungen (aus Egoismus oder einfach aus Langeweile,
auch das ist schon sichtbar, Diebstahl von Material aus Krankenhäusern z.B.), kann sich steigern zu Amokläufen und im absoluten Extremfall zu Plünderzügen
und Anarchie.
Auch da gibt es einschlägige Vorerkrankungen, man muss hier kein Experte sein um zu sehen, dass unter dieser Art von "Vorerkrankung"
bereits etliche Menschen leiden, ganz ohne Corona.
Dann gibt es die wirtschaftlichen Folgen. Man kann mit monate-/jahrelanger Quarantäne der gesamten Bevölkerung ganz sicher das Virus eindämmen
und ganz sicher verhindern, dass sich zu viele Menschen infizieren und das Gesundheitssystem überlastet wird. Aber wie sieht die Wirtschaft hinterher aus?
Oder anders gefragt, in welchem Jahrhundert befinden wir uns danach? Können wir uns danach noch die oft unfassbar teuren (und auch gut wirksamen)
Therapien gegen Krebs, Aids, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. schlichtweg leisten? Oder können wir dann auch hier einen Großteil der Patienten
schlichtweg wegen fehlender Kapazitäten nicht mehr behandeln?
Ich habe noch keine Studie gesehen, welche diese Folgen abbildet. Wie viele Menschen werden sterben durch Suizid sterben, wie viele Menschen werden sich gegenseitig
beim Kampf um Klopapier töten, wie viele Menschen bekommen keine Krebstherapie mehr, weil unsere Volkswirtschaft schlichtweg die Mittel dafür nicht mehr hat?
Wäre es vielleicht doch besser, die Überlastung des Gesundheitssystems einfach hinzunehmen? Es ist schrecklich, ich möchte das nicht anzweifeln.
Es ist nichts, was sich irgend jemand auch nur ansatzweise wünschen würde. Aber können wir es denn verhindern, oder müssen wir als Menschheit
einfach mal vor der Natur kapitulieren?
Ich maße mir ganz bestimmt nicht an, das zu wissen. Ich maße mir aber an, zu kritisieren, daß es keinerlei Überlegungen gibt, was wir mit unseren Maßnahmen anrichten,
und das nicht damit vergleichen, was passiert, wenn wir einfach nichts tun, oder wesentlich "mildere" Maßnahmen.
Ich hoffe, daß war jetzt sachlich genug und regt doch einmal zum Nachdenken an ...